Bahn: Reaktivierung zwischen Lüneburg und Soltau sinnvoll

In den Sommermonaten ist die Bahnverbindung zwischen Bispingen und Lüneburg jeweils mittwochs gut genutzt. Einmal in der Woche fährt seit Jahren der historische Heide-Express vor allem für die Touristen. Foto: emh

Einen „sehr gute Kosten-Nutzen-Analyse“ für die Reaktivierung der Bahnstrecke von Lüneburg zumindest bis Amelinghausen hat jetzt vorgelegtes Gutachten ergeben. Und nach Aussage des in dieser Frage federführenden Landkreises Lüneburg könnte sich auch der Schienenverkehr weiter in Richtung Soltau lohnen. „Deshalb möchten wir diese Strecke dem Land Niedersachsen schnellstmöglich zur Reaktivierung vorschlagen“, erklärt Lüneburgs Landrat Jens Böttcher zur Verbindung zwischen Lüneburg und Soltau.

Erfreut ist über das Ergebnis insbesondere Bispingens Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis. Seit Jahren macht sich die Gemeinde für die Reaktivierung der Bahnstrecke bis Lüneburg stark. In den Sommermonaten verkehrt einmal in der Woche der historische Heide-Express. „Unser Ziel ist die Reaktivierung bis Bispingen und im besten Fall weiter bis Soltau. Das wäre eine Bereicherung.“

Im Heidekreis ist das Gutachten noch kein Thema. Demnächst soll sich der Wirtschaftsausschuss mit den bisher vorliegenden Erkenntnissen daraus befassen. Die Gutachterbüros Contrack und Inros-Lackner hatten im Auftrag Lüneburgs die Nutzen-Kosten-Analyse erarbeitet, einen Kosten-Nutzen-Index nach einem standardisierten Verfahren erstellt: Im Mittelpunkt steht dabei der Wert 1,0. Liegt der Wert darunter, wäre die Reaktivierung nicht wirtschaftlich. Für die Verbindung von Lüneburg bis Soltau liegt nun der Wert mit 2,8 deutlich über den Erwartungen, die Strecke von Lüneburg nach Amelinghausen bekommt sogar eine 8,0.

Von Vorteil ist, dass die Osthannoversche Eisenbahnen AG die Sanierung der Strecke begonnen hat, das soll nun durch den neuen Eigentümer, die landeseigene Schieneninfrastruktur Ost-Niedersachsen GmbH, fortgesetzt werden.

Bülthuis hofft darauf, dass auch sein Soltauer Bürgermeister Kollege sich für die Reaktivierung stark macht. Olaf Klang allerdings hält es da mit seinem Vorgänger Helge Röbbert.

„Einerseits ist es wünschenswert im Hinblick auf Klimaschutz und Verkehrswende.“ Andererseits aber bedeutete der Personennahverkehr zusätzliche Belastungen für die jetzt schon stark geforderten Bahnübergänge an der Celler und Walsroder Straße sowie an der Lüneburger Straße. „Da ist das Chaos, der Kollaps vorprogrammiert“, sagt Klang.

Eine Schließung der Schranken im Stundentakt würde zu einer innerstädtische Katastrophe führen. Für die Einwohner Soltaus ginge die Reaktivierung zulasten der Lebensqualität, lehnt er das Vorhaben ab und erhöht gleichzeitig den Druck für eine nötige Lösung an den Verkehrsknotenpunkten.

Für die Walsroder Straße liegt bereits ein Vorschlag der Untertunnelung von der Stadt vor. Dazu laufen die Verhandlungen mit der Bahn und dem Land. Eine schnelle Lösung werde es da zwar nicht geben, ein Jahrhundertprojekt werde es aber auch nicht, so Klang. Er rechnet mit einer Umsetzung innerhalb der nächsten zehn Jahre.

Nach Lüneburg im Zwei-Stunden-Takt

Schon einmal wurde die Bahnstrecke Lüneburg – Soltau begutachtet. 2015 allerdings gab es kein positives Votum eines Landesgutachtens: die Investition wäre zu hoch, das Potenzial der Verbindung zu gering.

Inzwischen hat die Sanierung begonnen, und ein neues Gutachten kommt zu einer deutlich positiveren Kosten-Nutzen-Analyse. Die Gemeinde Bispingen wollte Potenzial der Verbindung bereits seit zwei Jahren mit einer eigenen Studie untermauern.

Über die Sommermonate sollte tagsüber alle zwei Stunden ein Zug zwischen Lüneburg und Bispingen pendeln. „Dazu standen die Signale kurz vor grün“, sagt Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis. Dann allerdings habe man aufgrund von Corona das Vorhaben zurückgestellt.

Eine Reaktivierung jedenfalls wäre "der Hit“, findet er. Die Infrastruktur im Gemeindegebiet sei so gut wie auf dem neuesten Stand. Und je mehr Personenzüge auf der Strecke unterwegs seien, um so weniger Güterzüge könnten fahren.