Neue Grundschule wird nicht zur Einschulung fertig
Die Gründe für die nicht pünktliche komplette Fertigstellung der Grundschule Breloh sind vielfältig: Material- und Lieferengpässe wegen der Covid-19-Pandemie, der sogenannte Fachkräftemangel in Industrie und Handwerk und nicht zuletzt das regnerische Wetter während der vergangenen Wochen. Die Einschulung wird deshalb zwar nicht verschoben, wie ein vor wenigen Tagen an die Eltern und Erziehungsberechtigten abgeschickter Brief der Schulleitung belegt, aber findet nicht in der Schule selbst statt. Vielmehr sollen die Abc-Schützen ihren ersten Schultag am morgigen Sonnabend im Saal der Stadtbücherei Munster erleben.
Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten dürfen pro Einschulungskind nur zwei Begleitpersonen an der Einschulung teilnehmen. Der erste Schultag in den Klassenräumen soll am Montag stattfinden. „Für Ihre Kinder beginnt der Unterricht am Montag, dem 21. August, um 8.35 Uhr. Wo genau wir uns dann treffen, teilen wir Ihnen am Einschulungstag mit, da die äußere Zuwegung sich jeden Tag noch verändert“, kündigt das Schreiben der Schulleitung an. Das alles sorgt bei den betroffenen Eltern für reichlich Unmut. Die Stadtverwaltung versucht zu beschwichtigen – mit mäßigem Erfolg. Das Thema ist für viele Eltern zu emotional.
„Ich platze vor Wut! Wie dämlich ist das eigentlich!?“, macht eine Facebooknutzerin in der Gruppe „Munsteraner helfen Munsteranern“ ihrem Ärger Luft. Und weiter: „Die Kinder freuen sich monatelang auf eine Einschulung! Jetzt darf also nicht mal mehr das Geschwisterkind mit und die Schulstunde findet auch nicht statt??? Ich kann nur an JEDES!!! Elternteil appellieren: Geht dagegen vor! Es war vor Monaten absehbar, dass die Schule nicht fertig wird. Auf dem Elternabend haben die Eltern das sogar angebracht, man solle lieber am Hanloh einschulen. Und jetzt nehmen sie unseren Kindern diesen wichtigen Tag!?“
„Ein Hoch auf diese Facebook-Gruppe, denn jetzt liegen vier Tage vor Einschulung uns alle wichtigen Infos vor“, bemängelt ein weiteres Gruppenmitglied die seiner Meinung nach schlechte Informationslage seitens der Stadt.
„Selbst die Tafeln fehlen in den Klassenräumen“
Ein Vater meldet sich telefonisch bei der Böhme-Zeitung und will seinen Namen nicht in diesem Bericht lesen, weil er Nachteile für seine Tochter befürchtet. „Wir waren ja eben da, um für die Tochter die Schulsachen schon hinzubringen. Das Ganze ähnelt eher einer Baustelle anstatt einer Schule. Da gibt es keinen Pausenhof, der ist noch nicht angelegt.“ Außerdem sei noch keine richtige Zuwegung für die Busse vorhanden. Obwohl es bekannt gewesen sei, dass es Verzögerungen gebe, sei noch im Mai auf dem Elternabend die Information erfolgt, dass es bei der geplanten Einschulung in der Schule bleibe. Selbst die Schultafeln fehlten in den immerhin schon einigermaßen hergerichteten Klassenräumen noch. „Also die Schulleiterin meinte, sie hätten jetzt am Donnerstag dann eine Entscheidung treffen müssen und dann eben auch die Stadt Munster gebeten, nach Alternativen zu schauen, aber wie gesagt, das war ja schon viel länger absehbar“, ist der Vater immer noch missgestimmt. Anna Adamczak, Allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters, bittet um Verständnis, weil der Raum, der normalerweise der Einschulung dienen sollte, einfach noch nicht in dem Umfang fertiggestellt ist, dass dort eine schöne Einschulung möglich wäre. „Und deswegen haben wir jetzt eine Alternative gefunden. Und ich glaube, die Stadtbücherei ist natürlich auch, was die Schule anbetrifft, eine sehr gute Alternative. Und nächstes Jahr gibt es dann sicherlich die Einschulung in der Grundschule selbst.“
Bürgermeister Ulf-Marcus Grube schreibt in einer Pressemitteilung zu dieser Problematik, dass die Schlussbegehung mit der Bauaufsichtsbehörde des Heidekreises und den ausführenden Architekten an der Grundschule in Breloh am 16. August durchgeführt worden sei. In der zweiten und abschließenden Begehung am Abend habe die Stadtverwaltung das finale „GO“ erhalten. Der Schulbetrieb habe somit ab gestrigen Donnerstag in der Grundschule Breloh aufgenommen werden können.
Kostensteigerung von 12 auf 22 Millionen Euro
Grube macht darauf aufmerksam, dass die jetzige Öffnung auch wegen der hohen Baukosten erfolgt sei. „Jeder Tag, den der Bau länger dauert, kostet Geld. Aus rund 12 Millionen Euro im November 2021 sind bereits rund 22 Millionen Euro geworden.“ Die Verfügbarkeit von Handwerkern und Material sei nicht immer gegeben gewesen. Dennoch sei ein Umzug in den Herbst-/Weihnachtsferien nicht gewählt worden, weil zwei Wochen kaum ausgereicht hätten. „Das bedeutet aber auch, der nächste Termin zum Umzug wäre Sommer 2024 gewesen und dann hätte die Schule womöglich zehn bis elf Monate leer gestanden. Das wäre nicht vertretbar gewesen.“, so Grube.
„Die Außenbereiche haben sehr darunter gelitten, dass quasi acht Wochen tropischer Dauerregen das Gelände unter Wasser gesetzt hat. Das ist nun einmal eine unkalkulierbare Angelegenheit, die für die unvollständige Optik und Bauausführung um die Schule herum verantwortlich sind“, meint der Bürgermeister. Und ergänzend: „Zusammenfassend darf ich sagen, dass gefühlte 90 Prozent fertig sind und dass dies überhaupt nur möglich war, weil intern und extern alle gemeinsam, intensiv und über die normale Dienstzeit hinaus für die Kinder in der Grundschule Breloh am Bau gearbeitet haben.“ Es gebe nunmehr einen baulichen Fahrplan bis Ende Oktober. Die Verwaltung und Schulleitung seien zuversichtlich, dass die weitere Entwicklung in und um die Grundschule täglich für alle deutlich sichtbar werde. Mit der Stadtbücherei Munster sei der Ort gewählt, der Bildung vermittelt und auch für Ehrungen der Stadt Munster erste Wahl sei. „Es ist uns bewusst, dass die nächsten Wochen von Kindern und Eltern noch Geduld erfordern, aber ich setze darauf, dass die Bevölkerung unsere Vorgehensweise mitträgt“, hofft Grube auf Verständnis bei den Eltern und Schülern.