Gründer-Preis für den Spiele-Flüsterer

Tim Heitmann wurde zwar in Rheinland-Pfalz geboren, fühlt sich aber der Heide verbunden und gehört auch heute noch dem Handels- und Gewerbeverein Schneverdingen an. Foto: bk

Seinen persönlichen „And the Oscar goes to...“-Moment hat Tim Heitmann gerade in den alten Hapag-Hallen in Cuxhaven erlebt. Die Industrie- und Handelskammer Elbe-Weser-Raum hat dem jungen Unternehmer, der mit seiner Firma TSM Conzept inzwischen von Schneverdingen nach Rotenburg umgezogen ist und dort im ersten Corona-Jahr ein neues Start-Up gegründet hat, mit ihrem zum ersten Mal vergebenen Gründerpreis ausgezeichnet. Eine sechsköpfige Jury aus Unternehmern und Gründungsexperten hat dazu 85 Bewerbungen aus dem Elbe-Weser Raum gesichtet.

BMW, Telekom, MAN und Uefa buchen Schulungen bei Heitmann

Heitmann hat mit seinem Unternehmen Business Escape Games das Schulungswesen im Geschäftsbereich auf eine neue Grundlage gestellt. „Wir packen Schulungen, die sonst als langweiliger Frontalunterricht gemacht werden, in Spiele“, erklärt Heitmann. Dass dies keine spinnerte Idee ist, sondern im großen Stil innovativ ist, belegen seine Aufträge. Gerade erst hat er aus Anlass der Europameisterschaft für die Uefa eine Schulung in ein Spiel gepackt. „Da hatten wir wenig Zeit und mussten deutlich Überstunden machen, weil die ja nicht einfach Spiele verlegen konnten, bis wir das Projekt fertiggestellt haben“, hat Heitmann auch im Stress Humor behalten. Der studierte Sportbetriebswirt hilft aber auch großen Unternehmen wie BMW, MAN, Telekom oder der Lufthansa dabei Wissenstransfer spielerisch zu gestalten.

Für sein virtuelles Schulungsspiel für MAN Trucks, das in zehn Sprachen für alle MAN-Vertriebler weltweit erstellt worden ist, hat Heitmann in diesem Jahr bereits eine weitere E-Learning-Auszeichnung erhalten. Mit seinem Schulungsspiel hat er den LKW-Verkäufern die neuesten Vorteile des MAN-Produkts vermittelt, mit dem Ziel, dass die Vertreiber ein Verkaufsgespräch simulieren.

Selbst Verwaltungen setzen auf das Spiel-Prinzip

Auch Verwaltungen zählen zu Heitmanns Kunden. So hat er für die Bezirksregierung Oberbayern ein sogenanntes Pre-Boarding-Game entwickelt, mit dem sich neue Mitarbeiter schon vor dem ersten Arbeitstag einen Einblick in die Verwaltungsstruktur verschaffen können. Aktuell entwickelt er ein Spiel für die Rotenburger Kreisverwaltung.

Heitmanns Aktivitäten liegen inzwischen zu 90 Prozent auf dem neuen Unternehmen. Mit seiner Agentur TSM Concept arbeitet er allerdings noch immer unter anderem für die Schneverdinger Touristik und Bestandskunden. Sein Ziel ist es, auch Klein- und Mittelsstandsunternehmen für sein innovatives Wissenstransfer-Konzept zu begeistern. „Große Konzerne sind zwar gute Referenzen, aber die Investitionen in den Auftrag sind sehr, sehr hoch“, würde Heitmann gerne wieder etwas regionaler arbeiten.

Zur Person

Tim Heitmanns Großeltern Harald und Ilse Heitmann betrieben das Schneverdinger Unternehmen Heitmann Lederwaren. Er selbst wurde allerdings 1992 in Rheinland-Pfalz geboren. Nach Mittlerer Reife, Grafikdesigner-Ausbildung und Fachabitur hat er noch ein Studium in Köln absolviert und als Diplom-Sportbetriebswirt abgeschlossen. 2013 zog er nach Schneverdingen und baute mit TSM Concept seine Selbstständigkeit auf. Business Escape Games gründete er zu Beginn des Lockdowns im März 2020 und packt seither Schulungen in virtuelle Escape-Spiele. Er hat selbst 200 Brettspiele daheim und ist fasziniert von Spielen, in denen man sich Lösungswege selbst erarbeiten kann. Was Spaß mache, lerne man auch leichter. Sein Ansatz: „Wir ändern nicht die Inhalte, nur die Vermittlungsmethode.“ Heitmann lebt mit seiner Familie inzwischen in Rotenburg.