14K3-Marsch: Auf dem Weg zu mehr Wertschätzung
Auf dem Parkplatz vor der Hindenburgkaserne haben sich am vergangenen Sonnabendmorgen mehrere Soldatinnen und Soldaten sowie Zivilisten mit Wanderausrüstung getroffen, um einen rund 20 Kilometer langen Marsch durch die Örtzestadt, das umliegende Gelände, die Kaserne und den Truppenübungsplatz anzutreten. Mehrere Teilnehmer hatten Rucksäcke mit zum Teil exakt 14 Kilogramm Gewicht dabei. Viele Soldaten tragen ein beigefarbenes Patch am Ärmel mit der Aufschrift 14K3. Ein Begleitfahrzeug führt eine 14K3-Flagge und einen Gedenkkranz mit.
Krafreitagsgefecht: Bundesweite Gedenkmärsche seit 2020
Hintergrund der ungewöhnlichen Menschenansammlung ist der Beginn des sogenannten 14K3-Marsches durch Munster. Er erinnert an das Karfreitagsgefecht der Bundeswehr gegen die Taliban bei Kunduz am 2. April 2010. Eine Einheit des Fallschirmjägerbataillons 373 war damals in einen Hinterhalt geraten. Während des stundenlangen Gefechts fielen drei Soldaten, acht weitere wurden zum Teil schwer verwundet. Das Gefecht gilt als verlustreichstes und schwerstes Gefecht der Bundeswehr seit ihrem Bestehen. Im Jahr 2020 begründete ein Offizier den Gedenkmarsch, der inzwischen bundesweit durchgeführt wird. Die 14 steht für 14 Jahre, das K für Karfreitagsgefecht und die 3 für die drei gefallenen Kameraden. 2020 wurde die Tradition als 10K3-Gedenkmarsch begründet.
In Munster organisiert Oberfeldwebel Friedrich Grahl das Ereignis. Er selbst war zwar nicht in Afghanistan, aber gehörte 2022 zur ersten Rotation der Bundeswehr in Litauen. Zwölf Kilometer vor der weißrussischen Grenze sei er stationiert gewesen. „Es war ein intensives Erlebnis“, erzählt Grahl. „Nicht nur wegen der Bedrohungslage, sondern vor allem wegen der Ungewissheit.“ Doch als Kinder zu ihm gekommen seien, ihn umarmt und auf Deutsch „Danke“ gesagt hätten, habe er gewusst, wofür die Bundeswehr dort stationiert sei. „Ich kriege jetzt noch Gänsehaut“, sagt der Oberfeldwebel und reibt sich über den Unterarm.
Organisator von 14K3-Marsch hofft auf starke Entwicklung des Gedenkens
Grahl hofft mit dem Gedenkmarsch auf mehr Wertschätzung aus der Bevölkerung und seitens der Politik für die Soldaten „und für die Familien derjenigen Kameraden, die nicht mehr unter uns sind“. Für einen großen Standort wie Munster sei es eigentlich verpflichtend, dass man irgendwann 300 bis 500 Teilnehmer aufbringe, die sich in den Gedenkmarsch einreihen. Die Offiziersschule Fürstenfeldbruck in Bayern habe zum 14K3-Marsch immerhin 300 Teilnehmer aufstellen können.
An diesem fast sommerlichen Tag in Munster sind es allerdings nur rund 30 Teilnehmer. Doch die zeigen sich motiviert und wollen bewusst Flagge zeigen. „Ich gedenke mit meiner Teilnahme am 14K3-Marsch der gefallenen Kameraden und der Verwundeten“, erzählt Soldatin Mareike Buchwald. Ein anderer Soldat nimmt teil, weil er den „Bürger in Uniform“ wieder stärker in der Gesellschaft verankert sehen möchte. „Es ist wichtig, dass wir zeigen, was mir machen und dass wir ein Teil der Gesellschaft sind“, sagt Nico Grunwald.
Mehrere der Teilnehmer haben wie Grahl Einsatzerfahrung in Litauen, Mali oder Afghanistan. Doch mit ehemaligen Soldaten, den Veteranen, beschäftigen sich die aktiven Soldaten eher weniger, wie 14K3-Marsch-Teilnehmer und aktiver Soldat Rudolf Wiebels bekennt. Dass die Gedenkmärsche auch Teil der neuen deutschen Veteranenkultur sind, sieht man an diesem Tag in der Tat eher nicht. Auch Politiker, die die Soldaten per Bundestagsbeschluss in die gefährlichen Einsätze entsenden, sind an diesem Tag nicht dabei, auch nicht der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil.
Gedenken für Gefallene ist nicht überall erwünscht
Ein Teilnehmer zeigt sich enttäuscht, die Verwaltung habe dem Gedenken angeblich sogar noch Steine in den Weg gelegt. So soll die Stadtverwaltung eine Schweigeminute am Rathaus abgelehnt, die Kreisverwaltung zudem die Organisatoren eindringlich gebeten haben, den Marsch in der Stadt nur auf dem Bürgersteig durchzuführen – woran sich die Orgaleitung letztlich auch hält. Zudem erfolgt der 14K3-Marsch, der ursprünglich tatsächlich am Rathaus vorbeiführen sollte, an diesem Tag nicht durch die Fußgängerzone.
Auch Zivilisten nehmen an dem Gedenkmarsch teil. „Schon seit Jahren machen wir das als Familie“, berichtet etwa ein Familienvater zu seiner Motivation. Seine Jacke weist am Ärmel alle Gedenkmarsch-Patches seit 2021 auf. Die Munsteraner Familie mache das sonst immer für sich privat, nicht in offiziellem Rahmen, so der Mann. Er habe aber aus der Zeitung von dem offiziellen 14K3-Marsch erfahren, woraufhin sich die Familie entschlossen habe, dieses Mal in Munster an dem organisierten Ereignis direkt teilzunehmen.
Noch ist der Gedenkmarsch in Munster – gemessen an der Bedeutung des Standorts – klein. Und vielleicht ist auch im Zusammenspiel zwischen Behörden, Politik und den Teilnehmern des Gedenkens auch noch viel Luft nach oben. Grahl hofft zumindest für die kommenden Jahre auf eine deutliche Steigerung, „bis auf das Zehnfache der Teilnehmer“.