Mehr Radverkehr im Rathausquartier?

Vereine sollen eine neue Heimat in der bisherigen Freudenthalschule bekommen. Die Ideen für das Quartier rund um das Rathaus gehen noch weiter. Das Verwaltungsgebäude selbst könnte einen Anbau erhalten, zudem ist Wohnbebauung und Nachverdichtung eine Möglichkeit. Grafik: Sweco

Weniger Raum für Autos, dafür mehr Platz zum Radfahren, zur Erholung, für Spiel und Sport und für die Verwaltung: Die Stadt Soltau hat gemeinsam mit dem beteiligten Stadtplanungsbüro Sweco zwei Varianten für die künftige Gestaltung des sogenannten Rathausquartiers zwischen Rosen-, Mühlen- sowie Post- beziehungsweise Wilhelmstraße vorgelegt. Grundlage dafür war auch eine Bürgerbeteiligung im September vergangenen Jahres.

Jetzt sind wiederum die Soltauerinnen und Soltauer bei einer Internetumfrage mit im Boot. Sie können mitentscheiden, welche Variante, welche Planung letztlich in dem einem Dreieck gleichenden Quartier umgesetzt werden sollte.

Erhebliche Fördermittel stehen dafür zur Verfügung. Der Planungshorizont reicht bis 2032. Kann man sich in der Zukunft vorstellen, dem Radverkehr auf der Mühlenstraße Vorrang einzuräumen oder soll es eine extra Wegstrecke nur für Zweiradfahrer geben?

Soll weiterer Wohnraum im Quartier geschaffen, dafür vielleicht auch eine Turnhalle abgerissen werden, oder soll es mehr Grün rund um einen sogenannten Outdoor-Besprechungsraum geben? Soll die Verwaltung die jetzige Freudenthalschule mit nutzen oder soll es besser einen Anbau an das bisherige Rathausgebäude geben?

„Insbesondere die Themen Verkehr, öffentliche Räume und Nachverdichtung haben wir in den Varianten neu betrachtet“, erklärt Stadtplanungschef Daniel Gebelein. Die Themen seien fachlich und danach bewertet worden, was überhaupt umsetzbar sei.

Prämisse bei beiden Varianten ist, dass die Freudenthalschule künftig nicht mehr in der Innenstadt beheimatet ist, sondern die Schülerinnen und Schüler in einem Neubau an der Winsener Straße unterrichtet werden. Erste planungsrechtliche Schritte für die neue Freudenthalschule werden am heutigen Dienstag bei der Sitzung des Bauausschusses eingeleitet.

Noch in diesem Jahr soll eine sogenannte Rahmenplanung für das Rathausquartier vorgelegt werden. Beide Varianten könnten sich dabei auch mischen. Die finale Vorzugsvariante muss mit dem Fördermittelgeber, dem Land Niedersachsen, abgestimmt werden. Zudem muss auch die Kommunalpolitik darüber befinden, schließlich die Finanzierung der einzelnen Projekte im städtischen Haushalt berücksichtigen: „Wir können das nicht im Block umsetzen, sondern in Phasen“, so Erster Stadtrat Karsten Lemke.

Fest steht, dass die Internetumfrage in diesem Jahr nicht die einzige Bürgerbeteiligung bleiben wird. Denn auch die Rahmenplanung für die Fußgängerzone soll im Sommer stehen. Auch da erhofft sich die Stadt Ideen der Soltauerinnen und Soltauer für die Weiterentwicklung.

Ergebnisse werden von den Bürgern erwartet

Der Erwartungen an die Neugestaltung und Sanierung der Soltauer Kernstadt sind groß. Das weiß auch die Rathausspitze mit Bürgermeister Olaf Klang, Erstem Stadtrat Karsten Lemke und Stadtplaner Daniel Gebelein. Man spüre das natürlich immer wieder, dass die Menschen Ergebnisse sehen wollten.

Insbesondere sind es die Soltauerinnen und Soltauer, die sich bereits vor Jahren an Workshops zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Isek) beteiligt haben. Auch da waren Ideen gefragt, wie sich die Stadt weiterentwickeln sollte. Diese Vorschläge seien keinesfalls in den Schubladen der Rathausschreibtische verschwunden.

„Ohne diese Isek-Workshops hätten wir die Fördermittel für die Sanierung der Kernstadt jetzt nicht bekommen“, erklärt Lemke. Mit den Bundes- und Landesmitteln zusammen könnten nun mehr als sieben Millionen Euro in die Weiterentwicklung des Stadtkerns fließen.

Dafür aber muss sich auch die Stadt an Vergabevorschriften halten, was wiederum Zeit und Geduld erfordert. Zunächst muss daher die Rahmenplanung für die Kernstadt stehen. Und ein Punkt ist dabei wiederum die Beteiligung der Bürger.

Bis auf letzte Minute an Umfrage gearbeitet

Yvonne Prüser, Mitarbeiterin im Bereich der Stadtplanung, hat gemeinsam mit dem Büro Sweco bis zur letzten Minute an der Umsetzung der Internetumfrage zu zwei Vorzugsvarianten gearbeitet.

In der Variante 1 steht die Umwandlung der Mühlenstraße zu einer Fahrradstraße im Mittelpunkt. Die Autos würden nicht aus dem Rathausquartier verbannt, es solle aber deutlich ruhiger werden, die Anlieger sollen natürlich noch fahren dürfen. Parkflächen würden bei der Variante 1 innerhalb des Quartiers verringert, dafür denke man im Bereich des Schützenplatzes auf zwei Geschossen – wie auch bei Variante 2 – über eine Art Parkhaus nach. Die Platznot des Rathauses soll durch Büros in der jetzigen Freudenthalschule gemindert werden. Dort soll auch das Haus der Vereine entstehen.

Grünes Band für Fußgänger

Bei der Variante 2 wird der Fahrradweg nicht über die Mühlenstraße geführt, die zu einem verkehrsberuhigten Bereich und in Richtung Wilhelmstraße sogar zur Fußgängerzone umgewandelt werden soll, sondern entlang der Volkshochschule und des Verwaltungscampus. Voraussetzung für diese Planung ist aber eine neue verkehrliche Erschließung über das Volksbankgelände.

Autofrei soll die Quergasse werden. Deutlich wird bei der zweiten Variante eine Nachverdichtung durch Wohnbebauung. Zudem soll das Rathaus einen Anbau erhalten, das Gebäude der Freudenthalschule zukünftig nicht nur als Haus der Vereine genutzt werden, sondern auch anderen Ideen offen stehen. Insgesamt soll bei beiden Varianten eine Art grünes Band für Fußgänger durch das Quartier und bis zum Böhmepark gelegt werden.

„Stadtplanung heißt, Ideen zu haben“, betont Gebelein. Diese spiegelten sich in den beiden Vorzugsvarianten wider. Wer sich an der Umfrage beteilige, könne darüber abstimmen, aber auch eigene Kommentare zu den Planungen loswerden.

Man könne Maßnahmen priorisieren, also festhalten, welche am wichtigsten ist und zuerst umgesetzt werden sollte. „Man muss sich darauf einlassen“, findet Prüser zur Umfrage. Sie begleitet auch die weiteren Planungen zur Umgestaltung des Fußgängerbereiches mit: Dort seien die Fragestellungen anders und möglicherweise nicht so weitgehend wie beim Rathausquartier.

„Wir müssen zehn Jahre vordenken, bevor wir etwas umsetzen können“, erklärt Gebelein zum Planungshorizont. Und da liegt für Lemke auch noch eine Schwierigkeit: Über die Jahre werde vieles teurer, Kostenkalkulationen passten nicht mehr.

Eines aber wird voraussichtlich auch in zehn Jahren noch die Rathausspitze herausfordern: Das sind die unterschiedlichen Zuständigkeiten, insbesondere im Hinblick auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. Da gebe es viele Wünsche aus städtischer Sicht, aber kaum Lösungen. Möglicherweise, so die Hoffnung von Bürgermeister Klang, könnte man bis 2032 doch die ein oder andere Stellschraube drehen.

Millionen für die Kernstadt

Die Innenstadt Soltaus ist bis 2032 Teil des Förderprogramms „Lebendige Zentren“ der Städtebauförderung. Für die Sanierung der Soltauer Kernstadt stehen beträchtliche Fördermittel zur Verfügung, um einen attraktiven Bereich für Wohnen, Arbeiten, Wirtschaft und Kultur zu entwickeln.

Die Innenstadt wurde für die Planung in verschiedene Quartiere unterteilt, die sich in Funktion und Gestaltung voneinander unterscheiden. Eines dieser Quartiere ist das Rathausquartier als Verwaltungs- und Arbeitsplatzstandort, aber auch für Bildungs- und Kulturangebote sowie für Naherholung und Wohnen.

Wer sich an der Umfrage zur Zukunft des Rathausquartiers beteiligen will, sollte sich etwas Zeit nehmen, persönliche Anmerkungen sind möglich. Die Umfrage ist unter www.soltau.de zu finden.