Operation Storchennest verschoben

Baumbearbeitung in zwölf Metern Höhe: Stefan Sauter hantiert mit der Motorsäge am Baum, aufmerksam beobachtet von Ulrich Seitz.

X-mal gesägt und trotzdem passt es nicht. Nach gut einer halben Stunde wird die Operation Storchennest abgebrochen. Der Plan des Trupps von einem halben Dutzend Männern bei Dauerniesel-, zeitweise auch stärkerem Regen, zwei durch mehrere Streben verbundene kreisrunde Metallbänder auf der gekappten Spitze einer Kiefer zu platzieren, geht noch auf. Doch das Befestigen klappt nicht. Die Montage unter erschwerten Bedingungen wird schließlich gestoppt. Das Ganze spielt sich an diesem nasskalten Sonnabendvormittag in etwa zwölf Meter Höhe am Rand des von Heinz-Helmut Baden und seinem Sohn Felix bewirtschafteten Hof in der nördlichsten Ecke des Heidekreises ab. Dort will die örtliche Naturschutzinitiative Wesseloh ein Heim für Meister Adebar aufstellen, ein massives Storchennest.

Würde gut in die Landschaft passen

Geboren wurde die Idee vor etwa zwei Jahren bei der Versammlung der Naturschutzinitiative. Da hatte Ortsvorsteher Wilfried Röhrs angeregt, dass ein solcher Horst doch gut in die Landschaft passen würde. Bis sich die Idee verfestigt hatte und die Umsetzung durchgeplant war, brauchte es Zeit.

Knapp 90 Kilogramm schwer

Für die Anfertigung der knapp 90 Kilogramm schweren Metallkonstruktion mit einem Bodendurchmesser von etwa eineinhalb Meter benötigte Ulrich Seitz nach eigenen Angaben drei Tage. Als Standort hatte Landwirt Baden zunächst an einen Platz einige Hundert Meter entfernt dicht an der Wümme der im Blick, die dort die Grenze zwischen den Landkreisen Harburg und Heidekreis bildet. Der zurate gezogene Storchenberater des Nabu empfahl einen Platz in Hofnähe, weil Störche sich lieber in der Nähe von Siedlungen niederlassen würden. Eine Garantie, dass sich wirklich ein Storchenpaar dort niederlässt und in die Produktion von Nachwuchs einsteigt, gibt es nicht. Das bisher nördlichste Storchennest im Kreisgebiet befindet sich etwa 20 Kilometer entfernt in der Neuenkirchener Ortschaft Hertel. In diesem Jahr war es zum zweiten Mal bewohnt. Experten haben beobachtet, dass der Weißstorch, lateinisch Ciconia ciconia, sein Siedlungsgebiet immer weiter nach Norden ausdehnt. Sie sehen darin eine Folge des Klimawandels.

Dieses Jahr mehr Störche als sonst

Auch würden viele Tiere zum Überwintern nicht mehr bis nach Afrika fliegen, sondern die kalte Jahreszeit in Südeuropa, vorzugsweise auf der Iberischen Halbinsel verbringen. Die Wesseloher sind zuversichtlich, dass ihr Angebot der Zielgruppe auf Interesse stößt. So viele Störche wie noch nie hat Landwirt Baden nach eigenen Angaben in diesem Jahr bei seiner Arbeit auf den Äckern und Wiesen rund um Wesseloh gesehen. Eine Garantie gibt es nicht. Herr und Frau Adebar müssen vom Wohnwert des Horstes überzeugt werden. Seitz und Ortsvorsteher Röhrs haben ihn mit Weidengeflecht ausstaffiert. An diesem Wochenende soll das Nest an seinen Platz in luftiger Höhe kommen. Zimmermann Rainer von Fintel hievt es mit seinem Autokran nach oben. Vom Personenkorb eines Lkw-Hubsteigers aus bemühen sich Stefan Sauter und Seitz, ihn zu befestigen. Das ist schwieriger als gedacht. Mehrfach muss Baumexperte Sauter die Motorsäge starten, um störende Äste anzusägen oder zu entfernen, bis das von Seitz angefertigte Metallgebilde auf dem Stamm sitzt. Doch die Schrauben, die den Halt geben müssen, sind zu kurz. Da muss nachgearbeitet, der Befestigungsmechanismus verändert und die Auflagefläche angepasst werden. Aber nicht mehr heute. In einigen Wochen, vielleicht erst im nächsten Jahr. Aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben. Noch ist Zeit, bis die ersten Störche zurückkommen und nach einem Quartier für die Frühjahrs- und Sommermonate Ausschau halten

Heinz-Helmut Baden (von links), Heinz Tödter, Wilfried Röhrs und Ulrich Seitz von der Naturschutzinitiative Wesseloh wollen dem Storch ein Zuhause bieten.

Problemanalyse nach Abbruch der Nestbauaktion.