Neuer Glanz für betagtes Kleinod in der Ortsmitte
Neuenkirchen. Das Gebäude vis à vis der St.-Bartholomäus-Kirche an der Neuenkirchener Hauptstraße ist erkennbar in die Jahre gekommen. Das sieht man ihm an, aber nicht seine historische Bedeutung. Es ist eine von noch wenigen erhaltenen Brinkkaten in der Region. Brinkkaten waren vor einigen Jahrhunderten kleine Bauern- stellen, die erheblich niedriger besteuert wurden als Vollhöfe, deren Besitzer dafür aber mehr Verpflichtungen gegenüber der Obrigkeit hatten.
Bereits auf der Kurhannoverschen Landesaufnahme vermerkt
Der Fachwerkbau an der Hauptstraße mit seinen roten Backsteinen an der Hauptstraße ist – mindestens – 250 Jahre alt. Auf der Kurhannoverschen Karte von 1770 ist es bereits vermerkt. Jetzt soll er umfassend saniert werden. Die Planungen dafür sind abgeschlossen. Noch in diesem Jahr wollen Eigentümerin Marie Charlotte von Zander, eine gebürtige Neuenkirchenerin mit Lebensmittelpunkt in Berlin, und ihr Partner Alexander Lehmann loslegen. Beide wissen, was auf sie zukommt. Sie sind als Diplom- Bauingenieure und Architekten vom Fach und beruflich in der Hautstadt tätig. In der Sitzung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) der Leader-Region Hohe Heide im Grauener Dorfgemeinschaftshaus stellten sie ihr Projekt vor und warben erfolgreich um finanzielle Unterstützung.
Das vierständige Haus diente einst nicht nur als Wohnstätte und Kleinbauerei, sondern sei immer schon teilgewerblich mit kleinhandwerklichen Arbeiten genutzt worden, erklärte Lehmann den historischen Hintergrund. Bis in die jüngste Zeit gab es eine Mischnutzung mit mehreren Geschäften, unter anderem als Blumenhaus, Antiquariat, Textilgeschäft und Friseursalon. Jetzt befindet sich nur ein Nutzer darin, eine Fahrschule, die sich auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs Delmser Bahnhof neu aufstellen will (BZ vom 27. Oktober 2022). Ansonsten steht es leer und präsentiert sich mit maroden Fenstern und Türen nicht gerade einladend. Zuletzt in den 1980er-Jahren wurde es saniert. In den Neunzigern gab es noch einmal ein neues Dach. Mit der Sanierung wollen von Zander und Lehmann einen Hingucker schaffen, von dessen Strahlkraft auch die gesamte Ortsmitte profitieren und dadurch attraktiver gemacht werden soll.
Erstes umfangreiches Kartenwerk
Die Kurhannoversche Landesaufnahme, auf dem die historische Brinkkate an der Neuenkirchener Hauptstraße eingetragen ist, war die erste umfangreiche Landesaufnahme im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg („Kurhannover“). Das Kartenwerk wurde durch die Offiziere Georg Josua Du Plat und Johann Ludewig Hogrewe des Hannoverschen Ingenieurkorps zwischen 1764 und 1784 im Maßstab 1:21333 aufgenommen und hatte 165 Blätter. Bei der Erschließung des Teufelsmoors
wurde in Richtung Bremen ein Kanal mit Hafenstelle bei Oster- holz geplant. Die 1764 für diesen Bereich entstandene Karte fand das „gnädigste Wohlgefallen“ des Kurfürsten Georg III. Sie gab den Anstoß, die gesamte hannoversche Landesfläche in den Jahren 1764 bis 1786 zu vermessen und kartografisch mit der Kurhannoverschen Landesaufnahme darzustellen. Die Kartenblätter gibt es beim Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung (LGLN) und bei lokalen Katasterämtern. bz/vo