Durchs Sieb gefallen: Wie Plastik in die Gärten kommt

Eier- und Kartoffelschalen machen guten Kompost, Kunstoff-Fehlwürfe in Biotonnen mindern die Qualität.

Wenn jeder Müll so gut verwertbar wäre wie der täglich im Haushalt anfallende Bioabfall, hätte die Welt einige Probleme weniger. Alles, was schnell organisch verrottet, lässt sich gut in den biologischen Kreislauf zurückführen. Während eine Plastiktüte bis 20 Jahre benötigt, um sich in der Natur aufzulösen, eine simple Blechbüchse sogar ein halbes Jahrtausend, kann man dem Kerngehäuse eines Apfels, den Eierschalen oder schimmelnden Brotresten quasi bei der Zersetzung zuschauen. Die biologischen Abfälle werden getrennt gesammelt, von der Abfallwirtschaft Heidekreis (AHK) abgeholt und am Ende als hochwertiger Kompost der Natur zurückgegeben. Ein geschlossener Kreislauf. Aber das System hat eine Schwachstelle.

So berichtet eine Gärtnerin, dass der in Benefeld aus Bio- und Gartenabfällen gewonnene Kompost Plastik enthalte. Dieser würde durch die Ausbringung flächig verteilt. Nano- und Mikroplastik, kleinste und kaum noch abbaubare Kunstoffreste, stellen ein stetig wachsendes ökologisches Problem dar.

„Störstoffe lassen sich nicht komplett aussieben"

In der modernen Vergärungsanlage in Benefeld wird seit 2021 Biomüll aus Braunen Haushaltstonnen zu Humus verarbeitet, den der AHK-Partner Kompotec vermarktet. Abnehmer Mawaso (Maschinenring Soltau-Walsrode) übernimmt es, den Humus von Kunststoff zu befreien. Dies geschehe durch Siebung, erläutert Kompotec-Betriebsleiter Sebastian Böhme, „man kann sich das wie eine Waschtrommel vorstellen“. Das Problem: Kleine Kunstoff-Fragmente rutschen durch. „Störstoffe lassen sich nicht komplett aussieben, eine solche Trennschärfe bekommt man nicht dargestellt.“

Böhme ist seit Jahrzehnten in der Branche tätig und kennt die Schwachstelle: Es ist die nachlässige Mülltrennung. Verbrauchern sei in der Regel klar, was in die Biotonne gehöre und was nicht. „Was direkt angeliefert wird, ist einwandfrei“, berichtet Böhme. „Biotonnen, die abgeholt werden, sind einfach anonymer.“ Und je anonymer, desto unsauberer werde getrennt. Daher bewertet Böhme die Qualität des Humus aus Benefeld, gewonnen aus den Landkreisen Heidekreis und Diepholz, als überdurchschnittlich. In Großstädten mit ihren unpersönlichen Wohnblöcken landeten deutlich mehr Störstoffe in den Biotonnen. Gesetzliche Grenzwerte würden aber stets kontrolliert und eingehalten.

Auch in Dörfern und Kleinstädten kommt es zu „Fehlwürfen“ – ein Begriff, den Böhme ungern verwendet, weil er nach einem Versehen klingt. Tatsächlich sei es erfahrungsgemäß so, dass stets nur wenige Haushalte den Löwenanteil der „Fehlwürfen“ verantworten und wenig Bereitschaft zur Verhaltensänderung mitbrächten. Aufwendige Tonnenkontrollen seien der einzige Weg, dem zu begegnen. In letzter Konsequenz gebe es nur die Option, ungeeigneten Haushalten die Biotonne zu entziehen. Denn alles im Restmüll ist immer noch besser als Kunstoff in der Biotonne.