Der Testballon ist erfolgreich gelandet

Von April bis Ende Juni war das Haus der Möglichkeiten an der Marktstraße in Soltau geöffnet. 1400 Besucher zählte die Stadt in der Zeit. Foto: at

Mit dem Haus der Möglichkeiten soll es weitergehen. Das Projekt soll keine Eintagsfliege sein. Doch das Wann und Wo ist noch offen. Von April bis Ende Juni hatte Soltau einen Ort für Inspiration, Engagement, nachhaltige Innovation und als Treffpunkt für alle Einwohner und Gäste der Stadt. Es war ein Projekt, so ganz nach Geschmack von Dr. Ursula Heimann: gemeinwohlorientiert für eine lebendige Stadtgesellschaft.

Die Expertin für den Mittelstand und Firmengründungen hat gemeinsam mit Verwaltungsmitarbeiterin Anne-Marie Niemeyer und mithilfe von Fördermitteln aus dem Projekt Resiliente Innenstadt einen Testballon gestartet, der durchaus erfolgreich abgehoben hat. Zwar, das gibt Soltaus Bürgermeister Olaf Klang bei einem Bilanzgespräch zu, sei auch er am Anfang skeptisch gewesen: „Ein paar Tage hat es gebraucht, aber dann war richtig was los. Das Haus der Möglichkeiten hat sich zu einem Ort entwickelt, der jetzt fehlt.“

Mehr als 1 400 Besucher sind in den elf Wochen in die Räumlichkeiten des ehemaligen Fahrradgeschäfts an der Marktstraße gekommen, säuberlich mit Strichliste gezählt, wie Heimann berichtet. Drei Ausstellungen standen im Mittelpunkt, so die Schneeball-Effekt-Schau „Solutions Exhibition“, die 45 Projekte aus der ganzen Welt nach Soltau holte und beispielhaft zeigte, was auch in einer Kleinstadt möglich ist, ohne das Rad neu erfinden zu müssen. Zudem gab es eine Wand der Vereine und eine Künstler- und Malwerkstatt. Drumherum haben sich weitere Programmpunkte entwickelt, so mit der Ausstellung „Mütter des Grundgesetzes“, einem Kulturkino mit Jazzkonzert und Jazzfotos, eine Lesung der Künstlerwohnung oder ein Workshop rund um Nachhaltigkeit in Betrieben. Junge Moderatoren wurden ausgebildet, es fanden Führungen statt, Themenwerkstätten beispielsweise zur Neugestaltung der Innenstadt. Insgesamt waren es 27 Veranstaltungen und individuell vereinbarte Ausstellungsführungen.

Geblieben sind das Repair-Café als ein Angebot, das nun in der Kantine in Soltau beheimatet ist. Den Wunsch aus der Bevölkerung nach solch einem Projekt gab es bereits vorher. Die Schneeball-Ausstellung „Solutions Exhibition“ habe den nötigen Stups gegeben, um sich tatsächlich zusammenzufinden, sagt Heimann. Zudem treffen sich weiterhin „Kreative Köpfe“ aus der Region, um die Netzwerkarbeit zu stärken. Im November soll es eine erste Aktion der Gruppe geben.

Die Idee für das Haus der Möglichkeiten hatten Initiatorin Dr. Ursula Heimann und Verwaltungsmitarbeiterin Anne-Marie Niemeyer aus Vorbildern in Großstädten entwickelt: Beispielsweise aus dem „Aufhof“ in Hannover, einem ähnlichen Projekt im ehemaligen „Kaufhof“ der Stadt. „Es ist toll, dass das entstehen konnte. Viele Menschen haben sich eingebracht und so die Meinung widerlegt, dass solch ein Projekt in einer kleinen Stadt nicht funktioniert“, zieht Niemeyer Bilanz. Aus drei Elementen habe sich Neues ergeben, was wiederum befruchtend gewirkt habe. „Es ist inspirierend, was herauskommt, wenn man den Raum bietet“, sagt Heimann.

Dennoch habe man auch lernen müssen, dass solch eine Aktion mehr Vorlauf benötige. So hätten Schulen, Vereine und weitere Organisationen kaum teilnehmen können, weil es für sie zu kurzfristig war. Und klar sei auch: „Nur die Tür aufmachen, das funktioniert nicht. Da steckt ganz viel Arbeit dahinter, die man nicht sieht.“ Die Aussage Heimanns unterstreicht auch Daniel Gebelein als zuständiger Fachgruppenleiter: „Es muss Impulse geben, jemand da sein, der die Leute animiert.“ Und er betont, dass es Mut brauche, durchzuhalten. Das fange schon bei der Beantragung der Fördermittel an.

Finanzierungsmöglichkeiten: Suche nach Fördermitteln

Mittlerweile haben die Organisatorinnen ihre Erfahrungen mit dem Konzept als kleinste Kommune auch in anderen Städten, bei der IHK und an der Universität Leuphana in Lüneburg vorgestellt. Heimann soll in Zeven ein ähnliches Projekt umsetzen.

„Das Ergebnis erfüllt uns mit Stolz“, sagt Anne-Marie Niemeyer (Zweite von links) im Rückblick auf das Haus der Möglichkeiten in Soltaus Marktstraße. Für eine Fortsetzung werben Daniel Gebelein (von links), Olaf Klang sowie Dr. Ursula Heimann. Foto: at

Für eine Weiterführung in Soltau steht fest, dass ein künftiges Haus der Möglichkeiten sich in der Innenstadt und zudem im Eigentum der Stadt befinden sollte, um nicht noch Miete aufbringen zu müssen. Heimann ist bereits dabei, andere Fördermittel oder auch Stiftungsmittel zu generieren, um vielleicht kurzfristig weitermachen zu können.

Dennoch schränken Bürgermeister Klang und Fachgruppenleiter Gebelein ein, dass das Projekt wohl nie wirtschaftlich zu führen sei und die Stadt grundsätzlich Geld kosten werde. Angesichts der derzeitigen beginnenden und vermutlich schwierigen Haushaltsdiskussion sei diese freiwillige Aufgabe zu überdenken. Für Klang ist es dennoch wichtig, dass „diese Pflanze nicht wegstirbt“, denn auch ein Haus der Möglichkeiten trage zur Attraktivität einer Stadt bei.