Runter vom Gas: Kommunen weiten Tempo30-Zonen aus
Politischer Wille in gleich zwei Heidekreis-Kommunen ist die Ausweitung der Tempo-30-Zonen. Die Verwaltungen von Schneverdingen und Bispingen haben Vorschläge erarbeitet, die Ortsvorsteher ins Boot geholt und zu Einwohnerversammlungen geladen, um die Bürger über die Bestrebungen zu informieren. Sowohl am Montag im Dorfgemeinschaftshaus Lünzen als auch im Heidehotel Bockelmann am Dienstag war kein Widerstand zu vernehmen. Im Gegenteil: Vielen Bürgern gehen die Vorschläge nicht weit genug.
Hohes Tempo ist ein Unfallrisiko
Krux ist, dass die Kommunen nur in begrenztem Umfang Straßen mit Tempolimit in Eigenregie ausweisen dürfen. Haupt- oder Durchfahrtstraßen, die dem Kreis, dem Land oder dem Bund gehören dürfen nicht verändert werden. Doch gerade diese bilden häufig Gefährdungspotenziale: Durch zu hohes Tempo gibt es oft ein Unfallrisiko. In Bispingen betrifft dies beispielsweise an der Bahnhofstraße die Kurve an der Esso-Tankstelle. Die Gemeinde hat die kritische Ecke seit langem im Blick und bemüht sich zwischen den verschiedenen Trägerschaften zu vermitteln, um eine verkehrliche Verbesserung für alle Verkehrsteilnehmer zu gestalten. Doch wie Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis im Dorfgespräch des neuen Ortsvorstehers für Bispingen, Stephan Müller, berichtete, sei ein neuer Anlauf erst Ende vergangenen Jahres brüsk vom Land zurückgewiesen worden. Die Stadt hat bereits ein Grundstück gekauft, um Gestaltungsspielraum zu bekommen. In der Diskussion ist beispielsweise eine Kreisel-Lösung.
Schulwegsicherung ebenfalls auf der Agenda
Schneverdingen plant über den Hebel der Schulwegsicherung zu einer Verbesserung bei den Durchfahrtstraßen zu gelangen. Viele Nachfragen, beispielsweise zu einem schadhaften Radweg, musste Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens unbeantwortet lassen, weil die Straßen eben nicht in ihr Zuständigkeitsgebiet fallen. „Wir sind immer dran und schieben eine Fuß zwischen die Tür, wenn bekannt wird, dass Landes- oder Bundesstraße saniert werden sollen“, beschreibt Moog-Steffens das Vorgehen. Dann hätten Anliegen der Kommunen eine Chance umgesetzt zu werden. So sei beispielsweise die B3 in Höhe der Abbiegung nach Schneverdingen noch nicht erneuert, weil Schneverdingen dort eine Linksabbiegespur haben will. Auf grader Strecke wird dort 100 km/h gefahren - ein dauerhaftes Risiko für alle, die dort die B3 verlassen wollen.
Geringe Akzeptanz in der Vergangenheit
In der Kernstadt von Schneverdingen sind seit langem zusammenhängende Straßen in Wohngebieten als Tempo30-Zonen deklariert. Die Verwaltung ist in der Vergangenheit immer von einer geringen Akzeptanz in den Ortschaften ausgegangen, wie Bauamtsleiter Detlef Lerch bereits in der Versammlung in Zahrensen schilderte. Auch Ordnungsamtsleiter Johannes Bosselmann wies in Lünzen darauf hin, dass man von einer „geringen Akzeptanz“ im Vorfeld ausgegangen sei. Der Wandel hängt mit der Veränderung der Bevölkerungsklientel in den Ortschaften zusammen. Die Umsetzung soll zeitnah angegangen werden, sofern es keinen großen Widerspruch gibt und die Schilder verfügbar sind. In Schneverdingen wird mit der Beschaffung in frühestens fünf Monaten gerechnet, heißt es aus dem Bauamt auf Nachfrage. In Bispingen wird der Verwaltungsausschuss am 19. Mai sich mit dem Beschluss befassen.
Energiesparen durch Tempodrosselung
Nicht nur ein geringeres Unfallrisiko wird durch eine Beschränkung der Geschwindigkeit auf den Straßen der Kommunen erreicht: Die Bestrebungen treffen einen Nerv, da Umweltverbände seit langem, aber nun aktuell angesichts der durch den Krieg in der Ukraine geschürten Energiekrise zu Einsparungen im Spritverbrauch aufrufen. Eine Maßnahme ist das Tempolimit. Greenpeace tritt für 100km/h auf den Autobahnen ein, 80km/h auf den Landstraßen und 30km/h in Städten.