Belasteter Boden erfordert umfangreichen Erdaustausch
Das verbliebene vierspurige Nadelöhr zwischen Hamburg und Hildesheim soll verschwinden, die Autobahn 7 zwischen Soltau-Ost und dem Walsroder Dreieck mit zwei Fahrstreifen je Richtung auf einer Länge von 32 Kilometer sechsspurig ausgebaut werden. Das ist ein im vergangenen Jahrzehnt begonnenes Langzeitprojekt, für das drei Ausbauabschnitte gebildet wurden. Der südliche vom Walsroder Dreieck bis kurz vor Bad Fallingbostel ist seit 2019 fertiggestellt. Für den anschließenden Abschnitt bis nördlich von Dorfmark läuft das Planfeststellungsverfahren. Da könnte ab 2025 gebaut werden.
Bis die Maschinen bei Soltau-Ost anrücken und mit dem Ausbau des nördlichen Teilstücks, mit 14,7 Kilometer das längste, beginnen, dauert es noch länger. Das machte Sönke Zulauf von der Außenstelle Verden der Autobahn GmbH Nordwest am Mittwoch in der Alten Reithalle deutlich. Frühestens im zweiten Quartal 2023 werde man den Antrag auf Planfeststellung beim Bundesfernstraßenamt einreichen können. Zulauf geht von einer zweijährigen Bearbeitungsdauer aus.
Bearbeitung dauert voraussichtlich zwei Jahre
Klar ist aufgrund des hohen Grundwasserstandes, dass gewaltige Erdmassen bewegt werden müssen. Es reicht nicht, weitere Asphalt- oder Betonschichten auf die bestehenden aufzubringen. Baugrunduntersuchungen hätten eine hohe Belastung durch Polyzyklische Kohlenwasserstoffe (PAK) ergeben, Teersande, die nicht im Erdreich verbleiben dürfen, erklärte der technische Planer Thomas Müller von der Planungsgesellschaft Eibs. Deshalb müsse der Ausbauabschnitt komplett aufgenommen, das Material auf einer zugelassenen Deponie entsorgt und die neue, beidseitig um jeweils 3,50 Meter verbreiterte Trasse aufgefüllt werden. Wegen des Grundwasserstands wird die neue Fahrbahn mit einer Kronenbreite von dann 36 Meter plus zweieinhalb Meter Standstreifen bis zu einen Meter höher als die jetzige verlaufen.
Das ist nur eine der Herausforderungen, die Müller und Gertrud Ewen von der Autobahn GmbH, sie beschrieb die Umwelt-, Arten- und Naturschutzbelange, behandelten. Müller wies auf eine Vielzahl sogenannter Zwangspunkte mit erhöhtem Bauaufwand hin: jeweils zwei Anschlussstellen, Gleisanlagen und Rastanlagen, drei Landschaftsschutzgebiete, mehrere Gewerbegebiete, der Truppenübungsplatz, ein Vogelschutzgebiet, Gewässerdurchlässe und nicht zuletzt 16 Bauwerke – Über- oder Unterführungen, die neu zu bauen seien oder angepasst werden müssten. Erstmals in der Region soll bei Wense eine Grünbrücke gebaut werden, um Rehen, Wildschweinen und anderen Tieren einen Seitenwechsel ohne Überqueren der Fahrbahn zu ermöglichen.
93 Hektar für Kompensationsmaßnahmen
Der Eingriff in die Natur beim Autobahnausbau zwischen Soltau-Ost und Dorfmark wird erheblich sein. 12,7 Hektar Fläche sollen laut Ewen versiegelt und weitere 14,3 Hektar überbaut werden. Das erfordere ungewöhnlich umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen. Auf voraussichtlich 93 Hektar bezifferte die Mitarbeiterin der bundeseigenen Autobahn GmbH den Bedarf an Kompensationsflächen, die für die Genehmigung des Antrags auf Planfeststellung nachzuweisen seien. „Ein ordentliches Arbeitspaket für Naturschutz- und Ausgleichsmaßnahmen.“ Die sollten, soweit möglich, ortsnah erfolgen. Sie hofft auf die Kooperationsbereitschaft von Eigentümern und warb dafür, dem Bund infrage kommende Flächen anzubieten.