Camp Oerbke wird noch einmal zum Notquartier
Es war eine kurze Entspannung für die beim Hochwassereinsatz stark geforderten Kräfte von Feuerwehr, THW, DLRG und ASB. In der Hodenhagener Aller-Meiße-Halle wurde zum Jahreswechsel wurde ein gemeinsames Silvestergrillen veranstaltet. Hier konnten die ehrenamtlichen Kräfte einige schöne und vor allem ruhige Stunden zusammen verbringen und mit alkoholfreien Getränken auf das neue Jahr anstoßen. Dann waren wieder Umsicht und Muskelkraft gefordert.
Die aufgeweichten Deiche stehen trotz leicht zurückgegangener Pegelstände unter mächtigem Druck der zurzeit stehenden Fließgewässer im Aller-Leinetal. Jetzt besteht die Befürchtung, dass wieder einsetzende Niederschläge in den nächsten Tagen die Lage doch noch eskalieren könnte. Um das abzuwenden, sind die Hilfskräfte verschiedener Organisationen im Dauereinsatz. Koordiniert wird ihr Einsatz rund um die Uhr in den Krisenstäben der drei betroffenen Samtgemeinden oder im Katastrophenschutzstab des Landkreises. Da hat man sich auf die Worst-Case-Szenarien vorbereitet, es zumindest durchgespielt. „Sollten wir evakuieren müssen, sind wir darauf vorbereitet, bis zu 1.000 Menschen unterzubringen”, erklärte Landrat Jens Grote beim Pressetermin im Kreishaus Bad Fallingbostel.
Ein Großteil dieser Kapazitäten bietet das Camp Oerbke, das für die Notunterbringung von Hochwasseropfern zur Verfügung stehen wird – „vorerst bis zum 19. Januar, dann hat sich die Lage hoffentlich wieder normalisiert“, sagt Bernhard Wein, der dem Katastrophenschutzstab als Vertreter der Bundeswehr angehört. Der Oberstleutnant der Reserve organisiert derzeit die Einrichtung der Kasernengebäude, die seit Ende 2015 für die Erstunterbringung von Geflüchteten genutzt und gerade erst zum Jahreswechsel von der Landesaufnahmebehörde an die Bundeswehr zurückgegeben worden sind.
Bundeswehr stellt Helfer und Hubschrauber
Bei dieser Unterstützung werde es nicht bleiben, versichert Wein: Die Bundeswehr stelle 200 Soldaten zur Verfügung und zusätzlich würden Hubschrauber bereitgehalten für Einsätze in Bereichen, die mit Landfahrzeugen nicht erreicht werden könnten. Auch der Jugendhof Idingen ist für die Unterbringung von bis zu 60 evakuierten Personen vorbereitet worden. Dafür musste man laut Grote einigen Nutzern kurzfristig absagen.
Angesichts dieses Zusammenspiels dieser sieht der Landrat den Heidekreis vorbereitet für den Fall, „dass es eskaliert“ und der Katastrophenfall doch eintritt. Grote leitet den Katastrophenschutzstab, macht sich selbst immer wieder vor Ort ein eigenes Bild. Nur so könne er die Situation einschätzen. Alle kritischen Stellen, etwa am Serengeti-Park oder die besonders gefährdeten Bereiche der Samtgemeinde Rethem fährt er regelmäßig mit ab.
Neben der Unterbringungsfrage beschäftigt sich der Krisenstab auch mit der Einrichtung möglicher Sammelpunkte für Evakuierungen, beurteilt Fließdiagramme von Aller und Leine, spielt Szenarien von Alarmketten durch. Als besonders neuralgisch eingestufte Stellen stünden unter permanenter Beobachtung, sagt Grote, der das Zusammenspiel und Wichtigkeit aller Beteiligten unterstreicht, eine Helfergruppe dennoch hervorhebt: „Ohne die DLRG hätten wir Weihnachten nicht überstanden.“
Die Lebensrettungsgesellschaft ist laut DLRG-Fachberater Stephan Nachreinen mit 140 Kräfte und 20 Hochwasserbooten im Einsatz. Die Boote können eine Tonne Last aufnehmen. Mit allradgetriebenen Fahrzeugen werden sie an die Einsatzorte gefahren, damit Strömungsretter und Einsatztaucher verstopfte Düker und Durchlässe reinigen können.
Viele Helfer werden aus dem Urlaub geholt
Dennis Protz vom DRK-Kreisverband Fallingbostel koordiniert im Stab die Arbeit des Sanitäts-, Betreuungs- und Rettungsdienstes, wobei er auf seine Erfahrung vom Betrieb des Camps Oerbke zurückgreifen kann. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Unterbringung von auswärtigen Einsatzkräften, wofür zunächst die Oberschule Walsrode genutzt wird. Für die Verpflegung ist der Fachzug Logistik der Kreisfeuerwehr zuständig.
Auch den Beitrag seiner eigenen Belegschaft im Krisenstab und vor Ort in den Hochwassergebieten lässt der Landrat nicht unerwähnt. Viele seien aus dem Urlaub geholt worden und hätten wie selbstverständlich auf Weihnachten und Silvester verzichtet, betont Grote und verteilt ein Pausschallob an alle haupt- und ehrenamtlichen Beteiligten:„Was hier geleistet wird, ist alles andere als selbstverständlich.“