Das Essen kommt vom „Kostboten"
Nach gut zweijähriger Vorbereitung ist der inklusive Großküchen- und Cateringbetrieb der Heidewerkstätten im ehemaligen Bomlitzer Pulverkrug jetzt „am Kochen“. Zur Einweihung hatten sich am Freitag zahlreiche Ehrengäste eingefunden, angeführt von der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU), für die es eine der letzten Amtshandlungen war. Mit dabei auch Leiterin der Grundschule Vorbrück, Ulrike Delventhal. Die Walsroder Schule ist der erste externe Kunde des neuen Betriebs. Ebenfalls vor Ort war Kai Gosslar, Geschäftsführer der hwg hamburg work gGmbH, die mit ihrem Projekt „Lecker hoch 3 – Dinners för Kinners“ als Social-Franchise-Geber an der Entwicklung des Inklusionsprojekt „Kostboten“ beteiligt ist.
Mit Projekt auch von außen sichtbar sein
Thomas Lasthaus, Vorstandsvorsitzender der Heide- Werkstätten, begrüßte die Runde. „Der Name Kostbote wurde von unserem Geschäftsführer Bernhard Neuhausen initiiert“, verriet er. Ziel sei es gewesen, ein Projekt zu realisieren, welches langsam wachsen solle, mit Arbeitsplätzen, die es den Menschen ermöglichen, unter Reha-Gesichtspunkten an die Arbeit herangeführt zu werden. „Wir wollten ein Projekt angehen, mit dem wir uns auch nach außen hin bewegen“, so Heide-Werkstätten-Geschäftsführer Neuhausen. Bereits 2017 sei hierzu das traditionsreiche Gebäude gekauft worden. Hauke Kroschinski, Leiter Dienstleistungen und Gastronomie, ergänzte dass die Resonanz schon jetzt so positiv sei, dass man von einer wachsenden Kundschaft ausgehen könne.
Erkennbar angetan vom Projekt zeigte sich Barbara Otte-Kinast. „Alleine das Logo gefällt mir gut, es ist klar, fröhlich, gut gelungen und sorgt für gute Laune“, schwärmte die Ministerin. Die aktuell angestrebten 1800 bis 2000 Essen pro Tag seien sicher erst ein Anfang. „Gesundes und leckeres Essen als Brücke für integrative Arbeitsplätze“ zu konzipieren, das sei hier mehr als gelungen. Die Wertschätzung für das tägliche Essen, aber auch für die Menschen, die dieses Essen zubereiten, gehe mit der Idee einher – es sei ein Vorzeigeprojekt.
Landrat Jens Grote sprach von einem beeindruckenden Pioniergeist. Die Heide-Werkstätten hätten unternehmerische Akzente gesetzt, „es beeindruckt mich, wie die Entwicklung der letzten Jahre verlaufen ist“. Kinder, die lernen, vernünftig zu essen, das zu fördern sei zudem eine Investition in die Zukunft des Landes. Anschließend begaben sich alle Beteiligten in die Küche, um dort zu erleben, was denn das Besondere an dem Konzept hinter den „Kostboten“ ist. Mit dem Angebot wollen die Initiatoren gesundes und nährstoffreiches Essen für Kitas, Schulen und Unternehmen liefern. „Ich habe selbst eine Kita-Mahlzeiten ausprobiert, das Essen ist oft verkocht und nährstoffarm“, berichtete Gosslar, der in Hamburg Vorstand der Pestalozzi-Stiftung ist. Dort wurde die Methode „Cook & Chill“ ins Leben gerufen. Im Cook & Chill-Verfahren werden die Speisen nach der Zubereitung innerhalb von 90 Minuten auf drei Grad gekühlt. Die anschließende Kühllagerung ermöglicht es, Speisen bei einer durchgängigen Kühl- kette von drei Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit ohne Qualitätsverlust drei Tage zu lagern Von Beginn an wurde in dem Hamburger Projekt daran gedacht, dass Wissen als „social franchising“ anderen Partnern zu Verfügung zu stellen – genau dies wurde in Bomlitz nun umgesetzt. Drei Bausteine dienen in dem Konzept als Basis: Frische und gesunde Mahlzeiten, gute Arbeit für Menschen mit Behinderungen und Ernäh-rungspädagogik werden dabei kombiniert. In Bomlitz wurde der 600 Quadratmeter große Produktionsbereich schon im August fertiggestellt.
Täglich 500 Essen für Heide-Werkstätten-Belegschaft
Dort werden seither täglich 500 Essen für die Belegschaft der Heide-Werkstätten in Munster, Soltau und Walsrode bereitet. Hinzu kommt nun die Grundschule Vorbrück, „wir konnten das Essen schon probieren und sind begeistert“, so Schulleiterin Delventhal. Bei den Heide-Werkstätten wurden elf Arbeitsplätze geschaffen, dass Konzept sieht eine Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Handicap vor.