Auch das kleinste Dorf macht Platz für Vertriebene
Für den Notfall in der Ukraine-Krise ist der Heidekreis gerüstet: Es gibt einfache Unterkünfte für große Personengruppen in der Heidmark-Halle, inzwischen auch in der Glaubenshalle in Krelingen. Manche Turnhalle wird zudem vorbereitet. Aber auch kleine Dorfgemeinschaften stehen parat, um Geflüchtete unterzubringen.
In Behningen, der kleinsten Ortschaft der Gemeinde Neuenkirchen mit nur rund 80 Einwohnern, hat der Schützenverein jetzt das Dorfgemeinschaftshaus für den Einzug von Vertriebenen hergerichtet. 2019 wurde die ehemalige Schule umgebaut, um die Dorfgemeinschaft zu fördern. Das einzige, was im Inneren aktuell noch an den eigentlichen Zweck erinnert, ist die lang gezogene Theke. Dahinter aber steht nun neu eine Waschmaschine.
Im Raum selbst sind ein Sofa, Tische, Stühle, ein Bett für zwei Erwachsene und eines für ein Kleinkind aufgebaut. Das Bettzeug ist frisch bezogen. Ein Kleiderschrank wurde über Ebay in Visselhövede gekauft, ein Fernseher gespendet. In der schmalen, abgetrennten Küche ist der Kühlschrank mit Marmelade, Käse und Milch gefüllt. Im Sanitärbereich liegen Handtücher und Seife parat. „Die Dusche kommt in den nächsten Tagen“, sagt der Behninger Timo Thomas.
Thomas ist einer von vielen Organisatoren aus dem Vorstand des Schützenvereins. Im Ort selbst stehen weitere Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung. Auch Ricarda und Martin Endreß haben ein Kinderzimmer in ihrem Zuhause für Ankömmlinge freigeräumt. Eine Risiko-Nutzen-Analyse spielte bei der Entscheidung keine Rolle. „Wer helfen will, muss die Konsequenzen eingehen“, sagt der zweifache Vater. Seine Frau Ricarda ist Hebamme und versucht nun, schwangere geflüchtete Frauen zu unterstützen, ein Netzwerk der Hilfe aufzubauen.
Im umgenutzten Dorfgemeinschaftshaus stehen rund 60 Quadratmeter zur Verfügung, es gibt einen Garten mit Spielplatz. „Gut fünf Personen können Platz finden und Haustiere“, sagt Thomas. Er hat eigentlich längst damit gerechnet, schon Ukrainer begrüßen zu können. Noch ist das nicht passiert. So haben die Heidjers-Stadtwerke noch Zeit, den dringend benötigten Internetanschluss einzurichten, denn sicheren Mobilfunk gibt es in der abgelegenen Ortschaft nur an wenigen Stellen.
„Alle haben äußerst schnell reagiert und geholfen“, freut sich Thomas über die Beteiligten im Dorf und darüber hinaus. „Auch hier muss man über den Tellerrand schauen und einfach helfen.“
Dusche so wichtig wie Satellitenempfang
Damit Hilfe für Geflüchtete klappt, ist Unterstützung notwendig. So auch in Behningen bei der Umgestaltung des Dorfgemeinschaftshauses zu einer Wohnung. Geholfen hat Wilfried Rosebrock (TV-Goosen Schneverdingen), der den TV-Satellitenempfang kostenfrei sicherstellte. Schnell reagiert haben die Stadtwerke in Schneverdingen mit dem gesponserten Internetanschluss. Geldspenden sind auf dem Konto des Schützenvereins Behningen von Privatpersonen, dem Hotel Röhrs und einer Doppelkopfrunde aus Hiddingen eingegangen, 2000 Euro stehen so zur Verfügung.
Viele Vereinsmitglieder unterstützten mit Sachspenden und Arbeitsleistung, ebenso mit dem Angebot, dass die Flüchtlinge übergangsweise bei ihnen duschen können, bis eine eigene Dusche installiert ist. Dafür hat die Firma Schulte aus Sundern im Sauerland Unterstützung angekündigt.
Weitere Fragen zu Unterbringungen beantwortet die Gemeinde Neuenkirchen, Ansprechpartnerin ist Susanne Riebesehl, E-Mail s.riebesehl@dasneuenkichen.de. Für den Schützenverein Behningen kann Timo Thomas, E-Mail: timo.thomas@gmx.de, kontaktiert werden.