Räumung Dethlinger Teich: Heiße Phase ist angelaufen
Nach jahrelanger Planung und Vorbereitung ist die „heiße“ Phase der Räumung des Dethlinger Teichs von militärischen Altlasten vor gut vier Wochen angelaufen. „Jetzt sind wir auf dem Teich und graben uns peu à peu in die Tiefe“, beschrieb Friedrich-Wilhelm Otte von der Landkreis-Fachgruppe Wasser, Boden, Abfall im Kreistags-Umweltausschuss das Vorgehen. Bis zu einer Tiefe von zwölf Metern werde es gehe. Otte berichtete von ersten geborgenen Munitionsfunden bereits am als unkritisch eingestuften Rand des Teiches. Das seien aber noch keine chemischen Kampfstoffe gewesen, sondern „nur“ Explosivmunition.
Experten gehen davon aus, dass etwa 30 000 Granaten aus dem Teich geholt werden müssen. 6000 können jährlich bei der nahen Gesellschaft zur Entsorgung chemischer Kampfstoffe und Rüstungsaltlasten (Geka) gebracht werden. Innerhalb von fünf Jahren könnten die Arbeiten am Dethlinger Teich abgeschlossen sein, antwortete Otte auf die Frage des Ausschussvorsitzenden Gerhard Meyer nach der avisierten Dauer der Räumung – ohne sich definitiv festzulegen. Denn sicher vermag das niemand zu sagen, was von der Wehrmacht sowie nach dem 2. Weltkrieg von Bombenräumkommandos und der Britischen Armee in die ehemalige Kieselgur-Abbaustätte gekippt wurde.
Auf jeden Fall ein Gemisch mit teilweise hochtoxischen Kampfstoffen wie Tabun, Lost und Phosgen. Bei einer 2019 durchgeführten Probebergung waren nach Angaben des Landkreismitarbeiters in 100 Kubikmeter Aushub 2500 Granaten gefunden worden. Wie viel die weltweit beachtete Aktion kosten wird, lässt sich nicht sagen. Bereits jetzt bewegt man sich im hohen zweistelligen Euro-Milionenbereich.
Die Arbeiten finden in einem riesigen massiven Hallenkomplex statt, der den Teich von der Außenwelt abschirmt. 50 Kameras erfassen jeden Winkel. Das Gelände ist mit einem Sicherheitsradius von 800 Meter weiträumig abgesperrt. Während der Arbeiten werden die Bundesstraße 71 in dem Bereich und die Bahnstrecke Munster – Beckedorf für den Verkehr gesperrt. Im Luftraum über dem Teich herrscht ein Flugverbot. Jeweils drei Personen sind bei der Räumung im Einsatz. Einer bedient den eigens für diesen Zweck ausgestatteten Hybridbagger, laut Otte das Herzstück der Räumung. Alle denkbaren Szenarien seien durchgespielt worden. Bei Gewitter werden die Arbeiten eingestellt. Es gibt Sicherheitsschleusen. Bei Gefahr in Verzug steht ein Rettungscontainer bereit. Ein 250-KW-Aggregat stellt bei Stromausfällen die Energieversorgung sicher. Zur Absicherung der beiden Arbeiter stünden stets vier Rettungskräfte nahe der Halle parat, so Otte: „Sie warten auf den Einsatz, der nicht kommen darf.“