Klima-Projekt will "Dörfer noch lebenswerter machen"
„Klimaschutz fängt im Kleinen an“, sagt Kreisrat Oliver Schulze angesichts der fortschreitenden Energiekrise, die dem Ausbau erneuerbarer Energien einen kräftigen Aufwind verleiht. Er setzt auf die „starken ehrenamtlichen Strukturen, die den Heidekreis lebenswert machen“, wenn er an das neue Projekt der Energieagentur im Heidekreis denkt. Sie sollen den „Klimaschutz in kleinen Kommunen“ vorantreiben. „Wir befinden uns in einer gesamtgesellschaftlichen Transformation“, sagt Theresa Weinsziehr, Leiterin der Energieagentur. Sie freut sich über die Unterstützung von Aimara Bauer, die seit Mai für den Heidekreis und Landkreis Rotenburg mit einer halben Stelle in dem dreijährigen Projekt für den Klimaschutz arbeitet.
Acht Projekte als Zielmarke
„Je ländlicher das Gebiet, desto weniger lässt sich auf hauptamtliche Strukturen setzen“, sagt Bauer. Deshalb müsse das Ehrenamt miteingebunden werden. Acht Projekte in jedem Landkreis wünscht sie sich als Zielmarke zu erreichen. Es soll nichts über die Köpfe der Menschen hinwegbestimmt werden. „Die Initiative soll aus den Kommunen kommen“, macht sie deutlich. Es sei die Chance, „das Dorf fit zu machen für die nächste Generation, damit es noch lebenswerter wird“. Projekte, die Menschen am Herzen liegen, sollen umgesetzt werden.
In Peru für Trinkwasser gesorgt
Erfahrungen mit Projekten im ländlichen Raum hat sie nach ihrem Studium der Regionalwissenschaften Lateinamerikas als Mitarbeiterin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Peru gesammelt. Sie hat dort die Trinkwasserversorgung vorangetrieben. Fließendes Wasser sei noch lange nicht selbstverständlich. Korruption habe dazu beigetragen, dass es oft an der Umsetzung haperte. „Projekte haben funktioniert, wenn Bürger sie selbst in die Hand genommen haben“, sagt sie. Mit Blick auf den Kreisrat meint sie augenzwinkernd, „ich hoffe hier auf gradlinigere Strukturen“. Sie erinnerte sich an ihre eigene schöne Kindheit in Walsrode, wo sie am gleichen Gymnasium wie Schulze Abitur gemacht hat, und wünschte sich für ihre Kinder, dass sie in der gleichen Idylle aufwachsen mögen. „In einer 10-Millionen-Metropole wie Lima können Kinder nur hinter Zäunen spielen. Zu groß ist die Sorge, dass sie von einem Auto überfahren werden“, erzählt sie.
Mitfahrerbank oder Fotovoltaik aufs Dach
Mit Blick auf die realistische Projektziele im Heidekreis kann sie sich zum Beispiel vorstellen, dass Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED-Technik umgerüstet wird oder eine Fotovoltaik-Anlage auf das Dach des Dorfgemeinschaftshauses kommt. Aber auch eine Mitfahrerbank könne schnell eingerichtet werden, um den fehlenden Nahverkehr ein Stück weit zu kompensieren. Selbst ein Klima-Koffer für die Kindergärten könne ein Projekt sein.
Förderbudgets finden
Doch ein Budget für die Umsetzung ist nicht vorhanden. „Ich helfe dabei, die richtigen Fördertöpfe anzuzapfen“, sagt sie. 60 bis 70 Prozent der Investitionskosten sei meist möglich. Darüber hinaus unterstützt sie bei der Sponsoren-Akquise. Selbst die Kommunen hätten ein Interesse daran und stellten oftmals finanzielle Mittel bereit.
Windenergie steht vor Verdreifachung
Von den Dimensionen, die auf den Landkreis zukommen, sprach Schulze: Eine Verdreifachung der Windenergie im Heidekreis kündigt Schulze mit Blick auf die Planungsprozesse an. Bei Fotovoltaik-Anlagen sähe es ähnlich aus. „Es treibt uns um, was auf uns zukommt“, sagt er, denn der Heidekreis sei selbst Träger zahlreicher öffentlicher Gebäude und habe ein Interesse Energie einzusparen, um die Kosten im Griff zu halten.
Bundesweites Projekt
In dem Projekt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird, sollen konkrete Klimaschutzschutzmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden. Vorreiter war Rheinland-Pfalz, wo die erste Projektphase von 2018 bis 2021 erfolgreich erprobt wurde. Die Energieagenturen setzen in acht Bundesländern das Projekt fort. In Niedersachsen gibt es zwei Regionen: Grafschaft Bentheim und Emsland sowie Heidekreis mit Rotenburg/Wümme. Interessierte Gemeinden sowie Bürger, die ehrenamtliche Klimapate werden wollen, können sich bei Regionalmanagerin Aimara Bauer unter Telefon (0151) 428 74389 oder aimara.bauer@klimaschutz-niedersachsen. de melden.