Der Erzfeind eines jeden Wurzelwerks

Der Riesenporling greift bevorzugt das Wurzelwerk von Laubbäumen an und wirkt somit stand- und bruchsicherheitsmindernd.

Beinahe auf den Tag genau ist es ein Jahr her, dass nach dem Umkippen einer Eiche im Walter-Peters-Park in Schneverdingen zwei Menschen verletzt wurden. Am Tag der Deutschen Einheit brachte eine Windböe im Rahmen einer von der CDU organisierten Feierstunde in Gedenken an die Wiedervereinigung den Baum zu Fall.

Der mitunter kritische Status der Bäume im Heidekreis ist auf die Jahre überdurchschnittlicher Trockenheit zurückzuführen. Wie in der gesamten Republik konnten stetig wiederkehrende Regenphasen über das Jahr den Zustand krankender Bäume zwar etwas lindern, dennoch sind die Folgen des Klimawandels mit einem niederschlagsreichen Jahr nicht einfach auszumerzen.

„Die Trockenheit der letzten Jahre hat viele Bäume nachhaltig geschädigt, vor allem die Feinwurzeln am Rand der Baumkrone, dort wo normalerweise das Wasser von den Blättern tropft, sind in Mitleidenschaft gezogen worden“, erklärt Friedrich Lange, Experte in der Forst- und Landwirtschaft aus Neuenkirchen. Dennoch attestiert der Inhaber eines Land- und forstwirtschaftlichen Dienstleistungsunternehmens den Bäumen im Nordkreis einen verbesserten Gesundheitszustand als noch in 2023. „Insgesamt war es durch die hohen Niederschlagswerte ein positives Jahr für Bäume, sowohl im Wald als auch in Parkanlagen.“

Roteichen und Buchen besonders gefährdet

Problemkinder blieben allerdings Roteichen und Buchen. Mit tendenziell stärkerem, hartem Holz und neigen sie zur Wurzelfäule, so Lange. Zentraler Widersacher gesunder Baum-Wurzelwerke ist dabei der Riesenporling, ein für akute Wurzelfäule verantwortlicher Pilz, der die Standsicherheit der Bäume massiv beeinträchtigt. In urbanen Standorten gilt er mit Abstand als prominentester holzzerstörender Schadpilz von Buchen.

„Vieles, was nicht standsicher ist, ist bereits umgefallen, aber es bleibt trotzdem ein unsicherer Faktor. Das liegt daran, dass der Pilzbefall oftmals nur schwer zu erkennen ist und somit lange verborgen bleibt“, konstatiert der Neuenkirchener. Aufgrund der kommunalen Verkehrssicherungspflicht obliegt es den Gemeinde- oder Stadtverwaltungen mithilfe von Baumkontrolleuren, Risikofaktoren wie Pilze zu finden. „Eine sachgemäße Kontrolle zur Beurteilung des Baumstatus muss regelmäßig erfolgen“, erklärt Lange. Lediglich mittels einer kontinuierlichen Beobachtung und Dokumentation könne man verlässliche Aussagen über die gesundheitliche Entwicklung von Bäumen treffen.

Auch Schneverdinger Unfall auf Riesenporling zurückzuführen

Dabei kann nicht nur eine Würzelstockfäule, sondern auch eine Stammfäule eintreten: Hierbei weisen die Gewächse im Inneren bereits große Hohlräume und nur noch wenig tragfähiges Holz auf. Eine unzureichende Restwandstärke ist darauf zurückzuführen, dass die Wurzelstöcke zu großen Teilen von Pilzen zersetzt wurden. Dementsprechend hilft bei Stamm- und Wurzelstockfäule meist nur noch die Fällung.

„Beim Riesenporling ist es generell schon ein schlechtes Zeichen, wenn die Baumkrone mit dem Laub noch sehr zurück ist“, so Lange. Ist es also besonders augenscheinlich, dass ein Baum im Vergleich zu anderen Bäumen bereits ein Gros seiner Blätter abgeworfen hat, kann man dadurch Rückschlüsse auf mögliche Probleme mit seiner Vitalität ziehen.

Übrigens gab es im Fall der Schneverdinger Eiche vor einem Jahr bei Kontrollen übrigens keine Anzeichen, dass der Baum vom Pilz befallen gewesen ist. Auch hier hatte ein Riesenporling das Wurzelwerk geschädigt. Der Baum verfügte laut Schneverdinger Kontrolleuren sogar eine trügerisch üppige grüne Baumkrone. Im Nachhinein habe man festgestellt, dass lediglich eine einzige Wurzel den Baum noch genährt hatte.

Daniel Herzig