Soltau will Miniwohnungen für Wohnungslose bauen
Mit Miniwohnungen will die Stadt Soltau die Situation für Wohnungslose verbessern und gleichzeitig ein weiteres Ziel erreichen: Nach einer Eingewöhnungszeit in diesem Umfeld soll diese Personengruppe besser in „richtige Wohnungen“ vermittelt werden können.
Das erklärte die Verwaltung kürzlich dem städtischen Bauausschuss. Der sprach sich für das Projekt aus, der Stadtrat beschloss am Dienstagabend, die Planungen für die Mietwohnanlage in Auftrag zu geben. Zudem sollen Fördermittel für den Neubau generiert werden. Nach Vorlage der Planungsunterlagen soll erneut über das weitere Vorgehen entschieden werden.
Die Stadt Soltau betreibt Obdachlosenunterkünfte am Bornkamp und bietet Wohnungen in sogenannten Schlichthäusern an der Moorstraße sowie an der Soldiner Straße an. Im vergangenen Winter waren alle Plätze belegt, es habe große Probleme gegeben, alle Menschen gut unterzubringen, hieß es im Ausschuss. Man sei mit den vorhandenen Wohnangeboten an die Grenzen gestoßen.
Inzwischen habe sich die Situation entschärft. Zurzeit seien neun Personen untergebracht, wie viele wohnungslose Menschen tatsächlich in Soltau unterwegs seien, wisse die Stadt nicht. Viele übernachteten bei Freunden und Bekannten.
Eines der beiden Schlichthäuser mit Einzelzimmern und Appartements, in denen auch Familien kurzzeitig unterkommen können, hat vor gut 20 Jahren der Rotary-Club finanziert, um für Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, eine Unterkunft zu schaffen. Zum 100-jährigen Bestehen der Dachorganisation hatten die Mitglieder Spenden gesammelt und mit Hand angelegt.
Nun will die Stadt Soltau selbst mithilfe von Fördermitteln einen eingeschossigen Komplex bauen, der vier Wohnungen mit jeweils Platz zum Wohnen, Schlafen, für eine Kochnische und ein Badezimmer vorhält.
Vorgesehen ist dafür das Gelände auf dem Grundstück der Soldiner Straße 21f. Dort ist im hinteren Bereich noch Platz. Laut zuständigem Fachgruppenleiter Olaf Hornbostel gebe es Firmen, die solche Häuser konzipieren und individuell auf Stadtwünsche anpassten.
„Wir hoffen, dass das Angebot ein Sprungbrett wird, um wieder in normale Wohnungen ziehen zu können“, so Hornbostel. Es entstehe kein Luxus, aber eine ansprechende Wohnung. So könnten die Menschen auch besser begleitet werden. Fest steht jedenfalls, dass viele Bewohner in der Obdachlosenunterkunft am Bornkamp nicht richtig aufgehoben seien. „Sie gehören dort nicht hin.“
Kommunen sind verantwortlich
Die genaue Anzahl wohnungsloser Menschen ist nicht bekannt, es gibt keine zentrale Erfassung in Deutschland, die flächendeckend und kontinuierlich Wohnungslose zählt. Allerdings gibt es Schätzungen und Erhebungen beispielsweise durch die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W).
Danach sollen in Deutschland im Jahr 2022 etwa 50000 Menschen auf der Straße gelebt haben, also obdachlos gewesen sein, und insgesamt 607000 Menschen waren wohnungslos. Diese Zahl berücksichtigt allerdings alle Formen der Wohnungslosigkeit, einschließlich Menschen, die in Notunterkünften, bei Freunden und Familie oder in Behelfsunterkünften leben.
Die Verantwortung für die Unterbringung von Obdachlosen liegt bei den Kommunen. Sie haben die Pflicht, kurzfristige Notunterkünfte und langfristige Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.