Energiekrise: Munster schließt Allwetterbad
Die Energiekrise erreicht endgültig den Heidekreis. Während der Bund die Umlage für alle Verbraucher prüft, haben die Kommunalverwaltungen von Munster und Bispingen gemeinsam mit den Stadtwerken einen wichtigen Beschluss gefasst: Das Allwetterbad der Örtzestadt wird vom 1. September bis zum 31. März 2023 geschlossen, die Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.
Einsparung für den durchschnittlichen Verbrauch von 65 Haushalten
Munster Bürgermeister Ulf-Marcus Grube lässt keinen Zweifel an der Notwendigkeit. Es sei besser, überall werde über die Einschnitte gemurrt, als dass man nicht alle über den reißenden Fluss hinüberbekomme. Zumindest in den Ferien habe man den Bürgerinnen und Bürgern noch die Möglichkeit zur Nutzung lassen wollen.
Mit der Schließung des Schwimmbades ab September sparen die Stadtwerke 140000 Kilowattstunden an Erdgas ein. Das entspreche dem Verbrauch von rund 65 durchschnittlichen Familienhaushalten, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Jan Niemann. Doch es gibt weitere Effekte, die nicht zu übersehen seien. Das Bad diene zwar der Allgemeinwohl, sei aber jährlich für rund 700000 Euro Defizit verantwortlich. Ohne Schließung käme es hier wegen der steigenden Energiepreise zu einer gewaltigen Zuwachs dieses Defizits.
Schwimmkurse sollen durchführbar bleiben
In Rücksprache mit dem DLRG will man allerdings das Luhetalbad in Bispingen zumindest zeitweilig, nämlich sonntags bis donnerstags geöffnet lassen. „Schwimmkurse, Rehamaßnahmen und die vertraglich abgesicherten Aquajogging-Kurse des Fitness-Centers sollen weiterhin stattfinden“, so Niemann. Vor allem aber die Schwimmkurse erachte man als „hochwichtig". Zurzeit würden die Belegungspläne für diese Zeit erarbeitet. „Wenn dann noch kleine Fenster offen sind, wollen wir auch das Freizeitschwimmen ermöglichen“, eröffnet Niemann zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer für diesen Bereich.
Wie kritisch die Situation ist, macht Grube mit einem Drei-Wellen-Modell deutlich. „Jetzt haben wir die Badschließung beschlossen, im August prüfen wir alle kommunalen Gebäude auf Einsparmaßnahmen und im September werden wir auch die Brenndauer der Straßenbeleuchtung überprüfen.“
"Schwarzfall" - Krisenstäbe bereiten sich auf den Totalausfall vor
Die aktuellen Maßnahmen seien besser als kalte Wohnungen im Winter. Jeder einzelne Haushalt könne durch einen bewussten Umgang mit Sparmaßnahmen zur Verbesserung der Gesamtsituation beitragen. In vielen Kommunen in der Region erarbeitet man derzeit bereits Notfallpläne für den sogenannten „Schwarzfall“, weiß Niemann. So nennen Energienetzbetreiber den totalen Ausfall der Versorgung. Für diesen Fall gelte es, im Winter warme Turnhallen für die Bevölkerung sicherstellen zu können.
Grube und Niemann wissen um die politische Brisanz der beschlossenen und noch erforderlichen Maßnahmen. „Die Konsequenzen einer Gasmangellage sind nur schwer zu vermitteln“, so Niemann. „Wir müssen vor der Lage sein“, verwendet Bürgermeister Grube ein militärisches Bild für die drohende Krisensituation. Stadtwerke und Verwaltung wollen sich nicht vorwerfen lassen, nichts getan zu haben, um vorzubeugen.