Züge auf dem Abstellgleis
Auf dem Gelände des Eisenbahn-Ausbesserungswerks Leinhausen am Stadtrand von Hannover stehen sie: die Züge von Start Niedersachsen Mitte, die auf dem Heidekreuz schmerzlich vermisst werden. In der Wartungswerkstatt von DB Regio wird die vom Land geleaste Fahrzeugflotte der DB-Tochter Start instandgesetzt. Die blau-gelben Fahrzeuge des Typs LINT 41 („Leichter Innovativer Nahverkehrstriebwagen“) aus dem Hause des französischen Bahntechnikkonzerns Alstom sind in so großer Zahl ausgefallen, dass der Streckenbetreiber auf der Linie RB 37 zwischen Verden und Uelzen einen Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet hat. Diese Notlösung wurde nun um eine weitere Woche – bis zum 2. Juli – verlängert. „Der Grund ist weiterhin eine reduzierte Fahrzeugverfügbarkeit“, teilt Start lapidar mit. Die Anzahl der Fahrten und die Abfahrtzeiten entsprechen nicht dem regulären Fahrplan. Der Ersatzfahrplan kann auf den Unternehmensseiten von Start im Internet eingesehen und heruntergeladen werden. Er ist etwas tückisch. So sind manche Verbindungen – etwa die Fahrt um 12.09 Uhr von Soltau über Munster nach Uelzen – mit dem Zusatz „bisher kein Bus bestätigt“ versehen. Wie sollen Bahnkunden ihre Reisen unter solchen Umständen planen?
Die Zustände auf dem Heidekreuz könne man „niemanden mehr erklären“, hatte CDU-Landespolitiker Dr. Karl-Ludwig von Danwitz am Wochenende auf einer Versammlung des Fahrgastverbands Pro Bahn in Soltau erklärt und die vorzeitige Neuausschreibung des Heidekreuzes ins Spiel gebracht (BZ vom gestrigen Montag). Auch Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) könne sich einen solchen Schritt vorstellen.
Abmahnung als erster Schritt Richtung Neuausschreibung
Die Hürden sind aber hoch. Das Land müsste den Vertrag mit Start aufkündigen, der regulär bis Ende 2029 gilt. 2022 hatte sich die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) noch gegen die Abmahnung des Bahnunternehmens entschieden. Die LNVG prüft jetzt erneut „Vertragsstrafen und weitere vertragliche Instrumente“, so ein Behördensprecher. Eine Abmahnung könnte ein erster Schritt Richtung Neuausschreibung sein.
Sollte es dazu kommen, müsse man aus Fehlern lernen, hatte von Danwitz am Wochenende gesagt. Die CDU sei in Niedersachsen vielleicht auch deshalb in der Opposition gelandet, weil sie in der Verkehrspolitik Fehler gemacht habe. Bei Streckenausschreibungen dürfe künftig nicht mehr allein der Preis ausschlaggebend sein, so von Danwitz. Einen „nahezu reinen Preiswettbewerb“ hatte das bei der jüngsten Ausschreibung 2021 unterlegene Bahnunternehmen Erixx beklagt. Die LNVG wies das damals zurück.