Verzögerungen beim Neubau: HKK erst 2028 fertiggestellt
Zwei verschiedene Krankenhausbetten stehen im Raum Hamburg im Soltauer Krankenhaus. Eine Auswahl von Fußbodenfliesen liegt aus und Geschirr-Sets noch ohne Speisen. Die Nachricht dahinter: Die Planung für das neue Heidekreis-Klinikum in Bad Fallingbostel mit 380 Betten und eingestuft als Schwerpunktversorger sind im Hinblick auf das Gebäude selbst und die medizinischen Details weit vorangeschritten. Jetzt geht es um die Ausstattung, um die kleineren Dinge mit großen Wirkungen. Um das Versorgungskonzept, um schöne und gleichzeitig strapazierfähige Fußböden, um Betten, in denen sich nicht nur Patienten wohlfühlen, sondern die die Arbeit der Pflegefachkräfte erleichtern.
Und so sagt HKK-Geschäftsführer Dr. Achim Rogge bei dem Pressetermin in jenem Raum Hamburg: „Die Botschaft heute ist, wir könnten morgen anfangen zu bauen.“ Doch noch muss er den Satz im Konjunktiv formulieren. Die Zusage für die Fördermittel in Höhe von 222 Millionen Euro hat das niedersächsische Gesundheitsministerium zwar verkündet. Schriftlich hat Rogge das nicht. Die Mittel, die über das Konjunkturpaket II zur Verfügung gestellt werden, müssen zunächst vom BAS, dem Bundesamt für Soziales, freigegeben werden. Das habe sich trotz mehrfachen Nachhakens bislang nicht gerührt. Man wisse nicht, woran es liegt, klingt der Frust durch. Aber selbst Ausschreibungen für den Tiefbau dürften bis zur offiziellen Zusage nicht herausgeschickt werden, sonst gefährde man das gesamte Projekt. Positiv sei aktuell nur, dass die Baukosten wieder sinken.
Allein die Tiefbauarbeiten dauern neun Monate Der ambitionierte Zeitplan zum Neubau von Geschäftsführung und Aufsichtsrat unter Vorsitz von Landrat Jens Grote bekommt somit einen Dämpfer. Ursprünglich war vorgesehen, schon im November den ersten Spatenstich zu setzen – alleine die Tiefbauarbeiten dauern neun Monate. Jetzt gehen die Verantwortlichen von Frühjahr 2024 aus. Um das halbe Jahr verschiebt sich auch der Fertigstellungstermin: auf Mitte 2028 – zu schaffen nur, wenn der Fördermittelbescheid spätestens im Dezember „auf meinem Tisch liegt“, so Rogge.
Dynamisch empfindet Grote zudem das politische Geschehen rund um die aktuelle Krankenhauspolitik von Land und Bund. Er warb dringend um eine schnelle Einigung hinsichtlich der Finanzierung. Für das HKK klafften Erlöse und Kosten nicht nur aufgrund der Energiekrise und der Inflation, sondern auch wegen der gestiegenen und steigenden Personalkosten immer weiter auseinander. Am gestrigen Donnerstag und heutigen Freitag verständige er sich mit anderen Landräten zu diesem Thema: „Voraussichtlich werden wir einen Notruf formulieren.“
Grote und Rogge betonten im Hinblick auf die finanziellen Herausforderungen froh über die Entscheidung für den Neubau zu sein, der effektiver und wirtschaftlicher geführt werden könne. Mit dem Projekt sei man „vor der Welle“, andere Landkreise mit kommunalen Krankenhäusern seien längst nicht so zukunftsfähig aufgestellt. „Aber bis zum eigentlichen Start wird es noch eine Herausforderung“, so Grote zu Kostendiskussion, zu doppelten Strukturen in Soltau und Walsrode und zur Personalnot. Zum Fachkräftemangel dazu kämen die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Rente gehen. „Wir verlieren kontinuierlich und Ersatz gibt es nicht auf dem Markt“, so Rogge.
Planungstechnisch befindet sich das Neubauprojekt aktuell in der sogenannten Leistungsphase vier und fünf – kurz vor der Leistungsphase 6, also den ersten Ausschreibungen. An Ort und Stelle sei nun der Hubschrauberlandeplatz, der noch um sieben Meter verrückt werden musste, um den Lieferverkehr sinnvoll zu führen. In den Unterlagen gut sichtbar ist auch der Haltepunkt der Heidebahn am Krankenhaus. Ob und wann der kommt, ist allerdings offen. Grote ist inzwischen optimistischer, weil im Heidekreis 2029 das Modellprojekt mit Akkutriebwagen eingeführt werden soll. Die Fahrzeuge könnten zügiger starten und stoppen und so die nötige Zeit für den zusätzlichen Halt am Krankenhaus herausfahren. Dennoch sind derzeit 600 Pkw-Stellplätze am Neubaustandort vorgesehen, zudem eine Bushaltestelle.
Medizintechnik wird komplett neu beschafft
Insgesamt stellte Rogge Detailplanungen für die einzelnen Bereiche vor, die das Architekturbüro bereits in ihrem Entwurf implementiert hat. Wichtig sind ihm Hinweise auf die Trennung von Wegen für ambulante und stationäre Patienten auf der sogenannten „sprechenden Ebene“, dem Erdgeschoss. Die zentrale Notaufnahme werde ein Sliding-CT erhalten, eine modernste Maschine, die über den Patienten hinweg fährt, ohne dass dieser umgelagert werden müsse. Überhaupt werde die Medizintechnik insgesamt neu beschafft.
Stolz ist Rogge, dass tatsächlich glücke, was er angekündigt hat: 50 Prozent der Patientenzimmer würden mit einem Bett, die andere Hälfte mit zwei Betten belegt. Die Zimmer befänden sich weiterhin alle im Außenbereich der Gebäude mit großen Fenstern, wie die Planung von Anfang an vorgesehen habe, Übungen der Bundeswehr hätten schalltechnisch keine Auswirkungen auf die Architektur. Das war zunächst vermutet worden. Im Inneren lägen die dezentralen Pflegestützpunkte, die die Wege für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutlich verkürzten. Im Keller werde es eine vollautomatische Ausgabe der Berufsbekleidung geben. Die Frage der Küchenausstattung ist noch nicht schlussendlich geklärt. Fest steht, selber gekocht wird im Neubau nicht mehr. Aktuell wird im Krankenhaus in Soltau getestet, wie die Versorgung am besten gelingen kann, gleich 20 Komponenten stünden zur Wahl: „Es ist der Stresstest für das Essen.“