Pokalsieger am Grünen Tisch

Der Moment kurz vor dem Angriff der beiden Zuschauer auf Buchholzer Spieler. Links mit der grünen Hose und dem weißen T-Shirt (von Spielern verdeckt) ist Angreifer Nummer eins zu sehen, ganz rechts mit dunkler Hose, weißem T-Shirt und Cappy sein Bruder und Angreifer Nummer zwei. Foto: moj

4:3 stand es für den TV Jahn Schneverdingen II im Fußball-Kreispokal-Finale in Lünzen gegen den SVN Buchholz. 20, höchstens 30 Sekunden wären noch zu spielen gewesen. Nur wenige Augenblicke fehlten dem TV Jahn II nach souverän gewonnener Meisterschaft also zum Double. Doch zwei Zuschauer hatten etwas dagegen. Die Brüder stürmten nach einer Rudelbildung den Platz, schlugen auf einen Buchholzer Spieler ein und sorgten für einen Spielabbruch. Da einer der Zuschauer klar dem Lager des TV Jahn zuzuordnen war, fiel das Urteil des Sportgerichts des Fußballkreises unter dem Vorsitzenden Sören Hogrefe am Mittwochabend wie folgt aus: Das Finale wird mit 5:0 für den SVN Buchholz gewertet, der TV Jahn muss zudem eine Geldstrafe in Höhe von 200 Euro zahlen. Außerdem bekamen zwei Spieler eine Sperre aufgebrummt. Unterstützt wurde Hogrefe bei der Urteilsfindung von seinem Stellvertreter Finn Holzky und dem Beisitzer Dirk Alvermann. Man sei sich schnell einig gewesen. Einer der Zuschauer, der für den Spielabbruch am Nachmittag verantwortlich war, spielte zuvor selbst noch in einem Finale. Im Endspiel der Altherren stand er für den TV Jahn Schneverdingen auf dem Platz (1:0 gegen die SG Soltau). Mittlerweile hat der Spieler seinen Pass abgegeben, er wird für den TV Jahn nicht mehr auflaufen. Dem Sportgericht hatte er eine eindeutige schriftliche Stellungnahme zukommen lassen, gestand seinen Fehler ein. Zum Abschied beim TV Jahn musste er nicht gedrängt werden, wie Holger Vorwerk aus der TV-Jahn-Spartenleitung bestätigte. Der Spieler habe selbst die Konsequenzen gezogen. „Der Verein haftet für seine Anhänger“, sagte Hogrefe zur Urteilsbegründung. Dass einer der „Fans“ letztlich ohne Zweifel dem TV Jahn zuzuordnen war – der Zweite war nicht Mitglied im TV Jahn –, wurde den Schneverdingern damit zum „Verhängnis“. Man müsse für den Mist einstehen, den man verzapft habe, sagte Vorwerk während der Sitzung. Gestern im Gespräch mit der BZ bestätigte er: „Wir können das ja nicht abstreiten. Sportlich ist es natürlich sehr traurig.“ Der TV Jahn hätte noch die Möglichkeit, in Berufung zu gehen. Vorwerk wird sich dafür aussprechen, das nicht zu tun. „Ich kann da aber nur für mich sprechen. Wir sind ja drei im Vorstand.“ Drei Spiele Sperre für Banasiak und Kuhle Hogrefe lobte den jungen Schiedsrichter Malte Behrendt (TSV Dorfmark) für die einzig richtige Entscheidung Spielabbruch: „Wenn auf Spieler eingeprügelt wird, gibt es keine Alternative.“ Die Verhandlung am Mittwoch sei sehr entspannt verlaufen. Für die Buchholzer waren Trainer Felix Filla sowie die Spieler Fabian Banasiak und Konrad Bünger dabei. Banasiak hatte in der Nachspielzeit des Finals eine Notbremse ausgepackt, hätte dafür sicher Rot bekommen. Im Anschluss schubste Schneverdingens Spieler Jan-Robert Kuhle Banasiak. Auch für diese Tätlichkeit hätte es wohl Rot gegeben. Doch dazu kam es gar nicht mehr. Denn es folgte eine Rudelbildung und anschließend kam es zum Angriff der beiden Zuschauer. Prügel einstecken musste vor allem Bünger. Banasiak und Kuhle bekamen vom Sportgericht nun jeweils eine Sperre von drei Pflichtspielen aufgebrummt. Und feiert der SVN nun seinen Erfolg? „Der TV Jahn könnte noch in Berufung gehen“, war Filla gestern noch etwas vorsichtig. „Aber wenn wir den Pokal offiziell übergeben bekommen, werden wir sicher auch feiern.“ Das Urteil nahmen die Buchholzer emotionslos hin. Die Buchholzer hätten den Pokalsieg lieber auf dem Rasen gefeiert. „Das Urteil ist auch hart für den TV Jahn“, sagte Filla.

Marco Ojemann