Bis zu 70 Züge täglich alleine auf der Amerikalinie
In Soltau werden vom Ausbau der Amerikalinie rechnerisch rund 3000 Einwohner und 1000 Grundstücke betroffen sein. Diese Zahl nannte Bürgermeister Olaf Klang am Dienstagabend bei der Sitzung des Stadtrates in der Alten Reithalle. Es sollte auch als Aufforderung verstanden werden, dass sich die Betroffenen bei zwei Terminen im November informieren und beteiligen sollten.
2035 soll der Ausbau der Strecke beginnen. Die Vorplanungen der Bahn sind aktuell fast abgeschlossen (BZ vom 1. Oktober). Der Stadt liegen seit Anfang August Pläne für den Ausbau und Lärmkarten vor, seit Dienstag dieser Woche auch Anzahl der Züge, die mit der Ertüchtigung auf dieser Strecke durch Soltau rollen sollen: Bislang fahren laut Bahn 21 Züge pro Tag im Personennahverkehr sowie zwei Güterzüge auf der Amerikalinie. Bei einem Ausbau liegt die Prognose bei 34 Güterzügen in 24 Stunden. Die meisten davon werden nachts unterwegs sein, um tagsüber dem Personennahverkehr den Vorrang zu lassen. Geplant ist zudem, für den Personennahverkehr einen Stundentakt einzuführen: „Es sind also mindestens 70 Züge am Tag, die rollen werden“, so Daniel Gebelein als zuständiger Fachgruppenleiter. Zusätzlich kämen die ebenfalls im Stundentakt fahrenden Personenzüge auf der reaktivierten Strecke von Soltau nach Lüneburg hinzu. Dass die Stadt aufgrund dieser Zahlen mit einer Lösung für die Verkehrssituation vor allem an der Walsroder Straße rechnen könne, habe die Bahn aber zurückgewiesen: 70 Züge am Tag seien nichts, Verden sei täglich mit dreistelligen Zugzahlen belastet und auch dort sei ein Tunnel kein Thema. Möglicherweise, so deutete Gebelein an, hätten sich im Rahmen der derzeitigen Erarbeitung des städtischen Verkehrskonzeptes neue Fakten ergeben, mit denen man an anderer Stelle punkten könne.
Laut Bürgermeister Klang hat die Bahn den Kommunen an der Amerikalinie sowie den Mitgliedern des Projektbeirates Alpha-E am 8. August die ersten Unterlagen für den Ausbau vorgestellt. Mittlerweile hätten die Kommunen eine interne Arbeitsgruppe (AG) gegründet. Wie berichtet, ist der nächste Termin mit der Bahn und allen Beteiligten für Mittwoch, 9. Oktober, bei der Kreisverwaltung anberaumt. Während der Soltauer Stadtrat die Informationen zur Amerikalinie ohne Einwände annahm, kam bei der fast gleichzeitig stattfindenden Sitzung des Kommunalparlamentes in Munster Unmut auf. Stefan Sorge und Dr. Detlef Rogosch, Fraktionschefs der Munster-Union und der SPD, kritisierten die Informationspolitik von Bürgermeister Ulf-Marcus Grube. Der habe sich „nicht oder zu wenig“ gekümmert. Grube zeigte sich irritiert. Allein die Idee einer AG Amerikalinie sei Wochen alt und stamme von ihm. Deren Besetzung stehe erst seit Donnerstag vergangener Woche fest.