Mit KI mehr Sicherheit in der Soltau-Therme
Mit künstlicher Intelligenz (KI) soll es mehr Sicherheit für die Schwimmer in der Soltau-Therme geben. Dafür wurden in der Schließzeit Anfang Dezember Kabel verlegt, Halterungen an den Wänden angebracht, ein Server aufgestellt.
Die für die Überwachung notwendigen Kameras werden in den nächsten Tagen installiert, die nötigen digitalen Uhren für die Rettungsschwimmer geliefert. Dann beginnt das Training für die KI im laufenden Betrieb.
Das System, das die Therme als deutschlandweit eines der ersten Bäder installiert, hat das israelische Unternehmen Lynxight entwickelt und ist eine Art digitale Beckenaufsicht oder auch Ertrinkungserkennungssystem, wobei das Ertrinken natürlich verhindert werden soll. Therme-Leiterin Heike Ebersbach rechnet nach vier bis sechs Wochen mit einem stabilen Einsatz der Überwachungstechnik im Schwimmer- und im Nichtschwimmerbecken. „Lebensbedrohliche Vorfälle haben wir zum Glück wenig. Und zudem wäre jeder Unfall einer zu viel“, sagt sie.
In Echtzeit überwachen die Kameras das Geschehen über und unter Wasser. „Das System erkennt Bewegungsmuster, die nicht normal sind. Dann löst es Alarm aus“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Daniel Töpfer. Abweichungen von der Norm sind ungewöhnliche Auf- und Abbewegungen, wenn sich eine Person auf der Wasseroberfläche nicht mehr bewegt oder ein Mensch kopfüber im Wasser hängt.
Natürlich soll der Spaß im Schwimmbad für die Besucher an erster Stelle stehen: „Für uns ist es aber die Sicherheit der Badegäste“, setze man daher auf eine Vorreiterrolle, sagt Ebersbach. Das Lynxight-System wandelt die Badegäste in sogenannte Vektorgrafiken um, die an Pixel erinnern. So ist zum einen sichergestellt, dass kein Badegast erkennbar ist, aber vor allem, dass die Bewegungsmuster aufgezeichnet und von der Software ausgewertet werden können. Die Badeaufsichten, mindestens drei Rettungsschwimmer, müssen im Schwimmbadbereich Dienst tun, erhalten bei einer unklaren Bewegung im Wasser die Position des Schwimmers via Smartwatch am Handgelenk angezeigt. Ein roter Punkt markiert die Person in den Beckenbereichen.
„Kein Schwimmmeister kann in einem Bad wirklich alle Bereiche gleichzeitig im Blick behalten“, erklärt Ebersbach. Das System ist für sie daher eine Ergänzung und auf keinen Fall Ersatz für eine Fachkraft. Mit den Mitteln der künstlichen Intelligenz gehe es um eine Entlastung für das Aufsichtsteam. Es könne Menschen nicht ersetzen, vor allem niemanden im Notfall aus dem Wasser ziehen. Die Stadtwerke als Therme-Betreiber investieren eine niedrige sechsstellige Summe in das neue Überwachungssystem. Im Solebereich kommt es noch nicht zum Einsatz.
KI, Quick-Check-in – und die Preise steigen
Die Pilotphase in der Soltau-Therme für den Einsatz der neuen KI gesteuerten Sicherheitstechnik beginnt in diesen Tagen. Thermeleiterin Heike Ebersbach ist sicher, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schnell mit der neuen Technik zurechtkommen werden. Es sei selbsterklärend, weiß sie.
Einzig das System muss im laufenden Betrieb und in Echtzeit lernen, die richtigen Signale im Schwimm- und Nichtschwimmerbecken wahrzunehmen, auszuwerten, zu interpretieren und im Notfall die Badeaufsicht via Smartwatch am Handgelenk zu alarmieren. Die Phase, so schätzt Ebersbach, wird Mitte Februar beendet sein. Dann sollte der neue digitale Schwimmmeister mit seinen vielen Kameraaugen in Echtzeit über das Geschehen im Wasser wachen.
„Wenn wir Notfälle so reduzieren können, dann ist das gut“, sagt Stadtwerkechef Daniel Töpfer. Insbesondere im Zuge der demografischen Entwicklung und der Notwendigkeit, lange mobil und sportlich zu bleiben, sei die Sicherheitstechnik der Firma Lynxight eine gute Ergänzung im Badebetrieb. Selbst Kreislaufschwierigkeiten erkenne das System und könne eine Notlage frühzeitig lokalisieren. Es sei besonders hilfreich in Situationen, in denen Spiegelungen, Blasen, Schatten oder eine hohe Anzahl von Personen die Lage in den Becken unübersichtlich machten.
Einzelne Personen sind nicht zu erkennen
Die Kameras liefen grundsätzlich in Echtzeit, zeichneten die Badegäste nicht auf, betonen Ebersbach und Töpfer unisono. Zudem seien die einzelnen Personen auch nicht zu erkennen, die erfassten Bilder würden in geometrische Darstellungen umgewandelt, aus denen die Bewegungsmuster abgeleitet werden.
Investiert hat die Therme auch in neue System im Kassenbereich wie Drehkreuze. Sogenannte Quick-Check-in-Schlüssel können nun genutzt und von Vielschwimmern mit nach Hause genommen werden. Dann müsse man sich nicht an einer Warteschlange anstellen, die Schlüssel passen zudem an die Umkleiden. Zudem ist ein Automat für bargeldloses Zahlen installiert. „So können wir die Abläufe beschleunigen.“ Auch der Personalbedarf könne reduziert werden, aber eine Vollautomatisierung des Eingangs- und Kassenbereiches werde es nicht geben.
Mitte Januar wird die Therme erneut aufgrund der gestiegenen Personal- und weiterhin hohen Energiekosten die Preise anheben. Zuletzt hat es im Sommer eine Anpassung gegeben. „Wir müssen den gestiegenen Gesamtkosten Rechnung tragen“, betont Töpfer. Je nach Tarif würden die Eintrittskarten fünf bis neun Prozent teurer, eine Tageskarte koste dann 31 Euro, steige um drei Euro. Im Schwimmbadbereich würden 50 Cent mehr fällig.
„Wir versuchen, mit der Anpassung unser Delta in dem bisherigen Bereich zu belassen“, erklärt der Geschäftsführer zum wirtschaftlich schwierigen Thermebetrieb. Dennoch falle die Anpassung moderat aus. Insbesondere Familien im Einzugsgebiet sollen finanziell nicht überfordert werden.