Nun offiziell: Soltau hat eine Patenkompanie
Nun ist es tatsächlich so weit: Nachdem der Stadtrat im November vergangenen Jahres bereits beschlossen hatte, dass Soltau mit der Stabs- und Unterstützungskompanie der Panzerlehrbrigade 9 eine Patenkompanie erhalten soll, wurde der Schritt offiziell vollzogen.
Bürgermeister Olaf Klang und Major Toni Hanika unterschrieben am Mittwoch in der Alten Reithalle die nötigen Urkunden vor einer imposanten Kulisse, in der die Tarnfarbe überwog. Die Soldaten der Kompanie waren augenscheinlich in der Überzahl, aber auch zahlreiche Mitglieder des Stadtrates waren gekommen sowie Vertreter der Verwaltung, von Feurwehr und Vereinen.
Sichtbares Zeichen der Anerkennung und Verbundenheit
Eine Patenschaft sei die freiwillige Übernahme einer Fürsorgepflicht, betonte Klang in einer Rede. Sie sei daher in diesem Fall ein sichtbares Zeichen der Anerkennung, Wertschätzung und Verbundenheit mit der Bundeswehr in der Gesellschaft.
Wenngleich, auch das ließ Klang nicht unerwähnt, es in den letzten Jahren nicht immer so wahrgenommen werde, dass die Bundeswehr für die Friedenssicherung in der Demokratie unerlässlich sei und mit der Aussetzung der Wehrpflicht 2011 sich die Beziehung zwischen Bundeswehr und Gesellschaft weiter verändert hätte.
Mit dem Ukrainekrieg mitten in Europa habe sich diese Einschätzung wieder ein stückweit gewandelt, plötzlich erinnere man sich, dass es in diesem Land die Bundeswehr gebe, erklärte Klang. Sie sollte daher geachtet, gewürdigt und mit allem Notwendigen ausgestattet sein.
Zudem sei es wichtig, dass jeder Soldat und jede Soldatin die Gewissheit haben müsse, dass die Bevölkerung hinter ihnen stehe, sie unterstütze und ihren Einsatz, der das Leben kosten kann, würdige. „Diese Gewissheit, verbunden mit der Anerkennung und Wertschätzung will die Stadt Soltau heute Ihnen und ihrer Kompanie stellvertretend für die ganze Bundeswehr geben“, richtete sich Klang direkt an den Kompaniechef.
Austausch auf Patenschaftsebene
Hanika erklärte, dass es für ihn eine Ehre sei, die Patenschaft selbst zu begründen. Wie gut eine Patenschaft funktionieren könne, habe er an seinem vorherigen Einsatzort erlebt, wo diese seit mittlerweile einem halben Jahrhundert bestehe und aus Übungen in dem Gemeindegebiet hervorgegangen sei. Diese seien inzwischen allerorten Rarität, umso wichtiger seien daher die Begegnungen und der Austausch zwischen Bevölkerung und Soldaten auf Patenschaftsebene.
Mit seinem Ansinnen habe er in Soltau offene Türen eingerannt, erklärte der Major. „Das einstimmige Ergebnis im Stadtrat hat mich und meine Soldaten gefreut.“ Nun solle es darum gehen, die Patenschaft mit Leben zu erfüllen. Für Hanika sei es daher wichtig, mitzumachen, sie aktiv zu gestalten, insbesondere in den Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern und „uns als Teil der Streitkräfte“ zu kommen. „Wir sind ein wesentlicher Bestandteil einer wehrhaften Demokratie.“
Von Gästeschießen bis Sportfest
Die neue Patenkompanie der Stadt Soltau hat ihre Heimat in der Munsteraner Örtzetalkaserne. Fast 140 Dienstposten umfasst die Stabs- und Unterstützungkompanie der Panzerlehrbrigade 9.
Noch sind nicht alle Dienstposten besetzt, die Kompanie gibt es erst seit gut einem Jahr, sie muss personalmäßig aufwachsen. Am späten Mittwochnachmittag verfolgten etwas 60 Soldatinnen und Soldaten die Unterzeichnung der Patenschaftsurkunde in der Alten Reithalle. „Das Aufwachsen dauert ein wenig“, erklärt der Chef, Major Toni Hanika.
Der Strukturwechsel bei der Panzerlehrbrigade 9 hat noch nichts mit der neuen Kommandostruktur zu tun, die Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius am gestrigen Donnerstag ankündigte. Vor einiger Zeit wurde entschieden, den Stab der Brigade bei den Planungsprozessen besser zu unterstützen. Deshalb teilte sich die bisherige Kompanie in zwei Verbände auf, die Fernmeldekompanie ist jetzt ein eigener Bereich. Diese Soldaten übernehmen alles rund um die Datenübertragung.
Vielfältige Kompanieaufgaben
Die Stabs- und Unterstützungskompanie hat vielfältige Aufgaben, damit die militärische Führung ihrer Arbeit nachgehen kann. Im Einsatzfall beispielsweise, so erklärt Hanika, seien seine Soldaten dafür verantwortlich, den Gefechtsstand auszurüsten, „Wir stellen Stühle und Tische hinein, die Fernmelder bringen die Computer, damit die Arbeit beginnen kann.“
Für die Soldaten gehöre es zudem zu ihrer Aufgabe, Kraftstoff zu organisieren, damit die Aggregate Strom produzieren können, man baue Toiletten und Betten auf und sorge für die Verpflegung rund um die Uhr und im Schichtbetrieb. „Auch das gehört zum Soldatenleben dazu, sonst würde das alles nicht funktionieren.“ Aber natürlich sei jeder Soldat der Kompanie im Kampf ausgebildet und trage eine Waffe. „Wir müssen uns auch verteidigen können.“
Kaum war die Tinte unter dem Patenschaftsvertrag trocken, wollten in der Alten Reithalle viele von Hanika wissen, wie sich die Patenschaft zwischen der Kompanie und der Stadt Soltau denn nach außen zeigen werde.
Fest vor Augen hat der Kompaniechef eine erste Einladung an die Vertreter der Stadt und der Vereine zu einem Gästeschießen auf der Schießbahn in Munster. „Das finde ich schon einmal eine ganz gute Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen“, so Hanika.
Abordnung zum Volkstrauertag
Aber auch für Soltau selbst hat er bereits Ideen, im Rahmen einer Art Biwak die Kompanie, ihre Ausrüstung und die Arbeit näher darzustellen. Vielleicht könnten die Soldaten ihre Fahrzeuge präsentieren, falls es klappt, sie in Aktion zeigen. Auch eine sportliche Veranstaltung hat Hanika schon im Kopf. Zum Volkstrauertag werde er zudem gerne eine Abordnung schicken, um dem Anlass einen würdigeren und größeren Rahmen zu verleihen.
Vonseiten der Stadt stellt er sich vor, dass die Soldaten Soltau und die Geschichte bei einer Führung näher kennenlernen könnten. Zu einem Neujahrsempfang oder Stadtfest eingeladen zu werden, sei ebenfalls eine Möglichkeit, direkter mit der Bevölkerung in den Austausch zu kommen.
Denn wichtig war Hanika bei der Suche nach einer passenden Partnerkommune, eine etwas größere Stadt mit potenziellen Bewerbern zu wählen, um auch für die Bundeswehr zu werben. „Sie sollen sehen, wie leistungsfähig wir sind, was wir zu bieten haben.“