Neustart auf der Almhöhe verzögert sich
Ein aktuelles Datum für die Neueröffnung der Almhöhe hat Taner Kenar bei seinem jüngsten Vor-Ort-Besuch parat. Der Deutschland-Manager des türkischen Unternehmens Nata-Holding geht davon aus, dass das Fachmarktzentrum erst zwischen März und Juni 2024 an den Start gehen wird, aber „so früh wie möglich“. Erst dann soll es auch in Vega umbenannt werden.
Die Nata-Holding hat das Gebäude 2020 gekauft und plant seitdem nicht nur den Umbau, sondern will mit dem passenden Mietermix die Almhöhe für die Zukunft aufstellen. Berücksichtigen muss der Vermieter dabei die Interessen der Stadt. Nicht jedes Geschäft darf sich ansiedeln. Der Schutz der Innenstadt hat bei den Genehmigungsprozessen großes Gewicht. Die Marktstraße soll nicht veröden.
Geschafft ist inzwischen der Umzug des ehemaligen Dänischen Bettenlagers, heute Jysk. In dem ehemaligen Aldi-Ladengeschäft hat sich Jysk erweitert, kann zudem seine Ware auch in einer Außenausstellung zeigen. Ansonsten herrscht in der noch belebten Einkaufspassage Ruhe. Hinter den Türen allerdings, dort, wo Kaufland bis 2018 seinen Lebensmittelfachmarkt betrieb, haben die Umbauarbeiten begonnen und damit der erste Bauabschnitt des Gesamtprojekts.
Auf der Fläche soll demnächst eine weitere Einkaufsstraße in einem großen Bogen entlangführen, von der weitere Geschäfte abgehen. Rewe soll dort auf 2500 Quadratmetern einen Markt eröffnen, die Drogerie Müller auf 1650 Quadratmetern.
Zudem wird die Handelskette Tedi sich mit ihrer Filiale am anderen Ende des Fachmarktzentrums vergrößern. Die ehemalige Kauflandfläche soll auf 20 Neumieter aufgeteilt werden, darunter auch Gastronomie.
Im ersten Bauabschnitt werden zurzeit die Abwasserleitungen gelegt, die alte Elektrik wurde herausgerissen, sie muss neu verlegt werden, die Sprinkleranlage muss für die einzelnen Geschäfte angepasst werden.
Zudem beginnen die Bauarbeiter aktuell die Mauern zu durchbrechen. Im Juni soll der Trockenbau beginnen, um die einzelnen Ladenflächen abzugrenzen. Energetisch will der neue Eigentümer am Gebäude, das Mitte der 1990er-Jahre errichtet wurde, nicht tätig werden. Nur Heizung und Lüftung würden angepasst. Die farbliche Innengestaltung sei mittlerweile festgelegt: Die Einkaufsstraßen sollen eine mediterrane Anmutung erhalten.
Gekündigt hat die Nata-Holding den Vertrag mit dem Textilhändler Takko. Das Textil-Kontingent, das planungstechnisch an das Fachmarktzentrum gebunden ist, soll dem Unternehmen New Yorker zugestanden werden, das einen größeren Laden am bisherigen Standort des Schuhhändlers Deichmann und des Möbelhändlers Jysk eröffnen will.
"Die Kosmetik kommt erst zum Schluss"
Taner Kenar wechselt innerhalb von Sekunden vom Deutsch ins Türkische und zurück. So kann der Münchner bei seinem türkisch sprechenden Bauleiter den aktuellen Sachstand abfragen und die Antwort gleich weitergeben.
Regelmäßig ist der Deutschland-Manager der türkischen Nata-Unternehmensgruppe in Soltau, um sich über den Fortgang der Arbeiten am ersten deutschen Projekt an der Almhöhe zu informieren. Und um weitere Gespräche mit möglichen Mietern und der Stadtverwaltung zu führen.
Drei Einzelhandelsstandorte hat Soltau: Außer der Innenstadt mit den Geschäften rund um die Marktstraße und den Hagen das Designer Outlet sowie das Fachmarktzentrum Almhöhe. Damit sich die Angebote gut ergänzen und die Innenstadt nicht leidet, hat die Stadt bei der Genehmigung des Mietermix derzeit im Fachmarktzentrum mitzureden.
Bis Frühjahr 2024 will die Nata-Holding unter anderem den kompletten Rewe-Markt herrichten. Der Lebensmittelhändler will nur einziehen: „Wir stellen alles komplett hin – bis auf die Kühlanlagen", erklärt Kenar. Anders ist das bei der Drogerie Müller aus Ulm. Das Unternehmen will den Innenausbau selbst stemmen.
Umziehen wird auch der Schnäppchenhändler Tedi von der Obi-Seite des Fachmarktzentrums auf die gegenüberliegende. Dort wird er seine Ware statt auf 300 Quadratmetern auf 750 anbieten.
Weitere Verhandlungen gibt es zurzeit noch mit Restaurant- und Cafébetreibern. Wichtig ist dem Deutschland-Manager, dass fast alle Angebote nur über die jeweiligen Einkaufsstraßen zu erreichen sind. „Wir wollen die Frequenz in dem Fachmarktzentrum sehen“, erklärt er. So habe Jysk zwar eine Außenausstellung, der Eingang liege aber im Fachmarktzentrum. Insgesamt seien insbesondere die Bestandsmieter dazu vertraglich angehalten, bei einem Umbau modernere Ladenkonzepte umzusetzen.
Zunächst laufen die Umbauarbeiten komplett im Inneren, der Außenbereich solle folgen, erklärt Kenar. Das sei aktuell aber nicht ausschlaggebend.
Dennoch versuche man zurzeit, einen Betreiber für eine Tankstelle zu finden, die in der Nähe des einstigen Standorts wieder aufgebaut werden soll. Ebenso ist dem Nata-Mitarbeiter wichtig, die Busanbindung ins Fachmarktzentrum wieder zu beleben.
„Ansonsten kommt die Kosmetik wirklich erst zum Schluss“, erklärt er. Geplant ist zurzeit jedenfalls, die Stahlkonstruktion, an der seit dem Bau des Gebäudes Mitte der 1990er-Jahre der Name Soltauer Alm weithin sichtbar ist, bestehen zu lassen. Sie soll künftig farblich Anthrazit statt Gelb gestaltet werden.
Abgerissen werden soll auf der Seite zum Obi-Baumarkt das Vordach. „Wir brauchen die Sicht. Man soll den Markt direkt sehen können“, erklärt Kenar.
Die großen Themen dieser Tage wie Fachkräftemangel und Baukostensteigerung beschäftigen auch das türkische Unternehmen. Inzwischen sei nach langem Suchen die Firma für den Bereich Heizung, Lüftung, Sanitär gefunden. „Zu den Baukosten kann keiner was sagen. Aber das Projekt ist ins Rollen gekommen und gestartet.“
Erst ganz am Ende, wenn wirklich alle neuen Mieter eingezogen seien, werde das Fachmarktzentrum in Vega umbenannt und der Schriftzug Soltauer Alm verschwinden.
Zukunft lange ungewiss
Seit 2018 war die Zukunft des Fachmarktzentrums Almhöhe ungewiss. Damals zogen zunächst der Aldi und schließlich der größte Ankermieter, der Lebensmittelfachmarkt Kaufland, aus. Seitdem wurde um die Zukunft des Standorts gerungen. Die Stadt hatte nach vergeblichen Versuchen, einen Nachmieter zu finden, angekündigt, dort nur noch ein reines Gewerbegebiet zulassen zu wollen. Insbesondere die an den Standort gebundene Fläche von 5000 Quadratmeter für Lebensmittel sollten an einem anderen Standort nutzbar werden. 2020 kam schließlich Bewegung in das Projekt, die türkische Nata-Unternehmensgruppe übernahm den Komplex und plante neu. at