Lüneburger Heide: Mehr Übernachtungen, aber weniger Touristen?
Schneverdingen. In der Osterheide und am Höpen sind verhältnismäßig wenig Touristen auszumachen. Und das nicht nur, weil das Wetter gerade nicht mitspielt. Besonders die Reisebusse, die hier früher viel auszumachen waren, sind seltener geworden, so der Eindruck von Höpenschäfer Steffen Schmidt. „Man muss nur mit offenen Augen über den Höpen gehen – es ist definitiv weniger geworden. Keine Busse, keine Kutschen – der Höpen ist fast wie tot“, so der Schäfer, zu dessen Schafschur am Höpenschafstall im Frühsommer kaum 30 Gäste erschienen sind.
Kutschen-Buchungen sind rückläufig
Steffen Meyer vom Zahrenser Betrieb Kutschen-Meyer bestätigt den Eindruck von Schäfer Schmidt, dass er nur noch wenig Kutschen in der Heide stehen hat. In Ober- und Niederhaverbeck sei es nicht anders. „16 Euro pro Person, das ist für viele Menschen uninteressant geworden“, weiß Meyer, dass der Preis für die Kutschfahrt für Touristen mit überschaubarer Börse ein Thema ist. „Aber bei den derzeitigen Lohnkosten brauche ich keine Kutsche mehr auf gut Glück in die Heide zu stellen. Da zahle ich nur drauf“, erklärt Meyer das Dilemma. Er fährt nur noch auf Bestellung raus. Und selbst diese Vorab-Buchungen seien weniger geworden.
Stirbt der klassische Heidetourismus also aus? Auch wenn der äußere Eindruck für den Augenblick stimmen sollte: Die Zahlen sagen für den Heidetourismus im Ergebnis etwas anderes. Erst im Frühling hatte die Lüneburger Heide GmbH (LHG) nämlich eine kleine Sensation verkündet: Allein im ersten Quartal des Jahres hatte die Heide fast eine Million Übernachtungen verzeichnet. „Das liegt weit über den Erwartungen“, sagte dazu Cheftouristiker Ulrich von den Bruch. Auch Martina Klein von der Schneverdingen-Touristik bestätigt die „absolut guten“ Zahlen bei den Übernachtungen für die Heideblütenstadt. „Das Thema Wandern und Radfahren ist noch immer ein Hauptthema“, sieht Klein auch für den klassischen Heidetourismus keine Abstriche.
VNP: Nach Wilsede kommen weniger Touristen
Für Hauke Hübscher, Alex Tome und Jan Schloo vom Schafstall am Heidegarten ist vor allem das Wetter verantwortlich für Schwankungen bei den Gästen. Marian Groß vom Heide-Kiosk kennt das Touristengeschäft schon seit Jahrzehnten. Für ihn stimmen die Zahlen. „Es ist Vorsaison“, sagt er lapidar, während er gerade eine Busladung Schweizer mit Kaffee, Kuchen und Heidetypisches abfertigt.
Der Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide (VNP) hingegen bestätigt, dass insgesamt weniger Touristen und Kutschen nach Wilsede kämen. Statt Kutschen seien jetzt mehr E-Bikes auszumachen. Die sorgten für eine bessere Mobilität – ein technischer Vorteil beim „Kampf“ mit dem schwerfälligen Mullersand der Heide im Vergleich zum herkömmlichen Zweirad.