Personalausfälle belasten Kliniken über die Feiertage
Das Jahresende ist für viele Menschen mit einer Auszeit verbunden. Die Batterien sind leer. Zeit für Familie und Freunde, Kraft tanken für eine neue Runde. Keine unwichtige Übung, gerade nach einem Jahr wie 2022, das laut Umfragen von rund 77 Prozent der Deutschen als ein schlechtes bewertet wird. Doch mit erstem Weihnachtstag und Neujahr fallen zwei von drei gesetzlichen Feiertagen auf einen Sonntag.
Keine Stille Nacht im Gesundheitswesen
Heiligabend und Silvester sind keine gesetzlichen Feiertage. Eingeschränkte Ladenöffnungszeiten und tarifliche Regelungen vermitteln gleichwohl in vielen Fällen Ansprüche auf freie Nachmittage. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat es sich einmal genauer angeschaut und kommt in einer Studie zum Ergebnis, dass am diesjährigen Heiligabend rund acht Prozent aller Erwerbstätigen nachmittags arbeiten müssen – obwohl das Fest auf einen Sonnabend fällt. Deutlich höher, bei 22 Prozent, liegt die Quote im Gesundheitsbereich.
Dort drohen nun sogar Urlaubs-Rückrufe. Grund sind viele Patienten und sehr hohe Personalausfälle. Bundesweit sei in den Kliniken momentan „fast jeder zehnte Mitarbeiter erkrankt“, so der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß. Bis zu 40 Prozent höhere Ausfälle als gewöhnlich zu dieser Jahreszeit. Neben Corona sind dafür vor allem Infektionskrankheiten und die Grippe verantwortlich.
In der Silvesternacht „besonders stark belastet"
„Auch am Heidekreis-Klinikum haben wir momentan mit einem hohen Krankenstand, rund elf Prozent, zu kämpfen“, bestätigt HKK-Sprecherin Nina Bernard gegenüber der Böhme-Zeitung. Urlaubs-Rückrufe seien eine Option, konnten aber jedenfalls bis Donnerstag vor Heiligabend noch vermieden werden. „Wir können momentan nicht absehen, ob dieses so bleibt. Wir leben – wie schon seit den vergangenen drei Pandemie-Jahren – mit der Lage: Die Situation wird jeden Tag neu bewertet.“ Tatsächlich meldet sich das HKK bereits zeitweise – je nach aktueller Bettenkapazität – bei der Notfallversorgung ab. „Sobald wir wieder Betten frei haben, melden wir uns wieder an.“ Andere Kliniken verfahren ebenso. Mit Sorge blickt DKG-Vorstandschef Gaß daher bereits auf den Jahreswechsel. „Dass die Krankenhäuser in der Silvesternacht besonders stark belastet sind, ist allen bewusst“, macht er sich keine Illusionen. „Wir fordern kein generelles Böllerverbot. Aber wir appellieren an die Menschen, verantwortungsvoll und vorsichtig mit Feuerwerk umzugehen, Abstand zu Kindern zu halten und es nur im nüchternen Zustand zu zünden.“