Stau in Soltau: Beteiligte erneut an den Tisch holen
Staut es sich auf der A7, ist es eine Frage der Zeit, bis die Autofahrer ihrem Navigationsgerät folgen, eine Umleitung suchen und auch in Soltau auf den Straßen nichts mehr geht. Das beobachtete Bürgermeister Olaf Klang wieder am vergangenen Wochenende vor der eigenen Haustür. Da könne man fast die Uhr nach stellen, erklärt er zum Verkehrsaufkommen auf der Winsener Straße.
Hinzu kommen die Autofahrer, die über die Lüneburger Straße ausweichen, in Soltau trifft der Verkehr am Nadelöhr Krauls Eck zusammen. Zudem hat Klang festgestellt, dass der Bau der Autobahnabfahrt Schneverdingen mit der Verlegung der Bundesstraße 3 Soltau keine Entlastung, sondern eine Mehrbelastung mit überörtlichem Verkehr beschert hat.
Auch eine Leserin kritisierte jetzt am BZ-Lesertelefon den immer wiederkehrenden Verkehrskollaps und fragt sich, ob man die Umleitung nicht anders ausweisen könnte. Beispielsweise, so ihre Vorstellung, könnte der Verkehr von den beiden A7-Anschlussstellen Soltau-Ost und -Süd doch über Weiher nach Harber umgeleitet werden, um die Innenstadt zu entlasten. „Und, wenn dann noch die Bahnschranken schließen, löst sich der Stau gar nicht mehr auf“, weiß sie.
Tatsächlich ist aktuell wenig Bewegung bei der Frage, wie das Verkehrschaos auf den Umleitungsstrecken gelöst werden könnte. Auch die Informationsveranstaltung Ende April zum sechsspurigen Ausbau der A7 zwischen Soltau-Ost und Dorfmark hat dazu keine Ergebnisse gebracht. Im Gegenteil: Damit müsse man leben, so oder ähnlich hat Bürgermeister Klang die Antwort der Verantwortlichen der Autobahn GmbH auf die entsprechende Frage noch im Ohr.
Hinnehmen will er das nicht. Es sei Zeit, alle Beteiligten noch einmal zusammenzubringen, findet er. Die Stadt Soltau will dazu mit der Gemeine Wietzendorf eine entsprechende Initiative starten. Ob es klappt, ist offen. Denn schon 2017 saßen Vertreter der Kommunen, der Polizei, der Landesstraßenbaubehörde, des Landkreises und vor allem der Bundeswehr an einem Tisch. Letztlich scheiterte die aus Soltauer Sicht sinnvolle Umfahrung möglicher A7-Staus zwischen Bispingen und Soltau-Süd an dem Einwand der Bundeswehr. Teils über deren Straßen hätte der Verkehr gelenkt werden müssen: Manöververkehr und verdreckte Straßen waren als Gründe gegen die Lösung ins Feld geführt worden. „Aber seit dem sind fünf Jahre ins Land gegangen, die Situation ist nicht besser, sondern schlechter geworden. Wir wollen noch einmal alle Beteiligte an einen Tisch holen“, so Klang.
Das Navi führt immer durch Soltau
2016 begannen die Bauarbeiten am Nadelöhr zwischen dem Walsroder Dreieck und der Anschlussstelle Bad Fallingbostel. Es war der Auftakt zum Ausbau der A7 auf insgesamt sechs Spuren.
Damals einigte man sich mit der Bundeswehr zumindest in dem Bereich auf eine Umleitung über die Platzrandstraße. An vielen Wochenenden öffnete die Bundeswehr die Umfahrung zwischen Ostenholz und dem Anschluss an die B3 auf Höhe von Langemannshof bei Wietzendorf.
Eine Lösung, die eine Umleitung weiter in Richtung Bispingen ermöglicht, gibt es allerdings noch nicht. Dabei staut es sich aktuell immer wieder, in der Folge sind insbesondere die Anwohner an Soltaus Einfallstraßen stark belasten – und der weitere A7-Ausbau in nördliche Richtung ist zumindest planungsrechtlich schon auf gutem Weg.
Die Umleitungsidee, über die im Jahr 2017 mit vielen Beteiligten gesprochen wurde, lief von Bispingen in Richtung Suroide und weiter über die Bundeswehrstraße bei Penzhorn zur Bundesstraße 3. Die Bundeswehr lehnte vor fünf Jahren allerdings die Umfahrungs-Lösung ab.
Als Minimalkonsens einigten sich die Beteiligten damals auf Klappschilder. Die Hinweisschilder sollten im Fall der Staugefahr in Soltau noch einmal explizit auf die eigentlichen Umleitungen bei Stau auf der A7 hinweisen. Sieben Schilder wurden entsprechend angebracht. Allerdings, so bedauert es auch Bürgermeister Olaf Klang heute, seien sie bei Bedarf nur manuell auf- und zuklappbar. Wenn also die Polizei die Notwendigkeit sehe, sollten sie von Hand geöffnet oder geschlossen werden. „Das ist auch ein hoher Aufwand“, weiß Klang.
Denn in Soltau hat der Minimalkonsens nicht für eine Entspannung gesorgt. Grund ist vor allem, dass die Verkehrsteilnehmer nach den Angaben der eigenen Navigationsgeräte fahren und wenig auf die eigentlichen Umleitungsschilder für die U16, U18, U57 und U59 achten. „Das Navi verhindert, nach der Umleitung zu fahren“, ist Klangs Erfahrung. Das höre er auch immer wieder bei Anrufern im Rathaus, die sich über den Verkehr in den Hauptverkehrsstraßen beklagten, aber auch in den kleinen Nebenstraßen.
Am vergangenen Wochenende habe es sich fast durchgehend gestaut: „Die Autofahrer fahren über den Seebohmring direkt nach Soltau und durch die Stadt“, so die Erfahrung. Die Stausituation ist auch der Grund, warum Klang nicht unbedingt euphorisch ist, wenn es um den Ausbau der Heidebahn oder um die Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Soltau und Lüneburg geht. „Dann geht hier gar nichts mehr“, weist er auf die Situation nicht nur an den Bahnübergängen Walsroder- und Celler Straße, sondern auch an der Lüneburger Straße hin. Auch da sei eine kurzfristige Lösung nicht in Sicht.
In diesem Jahr will Klang gemeinsam mit seinem Wietzendorfer Kollegen Jörg Peters zumindest im Hinblick auf den Straßenverkehr einen ersten Aufschlag zur Beratung machen und alle Beteiligten erneut einladen.
Zwar begännen die Bauarbeiten an der A7 im Bereich Soltau voraussichtlich erst in drei Jahren, eine Lösung müsse aber bis dahin gefunden sein. Dann will er auch darauf dringen, dass die Funktion der Klappschilder automatisiert werde und diese vielleicht noch besser zu sehen sind. Die Stadt Soltau selbst habe jedenfalls wenig Möglichkeiten zum Handeln, weil sie für Bundes-, Landes- und Kreisstraßen nicht zuständig ist.
Ausbau der Autobahn 7
Das verbliebene vierspurige Nadelöhr zwischen Hamburg und Hildesheim soll verschwinden, die Autobahn 7 zwischen Soltau-Ost und dem Walsroder Dreieck mit zwei Fahrstreifen je Richtung auf einer Länge von 32 Kilometern sechsspurig ausgebaut werden.
Drei Ausbauabschnitte wurden dafür gebildet. 2019 wurde der Abschnitt zwischen dem Walsroder Dreieck bis kurz vor Bad Fallingbostel freigegeben. Für den anschließenden Abschnitt bis nördlich von Dorfmark läuft das Planfeststellungsverfahren. Ab 2025 könnte dort gebaut werden.
Weiter nördlich bis Soltau-Ost wird der Ausbau noch eine Weile dauern. Frühestens im zweiten Quartal 2023 wird dazu der Antrag auf Planfeststellung gestellt. Zwei Jahre Bearbeitungsdauer sind dafür eingeplant. Abzusehen ist aber schon heute, dass Soltau bei Stausituationen weiter im Fokus bleiben wird.