Landwirte-Protest erreicht Soltau

Mit einer Dreier-Reihe Traktoren wird die Wilhelmstraße vor der Kreuzung Krauls Eck abgeriegelt. Fotos: vo

Der Landwirte-Protest gegen die Pläne der Bundesregierung, die Agrardieselsubventionen und die Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft zu streichen, hat am gestrigen Donnerstag auch Soltau erreicht. Nach ähnlichen Aktionen am Vortag im Bereich Walsrode/Bad Fallingbostel fand am späten Nachmittag in der Böhmestadt eine Kundgebung mit Traktoren statt, die den Verkehr insbesondere auf der Celler und der Lüneburger Straße bremste, zeitweise auch zum Erliegen gebracht hat.

Um die 80 Traktoren mögen es gewesen sein, genau lässt sich das nicht sagen, die sich nahe der beiden Soltauer Autobahn-Anschlussstellen versammelten, um in entgegengesetzter Richtung über die Bundesstraßen 3 und 71 nach Soltau einzufahren, an der Kreuzung Krauls Eck abzubiegen und die Kernstadt wieder zu verlassen. Dann löste sich das Teilnehmerfeld wieder auf.

Polizeiabsperrung umfahren

Einige Teilnehmer schafften es mit ihren Traktoren auch auf die Autobahn, obwohl die Polizei die Auffahrten vorsorglich gesperrt hatte, um eben dieses Szenario zu unterbinden. Teilweise über den Grünstreifen seien die PS-starken Fahrzeuge den Absperrungen vorbei gelenkt worden, „da konnte man nichts mehr machen“, sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion. Abgesichert fuhren die Traktoren im Schritttempo in beide Fahrtrichtungen zwischen Soltau-Ost und -Süd und sorgten für eine Entschleunigung des Verkehrs – „entgegen der Verfügung“, wie es von der Polizei hieß. Ob und wie dieses Verhalten geahndet wird, werde sich zeigen.

Wer hinter dieser Aktion steht, lässt sich nicht genau sagen. Unter dem Hashtag „Bauerndemo 23“ verabreden sich seit Bekanntwerden der Sparpläne die Protestwilligen überregional über WhatsApp. Entsprechend war das Teilnehmerfeld zusammengesetzt: Die Traktoren mit oft junger Besatzung hatten nicht immer HK-Zulassung, etliche kamen aus den Nachbarkreisen Celle und Uelzen, einige hatten sogar eine noch weitere Anreise, etwa aus dem Gifhorner Bereich oder der Region Hannover. Einige Teilnehmer führten auch Botschaften an die Adresse ihres Unmuts mit sich, zum Beispiel „Ampel go home“.

Landvolk setzt auf geordneten Protest

Nicht eingebunden war der Landvolkverband. Auch dort plant man Proteste gegen die Sparpläne der Berliner Ampel im Agrarbereich, aber es sollen „gemeinschaftliche und abgestimmte Aktionen“ sein, die Anfang des kommenden Jahres starten werden, kündigt der neue Landvolk-Kreisvorsitzende Henrik Rump in einer Pressemitteilung mit. Das solle im geordneten Rahmen stattfinden, betont er: „Die Veranstaltungen werden dann ordentlich angemeldet. Wir halten es für sinnvoll, Aktionen durchzuführen, die auf uns aufmerksam machen, aber nicht den Groll der Menschen, deren Unterstützung wir brauchen, auf uns ziehen.“

Über die Bundesstraße 3 kommt ein Teil der Kundgebungsteilnehmer in die Stadt.

Man rufe noch nicht zum Generalstreik und zur totalen Blockade auf, versichert Rump. „Es macht keinen Sinn, unsere eigenen Unternehmen zu blockieren, die sollen uns ja unterstützen, und es macht keinen Sinn, die Bevölkerung über die Festtage zu verärgern, denn gerade die breite Masse der Menschen benötigen wir, um unsere Anliegen durchzusetzen“, mahnt er zu Geduld: „Es macht noch keinen Sinn unser Pulver schon jetzt schon zu verschießen.“