Mitfahrgelegenheit gesucht

Helga Kallweit macht sich auf den Weg, um ihren demenzkranken Mann zu besuchen, der im Seniorenzentrum Wiesentrift in Schneverdingen untergekommen ist. Sie vermisst einen Busverkehr und wünscht sich kurzfristig eine Mitfahrgelegenheit. Foto: jul

Eine Fahrt mit dem Taxi von Bispingen nach Schneverdingen und zurück kostet 90 Euro. Wie viele Strecken Helga Kallweit in den vergangenen Monaten schon zurückgelegt hat, zählt sie schon nicht mehr. Um ihren Mann im Pflegeheim Wiesentrift in Schneverdingen zu besuchen, hat sie in Etappen mehrere Übernachtungen in der Pension Ingrid gebucht. Die Rentnerin hat mittlerweile ein kleines Vermögen ausgegeben: 1500 Euro. Nochmal die gleiche Summe hat die Rentnerin aus Bispingen als Kredit aufgenommen, alles nur um ihren Mann Horst (74) zu sehen. „Voller Verzweiflung“ schreibt sie an die Böhme-Zeitung. Ohne einen Führerschein, ist sie auf die Hilfe ihres Sohnes angewiesen. Einen regulären Busverkehr gibt es nicht.

Ihr Mann ist schwer an Demenz erkrankt. Drei Jahre hat sie ihn selbst gepflegt. Doch als er in der Nacht im Februar um Luft rang, hat sie die Rettungssanitäter gerufen. Seit Februar ist er im Seniorenzentrum Wiesentrift in Schneverdingen untergekommen. Dort gibt es eine Abteilung für demenzerkrankte Menschen. Die Umstellung war für den Mann so groß, dass er seine Frau in den ersten Tagen dort nicht mehr wiedererkannt hat. Auch jetzt kommt es vor, dass er sie für seine Mutter hält. „Wenn ich weggehe, weint er und fragt, wann ich wiederkomme“, schreibt sie. Ist sie in seiner Nähe, bleibt er in ruhiger Verfassung. Verlässt sie die Wiesentrift, wird er unruhig, sogar aggressiv. In der Nacht treibt es ihn um, er läuft viel. Bis zur Erschöpfung. Es sind alles typische Symptome. Für das Paar, das in zweiter Ehe verheiratet ist, ist es eine schwierige Zeit, die gemeinsam leichter zu durchstehen ist. Am liebsten wäre ihr, wenn ihr Mann in dem Bispinger Pflegeheim Ahorn unterkommen könnte, aber ihr wurde bereits signalisiert, dass dort absehbar keine freien Plätze zu erwarten sind.

Pinnwand-Aushänge ergaben noch keine Rückmeldung

Wären wir bloß in Flensburg geblieben, denkt Kallweit sich heute. Dort könnte sie im Stadtverkehr viele Wege mit dem Bus zurücklegen. Sie sei nicht mehr so gut zu Fuß. Doch es war ihnen zu unruhig in der Stadt. Die Ruhe zog sie vor zwölf Jahren aufs Land, heute sei es ihr hier fast zu ruhig. Außerdem lockte die Nähe zur Familie des in Bis- pingen lebenden Sohnes. Doch der habe auch sein eigenes Leben, sagt sie. Er erledige Einkäufe und fahre sie auch ab und zu nach Schneverdingen, erzählt sie. Durch ihren Enkel weiß sie vom Schulbusverkehr nach Schneverdingen zur KGS. Doch die Zeiten frühmorgens und mittags passen nicht zu den Besuchszeiten im Seniorenpflegeheim.

Sie wünscht sich so sehr, dass sie eine Mitfahrgelegenheit findet. Dazu hat sie bereits mehrere Aushänge an den Pinnwänden im örtlichen Supermarkt aufgehängt, aber noch keine Rückmeldung bekommen. Auch Pastor Frank Blase von der St.-Antonius-Gemeinde hat sie bereits besucht und ihr Beistand gegeben. Für die 72-jährige Rentnerin wird es langsam eng. Sie setzt alle Hebel in Bewegung, um ihren Mann weiter regelmäßig besuchen zu können. „Ich habe nur eine kleine Rente“, sagt die ehemalige Verkäuferin, „wie soll ich das weiter finanzieren?“ Ihre Ersparnisse sind aufgebraucht.

Ehrenamtlich organisiertes Mobilitätsangebot in Schneverdingen

In Bispingen gab es vor der Corona-Zeit bereits die Idee, einen Bürgerbus zu gründen. Denn auch die Menschen in den Ortsteilen sind auf ein eigenes Auto für alltägliche Besorgungen angewiesen, weiß auch Ortsvorsteher Stephan Müller um die Problematik, die besonders ältere Menschen betrifft. Schneverdingen hat einen ehrenamtlich organisierten Bürgerbusbetrieb. Bispingens Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis bedauert, dass das Bürgerbus-Projekt zum Erliegen gekommen ist. Corona habe einen Strich durch die gute Absicht gemacht, meint er.

Wer Helga Kallweit eine Mitfahrgelegenheit vom Ortszentrum Bispingen nach Schneverdingen in die Nähe des Seniorenzentrums Wiesentrift bieten kann, kann sich per Mail an redaktion@boehme-zeitung.de melden. Ideal wäre einmal wochentags, einmal am Wochenende zwischen 10 und 18 Uhr. Die Böhme-Zeitung stellt einen Kontakt her. bz

Julia Dührkop