„Längerfristiges Provisorium“ ist bezugsfertig
Probesitzen ganz vorn. Die Schulzeit der vier Herren in der ersten Reihe liegt schon einige Jahre zurück. Oliver Schulze hat sie sogar größtenteils am Ort des Geschehens verbracht. Allerdings im Hauptgebäude, wo seit Jahren Raummangel herrscht. Zusammen mit Johannes Renken und Peter Voss von der Landkreis-Fachgruppe Gebäudemanagement und dem Hausherrn selbst, Schulleiter Jens Hegerfeld, stellte der Erste Kreisrat die neuen Unterrichtscontainer des Walsroder Gymnasiums vor, die die vorgesehenen Nutzer, Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 11 bis 13, am heutigen Montag in Beschlag nehmen sollen.
Erstmals wieder „nur“ sechszügig
Die vier Mobilbauklassen mit einer Fläche von jeweils 62 Quadratmeter und bis zu 32 Plätzen sollen die Raumnot des Walsroder Gymnasiums, eines der größten landesweit, lindern. Da habe es aktuell erstmals einen leichten Rückgang der Schülerzahlen gegeben. Zum neuen Schuljahr mussten lediglich sechs fünfte Klassen eingeschult werden, in den zurückliegenden Jahren sei man regelmäßig sieben- oder sogar achtzügig gewesen, sagt Hegerfeld. Mit rund 1450 Schülerinnen und Schüler sei man in das Schuljahr 2023/24 gestartet. Das Kollegium zählt rund 120 Lehrkräfte, von denen einige auswärts unterrichten: zwei sind an die KGS Schwarmstedt abgeordnet und fünf mit insgesamt 23 Unterrichtsstunden an die Soltauer Hermann-Billung-Grundschule.
Ursprünglich sollten lediglich zwei Unterrichtscontainer beschafft werden. Das hatte der Kreis-Schulausschuss im Februar letzten Jahres empfohlen. Der Kreisausschuss verdoppelte die Anzahl in der Dezembersitzung, nachdem der höhere Bedarf deutlich geworden war.
Anfang dieses Jahres begann dann die Umsetzung mit Standortfestlegung und Ausschreibung. Ende Juni war die Baugenehmigung da, eine Woche später begannen die Arbeiten. Mitte August wurden die ersten Container aufgestellt, am 22. August war Bauabnahme. In der vorletzten Woche wurde das Mobiliar eingeräumt, am 28. August war Übergabe, eine Woche später ziehen jetzt die Nutzer ein – ein enges Zeitfenster. Dass sich die Fertigstellung trotz temporärer Personal- und Materialknappheit sowie Sommerferien bei den Unternehmen nur um eine Woche verzögert habe, darauf ist Johannes Renken nach eigener Aussage „ein wenig stolz“. Neben der Zusammenarbeit mit den ausführenden Firmen hebt der Baumanagement-Fachgruppenleiter die Rolle seines Mitarbeiters Peter Voss als Projektleiter hervor, bei dem alle Fäden zusammenliefen.
Mit Gesamtkosten von brutto 727 300 Euro ist der finanzielle Aufwand für die aus jeweils drei Elementen zusammengesetzten Mobilbauklassen sowie Toiletten und Funktionsräumen bestehenden „Containerschule“ beträchtlich. Nach einer Wirtschaftlichkeitsrechnung habe man sich für kaufen statt mieten entschieden. Das seien „vollwertige“ Unterrichtsklassen, die den Vergleich mit in Massivbauweise erstellten nicht scheuen müssten, betont Renken. Sie sind per LTE-Funk an das IT-Netz des Gymnasiums angeschlossen, beheizt werden sie mit einer „Luft-Luft-Wärmepumpen“-Klimaanlage. Gleichwohl ist man gespannt auf die bevorstehende kältere Jahreszeit.
IGS: Fraktionen beraten mit dem Landrat
Wie lange die mobilen Unterrichtsklassen benötigt werden, da will sich der Erste Kreisrat nicht festlegen und spricht von einem „längerfristigen Provisorium“. Da dürfte es auf die Entwicklung der Schullandschaft im südlichen Kreisgebiet ankommen, wo noch in diesem Monat wichtige Weichenstellungen mit der Entscheidung in Sachen Integrierte Gesamtschule (IGS) vorgenommen werden sollen.
Da war ein erster Anlauf auf Initiative von Landrat Jens Grote zur Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule (IGS) in Bad Fallingbostel, von der sich Befürworter neben einer Aufwertung des Schulangebots in der Kreisstadt auch eine Entlastung des Gymnasiums der Lönsstadt versprachen, am Widerstand vor allem vonseiten der Stadt Walsrode gescheitert. Der Kreistag hatte in seiner Junisitzung das Thema vertagt, um der Politik Gelegenheit zu geben, über den Sommer noch einmal über die Schulstruktur zu beraten.
Nun zeichnet sich eine Einigung ab, wie Mitglieder der beiden großen Fraktionen bestätigen. In der vergangenen Woche trafen sich erst CDU und dann die SPD, um mit dem Landrat zu diesem Thema zu beraten. Wichtigstes Ergebnis: Es soll auf eine Lösung mit zukünftig zwei IGS-Standorten hinauslaufen, in Bad Fallingbostel und in Walsrode. Noch im Laufe dieses Monats sollen die erforderlichen Beschlüsse den zuständigen Gremien getroffen werden, zunächst im Ausschuss für Schule, Bildung und Kultur, der am 21. September in der Lieth-Schule Bad Fallingbostel tagt, einem avisierten IGS-Standort, dann im Kreisausschuss und schließlich mit der Entscheidung in der Kreistagssitzung am 29. September. Wenn die positiv ausfällt, wäre wohl noch ausreichend Zeit, um das neue Bildungsangebot für den Heidekreis zum Schuljahr 2024/2025 an den Start zu bringen.