Zugpferd Almhöhe
Inzwischen ist auf der ehemaligen Kauflandfläche im Fachmarktzentrum Almhöhe schon gut zu erkennen, wie die künftige Aufteilung für die neuen Mieter sein wird. „Hier ist die Fläche für Rewe“, zeigt Taner Kenar als Vermögensverwalter des türkischen Eigentümer-Unternehmens Nata-Holding auf das weitläufige Areal. Linkerhand, abgetrennt durch einen langen schmalen Gang, der bis zum Anlieferungsbereich führt, liegt eine ähnlich große Fläche für den geplanten Geschäftsbereich der Drogerie Müller. Auf die Ansiedlung scheint Kenar besonders stolz, mit zehn Warengruppen einmalig und in der näheren Umgebung bislang nicht zu finden.
Für die Kunden im Fachmarktzentrum sind die Baufortschritte noch nicht sichtbar. Die Öffnungen zur neuen, der zweiten geplanten Mall, die im Halbkreis die weiteren Geschäfte anschließen soll, sind vorbereitet. Noch fehlen die Brandschutztüren, um den Durchbruch tatsächlich zu Ende zu bringen.
30 Geschäfte sollen laut Kenar nach dem Umbau insgesamt ihre Türen öffnen. Aktuell geht er vom kompletten Neustart des Fachmarktzentrums unter dem Namen Vega im Juli 2024 aus. „Wir haben nur noch vier aktive Mieter hier. Und dennoch ist die Kundenfrequenz hoch. Was wird wohl passieren, wenn hier die 30 Geschäfte öffnen?“, frohlockt der Investorenvertreter. Zuletzt hat der Non-Food-Discounter Tedi seine Türen geschlossen. In dessen ehemaligen Räumen haben nun die Bauarbeiter das Sagen. Tedi wird umziehen und sich vergrößern und soll künftig dort zu finden sein, wo früher das Unternehmen Kik seinen Platz hatte.
Einzig Jysk, ehemals Dänisches Bettenlager, ist bereits an seinen Standort umgezogen. Daher wird Anfang November auch Deichmann zunächst schließen. Der Schuhhändler zieht auf die ehemalige Takko-Fläche und vergrößert sich ebenfalls. Dort soll ein neues Gestaltungskonzept umgesetzt werden, die Wiedereröffnung ist für den 23. November geplant. Auf die Deichmann- und ehemalige Jysk-Fläche zieht als neuer Mieter New Yorker.
Möglicherweise müssen weitere Geschäfte schließen
Noch haben die Bauarbeiter mit den Herausforderungen des Altbaus zu kämpfen. Dazu zählt, die neuen Abwasserkanäle in den äußerst massiven Boden zu fräsen, die Sprinkleranlagen zu verlegen, überhaupt die Rohre und die Elektrik passend vorzubereiten. Von 250 Zuleitungen spricht Kenar. Möglicherweise werde er im Rahmen der Bauarbeiten nicht umhinkommen, weitere Geschäfte zu schließen: Aber man versuche, die Kunden so lange wie möglich in dem im Umbau befindlichen Gebäude zu halten. Eine für viele aktuellen Mittagsgäste sicher gute Nachricht hat der Investorvertreter auch: Das asiatische Restaurant soll bleiben.
93 Prozent der Gesamtfläche will Kenar inzwischen fest vermietet haben. Noch seien kleinere Flächen frei, dafür setzt er auf lokale Anbieter von Blumen oder Accessoires, auf Apotheken, einen Schlüsseldienst, einen Strumpfladen, auch Gastronomie fehle noch. „Wir werden künftig ganz andere Frequenzen haben“, wirbt Kenar und meint mit Verweis auf den großen Mietermix damit „mindestens das Doppelte“ als zu Kauflandzeiten.
Die beiden Vertreter der Interessengemeinschaft Almhöhe, Otto Elbers und Sascha Lühr, erwarten mit dem Neustart einen Schub für das gesamte Gebiet mit seinen Elektronik- oder Baumärkten. Konkurrenz für die Innenstadt sehen sie nicht: „Die Flächen gibt es für diese Angebote dort gar nicht“, sagt Lühr, der auch stellvertretender Vorsitzender der Interessengemeinschaft Handel- und Gewerbe (IHG) ist. Er sieht die Innenstadt eher als Standort des Verweilens, dagegen gehörten die Dinge des täglichen Bedarfs an die Stadtrandlage. Elbers erklärt, dass auch die Innenstadt von der größeren Frequenz profitieren werde. Es werde sich befruchten. Kenar, der nach eigenen Angaben ähnliche Projekte im mazedonischen Skopje oder im türkischen Istanbul umgesetzt hat und in München lebt, sieht den Mietermix der Almhöhe mit dem der Innenstadt abgestimmt. Die Neueröffnung werde keine negativen Effekte haben. Wobei er das Fachmarktzentrum schon als Zugpferd einordnet, um mehr Auswärtige nach Soltau zu locken. „Ich habe hier aber nicht so schöne Eisdielen oder Restaurants wie in der Innenstadt. Dort gibt es ein ganz anderes Flair.“
Dennoch wünscht sich insbesondere Lühr eine stärkere Sichtbarkeit der Innenstadt auf der Almhöhe, um Impulse für den Besuch dort zu setzen. Das vermisse er noch immer beim Designer Outlet, das völlig abgekoppelt sei.
Im Hinblick auf die energetischen Voraussetzungen in der Almhöhe winkt Kenar dagegen ab. Mit einem Neubau wäre vieles leichter gewesen, nicht nur die Abwasserkanäle in die Erde zu bringen, sondern auch in Zeiten hoher Energiekosten die Dämmwerte zu verbessern. Aktuell werde geprüft, Photovoltaik auf dem Dach des Baus aus dem Jahr 1997 zu installieren.
Gut vorangekommen sei man mit den Plänen, an alter Stelle wieder eine Tankstelle anzubieten, auch Elektroladestationen soll es geben. Ein Fragezeichen dagegen steht noch hinter der Anbindung an den ÖPNV: „Es braucht nur ein kleiner Bus zu sein, aber die Verbindung sollte es geben“, fordert Elbers.