Dethlinger Teich: Gefährliche Arbeiten sind angelaufen
Im rund drei Kilometer südöstlich von Munster gelegenen Dethlinger Teich liegen seit 1945 Kampfstoffe aus zwei Weltkriegen. Und das hat unmittelbar Auswirkungen auf die heutige Zeit. Seit Anfang Oktober werden, beschirmt von einer 97 x 106 Meter großen Halle mit einer Firsthöhe von 20 Metern, die in der ehemaligen Kieselgurgrube gelagerten Granaten und ihr giftiger Inhalt geborgen. Die nur wenige Hunderte Meter entfernte B71 bleibt werktäglich von 8 bis 16 Uhr gesperrt. „Die sogenannten ‚gefährlichen Arbeiten‘ laufen“, bestätigt Sandra Michaelis, Sprecherin des Heidekreises. „Dementsprechend ist die Bundesstraße während der täglichen Arbeiten gesperrt. Zurzeit wird der Randbereich außerhalb des Teiches geräumt. Dies ist aus bauorganisatorischen und statischen Gründen erforderlich.“
Oerrels Ortsvorsteherin Katharina Renner, durch deren Ort der Verkehr umgeleitet wird, spricht Bedenken aus, dass das erhöhte Verkehrsaufkommen für Schülerinnen und Schüler sowie Eltern mit kleinen Kindern, die die innerörtlichen Straßen überqueren müssen, gefährlich werden könnte. Die Sorgen der Ortsvorsteherin werden derzeit noch durch die Ferienzeit und den dadurch in den Morgenstunden verringerten Straßenverkehr gemildert. Bislang sei es zu keinen gefährlichen Situationen gekommen, so Renner. Sie werde die Situation im Auge behalten.
Derweil war der Dethlinger Teich am Wochenende auch an einem ungewöhnlichen Ort ein Thema, und zwar im Zusammenhang mit der Berichterstattung der Böhme-Zeitung. Auf einer Journalismuskonferenz in Erfurt ging es am Sonntag in einer Diskussionsrunde um das Thema „Wie Lokaljournalismus eine 80-Millionen-Altlastensanierung bewirken kann“. Neben BZ-Redakteur André Ricci waren die Fachjournalistin Julia Weigelt, Autorin einer BZ-Artikelserie zum Dethlinger Teich, und der Investigativjournalist und einstige Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo in die thüringische Landeshauptstadt gekommen, um über den langen Weg bis zur Altlastensanierung und die Rolle, die der Böhme-Zeitung dabei zufiel, zu berichten. Eine BZ-Artikelserie hatte das vor Ort lange Zeit verdrängte Thema 2015 groß präsentiert und dabei auch publik gemacht, dass die Überwachung des Grundwassers auf den Eintritt giftiger Stoffe bereits vor Jahren stillschweigend eingestellt worden ist (BZ vom 17. August: „Vom kleinen Tagebau zum größten Giftloch“). Als Folge der Berichterstattung gerieten die Dinge in Bewegung.