Missstand in Kita: Keine Klarheit, Eltern enttäuscht
Die Emotionen kochten hoch beim Elternabend der Kindertagesstätte Regenbogen direkt am ersten Tag nach der dreiwöchigen Schließzeit in den Sommerferien. 70 Eltern hatten sich in der Kita an der Ernst-Dax-Straße in Schneverdingen eingefunden, um in interner Runde ohne Medienvertreter vom Superintendenten des Rotenburger Kirchenkreises, Dr. Michael Blömer, konkrete Vorwürfe gegen die Kita-Leiterinnen zu hören, nachdem diese vom Dienst entbunden worden waren. Doch darauf gab es keine Antworten, selbst als ein Elternteil mit Nachdruck die gleiche Frage wieder und wieder stellte. Im Raum steht nach wie vor der Vorwurf der Kindeswohlgefährdung. Zutagegetreten sind die Vorwürfe bei einer Überprüfung der pädagogischen Konzepte der Kindertagesstätten im Kita-Verband Rotenburg-Verden. Die neue pädagogische Leiterin Marlene Kämpfert hatte Hinweise erhalten, die „auf ein unangemessenes Verhalten“ schließen ließen. Der Verband zog unverzüglich Konsequenzen und entband das Leitungsduo vom Dienst. Neue kommissarische Leiterin wird Monika Hindemith, Erzieherin der Kita am Jordan, die ebenfalls zum Kita-Verband gehört.
Polizeiliche Ermittlungsarbeit verhindert offene Aussprache
Nachdem der Kita-Träger Anzeige erstattet hat, ermittelt die Polizei „wegen des Verdachts der Misshandlung von Kindern, gemäß Paragraph 225 des Strafgesetzbuch, gegen zur Zeit noch unbekannte Person“. Das Landesjugendamt als Aufsichtsbehörde ist informiert, so die Polizei. „Verständlicherweise hatten die Eltern viele Fragen“, teilt Blömer mit, „Dabei ging es natürlich in erster Linie um Fragen, die das unangemessene Verhalten betrafen. Wir können aufgrund der polizeilichen Ermittlungen jedoch keine Angaben dazu machen. Wir können nur ausschließen, dass es sich um sexualisierte Gewalt handelt. Dass diese Auskunft für die Eltern nicht zufriedenstellend ist, dafür habe ich großes Verständnis.“ Um den Eltern Unterstützung in dieser Krise anzubieten, gibt es am 24. August einen Beratungsabend mit einem Psychologen der Erziehungsberatungsstelle des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises Rotenburg. Dort können Eltern Strategien erhalten, wie sie ihre Kinder in dieser Zeit begleiten. Zusätzlich steht auch die Schneverdinger Beratungssstelle „Hilfen aus einer Hand“ zur Verfügung.
Personalengpass führt zu kürzerer Betreuungszeit
Auch wenn der Kita-Verband kurzfristig mit der Erzieherin Hindemith für eine neue Leitung sorgen konnte, sei die personelle Situation zurzeit noch angespannt. „Damit sind wir jedoch in Schneverdingen nicht allein“, so Blömer. 3,5 Stellen sind derzeit nicht besetzt. Deshalb muss die Betreuungszeit auf 8 bis 14 Uhr verkürzt werden. Bewerbungen lägen erfreulicherweise schon vor. „Wir versuchen hier eine schnelle, aber auch eine gute und verlässliche Lösung für die Kita zu finden, so dass wir wieder möglichst schnell eine Betreuung in vollem Umfang ermöglichen können.“ Blömer ist bewusst, dass die verkürzte Betreuungszeit für die Eltern ein großer Stressfaktor darstellt. Auch für die Mitarbeiterinnen in der Kita sei es eine herausfordernde Situation. „Der Träger der Kita ist nach allen Kräften bemüht, die Situation wieder in gerade, geordnete Bahnen zu lenken“, sagt Peter Plümer, Fachbereichsleiter für Kitas und Schulen bei der Stadt. Die Stadt habe immer gut mit dem Kita-Verband zusammengearbeitet, er sprach sein Vertrauen aus, das Konzept sei nach wie vor gut.