Wegweiserkurs erleichtert Ukrainern das Ankommen

„Guten Tag, Frau Guhl“, liest und spricht Lehrerin Natalia Leonenko aus dem Lehrbuch den ukrainischen Geflüchteten vor und alle sprechen es nach. Von Vorteil ist, dass viele bereits Englisch können und somit die lateinischen Buchstaben, sagt Leonenko, die selbst vor dem Krieg geflüchtet ist. Foto: at

Seit Anfang Mai bietet die Volkshochschule Heidekreis (VHS) Wegweiserkurse für Geflüchtete aus der Ukraine. Am Montag startet der inzwischen siebente Kurs im Gemeindehaus in Hodenhagen für 22 Frauen und einen Mann. Innerhalb von zwei Wochen geht es für sie um erste Grundlagen im Deutschen, aber auch um Hilfe rund um Behördengänge, Schulbesuche der Kinder oder darum, etwas über die deutsche Kultur zu erfahren.

Gleich zu Beginn des Krieges und der Flucht haben sich Kreisverwaltung und Volkshochschule verständigt, das Ankommen und Zurechtfinden im Heidekreis zu erleichtern. „Sehr schnell wurden die Planungen aufgenommen, um Menschen, die bleiben wollen und müssen, eine Perspektive zu bieten“, erklärt Landrat Jens Grote. Das unterstreicht auch Volkshochschulleiter Hans-Ulrich Obieglo, der insbesondere froh ist, die Wegweiserkurse dezentral anbieten zu können. So können möglichst viele Menschen auch auf den Dörfern erreicht werden.

Noch offen ist die Finanzierung der VHS-Kurse. „Wir wissen nicht, ob wir das erstattet bekommen“, erklärt Grote. Aufgrund der Wichtigkeit des Angebotes seien Kreis und Volkshochschule daher in Vorleistung gegangen. 14 Kurse sind zurzeit fest terminiert, weitere in Planung.

Bei den fünf bisher abgeschlossenen Wegweiserkursen sind rund 100 zumeist Frauen weitergebildet worden. Das Grundkonzept orientiert sich an den Kursen, die das Ankunftszentrum in Oerbke seit Jahren bietet. „Wir haben es an den Bedarf angepasst“, sagt Obieglo. Denn anders als die Geflüchteten im Ankunftszentrum lebten die Ukainerinnen und Ukrainer bereits in den Gemeinden, viele Kinder gingen zur Schule, entsprechende Fragestellungen gebe es.

20 Wochenstunden sind in der ersten Woche für das Deutschlernen in dem Wegweiserkurs vorgesehen, wie VHS-Organisatorin Sandra Zwischenbrugger-Meyer erläutert. Dafür bekämen die Teilnehmer ein Lehrbuch an die Hand: „Das ist das Rüstzeug, mit dem sie weiter lernen können.“

Sprachdozentin in Hodenhagen ist Natalia Leonenko. Sie ist ebenfalls geflüchtet, hat in der Ukraine Deutsch und Italienisch für Erwachsene unterrichtet und ist mittlerweile unverzichtbar für das VHS-Angebot im Bereich Walsrode.

In der zweiten Woche geht es um landeskundliche Themen. Bei der Vermittlung setzt die VHS auf ukrainisch und russisch sprechende Sprachmittler: „Da haben wir einen großen Pool“, so Zwischenbrugger-Meyer. Wichtig aber für alle, die bleiben und vor allem arbeiten möchten, sei das Deutschlernen. Das sei Inhalt der sogenannten Integrationskuse.

Integrationskurs nächster wichtiger Schritt

Mehr als 1700 geflüchtete Ukrainer sind im Heidekreis angekommen. 100 zumeist Frauen haben bereits die Wegweiserkurse für Geflüchtete aus der Ukraine abgeschlossen. Rund 50 Anmeldungen gibt es schon für Integrationskurse, in denen insbesondere Deutsch vermittelt wird. Das zeigt, dass ungefähr die Hälfte der Geflüchteten aus der Ukraine erwägen, in Deutschland zu bleiben. Meist, so die Erkenntnisse aus den Wegweiserkursen, seien es Frauen, deren Heimatstädte zerstört sind und die für sich und ihre Familie keine Perspektive in der Ukraine sehen. Die Integrationskurse werden vom Bund finanziert. Für die Angebote im Heidekreis, die außer der VHS, das Bildungsunternehmen SBH Nordost im Süden des Heidekreises und die Crone-Schule im Norden anbieten, gibt es Wartelisten mit Migranten, die beispielsweise au Syrien, Somalia oder Afghanistan gekommen sind. Die würden nun Stück für Stück in der Reihenfolge der Beantragung abgearbeitet. Die Geflüchteten aus der Ukraine reihen sich dort ein, so VHS-Leiter Hans-Ulrich Obieglo. at

Anja Trappe