Mit eigener Kinderbetreuung bei Mitarbeitern punkten
Vom Schaukelstuhl zum Schaukelpferd ist es in Schneverdingen nicht weit: Der Verein zur Pflege hat das Mehrgenerationen-Konzept früh aufgebaut. Seit sieben Jahren gibt es nicht nur eine Tagespflege für Senioren, sondern auch für Kinder im Alter. Sechs Mädchen und Jungen werden dort aktuell von Tagesmutter Katja Syring und ihrer Vertretung Regine Schröder betreut. „Wir können Pflegekräften nicht nur einen Job anbieten“, sagt Ulrike Röhrs, stellvertretende Geschäftsführerin, „sondern auch eine Betreuung für das Kind.“
Im Falle von Urlaub und Krankheit abgesichert
Ein erfolgreiches Konzept für beide Seiten, denn als angestellte Tagesmutter muss Syring nicht das unternehmerische Risiko tragen. Dass mit Schröder die Vertretung im Falle von Urlaub und Krankheit abgesichert ist, ist sowohl für die hauptamtliche Tagesmutter als auch die Eltern ein große Sicherheit. Der Landkreis stellt zwar eine Vertretung zur Verfügung, aber diese ist in Dorfmark ansässig. Bevor Syring zum Verein für Pflege wechselte, war sie viele Jahre selbstständige Tagesmutter in Wesseloh und kennt die Herausforderungen als selbstständige Tagesmutter.
Job und Familie unter einen Hut
In Schneverdingen fehlt es an Tagesmüttern - zumal in absehbarerer Zeit zwei ihr Angebot beenden. Die Nachfrage ist größer als das Angebot. „Wir sind ausgelastet“, sagt Syring, die ab August fünf Kinder unter drei Jahren sowie zwei Schulkinder in der Kindertagespflege hat. Zwei Mitarbeiterinnen nutzen das betriebsinterne Angebot, die anderen Kinder werden von externen Familien gebracht. Ann-Christin Reese-Vettermann und Julia Rehm wissen den Vorteil zu schätzen, Job und Familie beim Verein zur Pflege unter einen Hut zu bekommen. Ohne diese Möglichkeit hätte Reese-Vettermann gar nicht ihre Ausbildung zur Gesundheitskrankenpflegerin beenden können, so Röhrs. Die Mitarbeiterinnen genießen zudem das Privileg, kein Betreuungsgeld für die Tagesmutter aufwenden zu müssen.
Nachhaltige Wirkung
Zehn Mitarbeiterinnen hätten bislang das Angebot der betriebseigenen Kita genutzt, schätzt Röhrs. So wie Christin Rahmel blieben die meisten Mitarbeiterinnen auch nach der Betreuungszeit der Kinder im Betrieb, freut sich die Initiatorin über die nachhaltige Wirkung. Doch die Suche nach geeignetem Fachpersonal ist trotzdem nicht leichter geworden, stellt Röhrs fest: Die Ansprüche der Bewerber wachsen. Das Bewerbungsverhalten habe sich grundlegend geändert. Forderungen nach einem Dienstbeginn um 8 Uhr sind keine Seltenheit. Zudem gibt es Bewerber, die höchstens einmal im Monat am Wochenende arbeiten wollen und die Rufbereitschaft gänzlich ablehnen. Bei solchen unrealistischen Erwartungen hilft auch das Betreungsangebot für Kinder nicht.
Anforderungen für Betrieb
Das Konzept einer Kindertagespflege dient anderen Unternehmen als Vorbild. Das Interesse an dem Vorreiter-Modell ist groß gewesen, als Röhrs es beim Tagespflegekongress in Nienburg 2018 vorgestellt hat. In der Stadt habe es zu dem Zeitpunkt eine Initiative gegeben, eine Kindertagespflege voranzutreiben. Auch die Diakonie in Soltau habe sich bereits für das Konzept interessiert. Voraussetzung sei, eine geeignete Tagesmutter zu finden. Sie sollte flexibel, kooperativ und wertschätzend sein. Innerbetrieblich muss eine Vertretung geregelt sein. Die Ausstattung übernimmt der Landkreis, so Röhrs, aber weitere Investitionskosten so wie aktuell der Elektro-Bus für die Kinder, müssen selbst aufgebracht werden. Die Raumstruktur sei wichtig. In Schneverdingen kann sowohl das Programm für die Senioren stattfinden, als auch die Räume für die Kinder untergebracht werden. Die Nähe zum Walter-Peters-Park ist zudem von Vorteil. Arbeitsrechtlich ist zu bedenken, dass die Tagesmutter von 6 bis 14.30 Uhr im Einsatz ist. Sollte ein längerer Zeitraum abgedeckt werden müsse, sei mehr Personal notwendig.