Gift im Wassertrog
Treibt in der Stadt Soltau ein Tierquäler sein Unwesen und vergiftet heimlich Pferde? Zwei Verdachtsfälle in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander geben Grund zur Sorge. Pferdehalterin Franziska Wellner ist überzeugt, dass ihre vier Tiere auf der Tinkerhof-Koppel am Weidendamm in Soltau Opfer eines unbekannten Pferdehassers geworden sind. Die Polizei bestätigt auf BZ-Anfrage entsprechende Ermittlungen.
Ihre vier zuvor gesunden Pferde – darunter eine trächtige Stute – zeigten laut Wellner am Freitagnachmittag des 10. November alle die gleichen Vergiftungssymptome mit Krämpfen, Durchfall, Kotwasser und „heftigen Darmgeräusche“. Eine erste tierärztliche Untersuchung ergab bei zwei ihrer Pferde Fieber, bei einem weiteren Untertemperatur. „Die Schleimhäute sahen bei allen nicht gut aus“, berichtet die 33-Jährige.
Die mutmaßliche Quelle der plötzlichen Erkrankungen war schnell ausgemacht: der Wassertrog, aus dem die Pferde gemeinsam tranken. In der Trinkwanne ließen sich schon mit bloßem Auge schlierige Rückstände ausmachen. Später habe eine Laboruntersuchung Rückstände verschiedener giftiger Stoffe im Wasser bestätigt. Für Wellner steht fest: Ein Unbekannter muss sich auf das Grundstück geschlichen und Gift ins Wasser geschüttet haben. Wer so etwas aus welchen Motiven tun sollte? Wellner kann es sich selbst nicht erklären und hegt keinen Verdacht gegen konkrete Personen. Ihr ist aber ein weiterer Fall von einer Koppel in unmittelbarer Nachbarschaft bekannt, der ihren Argwohn zusätzlich steigert.
In diesem Fall endete eine mutmaßliche Giftattacke am 11. November tödlich. Halterin Annika von Deylen berichtet, dass ihr Pferd unter heftigen Krämpfen so stark geschrien habe, dass es eingeschläfert werden musste. Da es sich um eine mit 27 Jahren bereits sehr betagte Stute handelte, habe sie deren plötzlichen Tod arglos auf sich beruhen lassen. Heute, in Kenntnis der Vorfälle auf der Nachbarkoppel, bedauert sie das. Der Kadaver ist entsorgt, Reste vom Trinkwasser nicht mehr vorhanden. Somit bleibt offen, ob auch dieses Pferd vergiftet worden sein könnte. Die gezeigten Symptome sind vergleichbar, allerdings war bei von Deylen nur eines ihrer gemeinsam gehaltenen Pferde betroffen.
Tiere werden wohl keine bleibenden Schäden behalten
Wellners Tiere – neben den Pferden zeigte auch ihr Hund, der aus dem gleichen Trog getrunken hatte, Symptome – haben inzwischen gute Chancen, den mutmaßlichen Giftanschlag zu überleben und keine bleibenden Schäden davonzutragen. Die größte Sorge galt von Beginn an dem ungeborenen Fohlen. Wird es den Stress überleben und im März gesund zur Welt kommen? Nachdem es anfangs kritisch aussah, gibt es inzwischen auch für dieses besonders verletzliche ungeborene Tier eine positive Prognose. Der Horror in der Vorweihnachtszeit könnte somit fast zwei Monate nach dem mutmaßlichen Giftanschlag auf ein versöhnliches Ende ohne tote oder dauerhaft kranke Pferde zusteuern. Der Aufwand dafür und die tierärztlichen Kosten waren und sind allerdings enorm und bringen die Reittrainerin und Heilerziehungspflegerin, deren wirtschaftliche Existenz an den Tieren hängt, an ihre Grenzen. Voll einsatzfähig und belastbar seien ihre Pferde immer noch nicht, berichtet sie. Insbesondere der 29-jährige Senior der Herde erleide immer wieder gesundheitliche Rückschläge. Er befand sich bis vor wenigen Tagen in einer Klinik und schwebe weiter in Lebensgefahr.
Nachdem ein Tierarzt und die Polizei am Tag der Entdeckung der kranken Tiere auf dem Hof gewesen waren, fuhr Wellner noch in derselben Nacht mit dem am stärksten fiebernden Pferd und der tragenden Stute zur Tierärztlichen Hochschule Hannover. Dort erkrankte das eine Pferd zusätzlich an einer Dickdarmentzündung und bekam entsprechende Medikamente verschrieben. Die bislang angelaufenen Kosten für Medikamente, Tierärzte und Kliniken beziffert Wellner, die sich erst vor rund vier Jahren mit ihrem Reitstall selbstständig gemacht hat, auf mehr als 5.700 Euro. Durch eine Spendenkampagne im Internet hofft sie nun, finanzielle Unterstützer zu finden. Zu finden ist ihr Spendenaufruf auf der Crowdfunding-Plattform „GoFundMe“.