Bauausschuss ist uneins über Laufzeitverlängerung
Die bundesweit geführte Diskussion über eine Laufzeitverlängerung von stromerzeugenden Anlagen wird im Kleinen auch im Neuenkirchener Gemeindegebiet geführt. Das sorgt auch hier für verhärtete Fronten. In der Auseinandersetzung geht es um einen vor fünf Jahren geschlossenen städtebaulichen Vertrag zwischen dem Windpark-Betreiber European Energy und der Gemeinde. Im Zuge der Errichtung des Vorrang-Windparks Ilhorn/Gilmerdingen mit dem Bau von sechs 172 Meter hohen Windkraftanlagen war darin eine Verlängerung der Laufzeit von zwei der seinerzeit fünf in dem Bereich bestehenden 100- Meter-Altanlagen vereinbart worden. Die beiden Windräder, die unmittelbar an das neue Vorranggebiet grenzen, durften sich noch fünf weitere Jahre drehen. Ende August war es so weit. Die beiden Windräder wurden abgeschaltet. Laut Vertrag muss European Energy bis Ende Mai 2023 für ihren Abbau sorgen.
European Energy bietet 5000 Euro für das Dorf an
Doch der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen auf die Energieversorgung in Deutschland mit einem drohenden Blackout bei der Stromversorgung hat die Sachlage verändert. European Energy möchte die beiden alten Windräder weiterlaufen lassen und hat um eine vierjährige Betriebsverlängerung gebeten. Neben der sich dadurch verlängernden Abgabe an die Kommune bietet das Unter- nehmen laut Bürgermeister Carlos Brunkhorst 5000 Euro an, die für die Ortschaft Ilhorn eingesetzt werden könnten.
Über eine Laufzeitverlängerung muss der Gemeinderat entscheiden, doch der möchte das nicht über die Köpfe der betroffenen Bevölkerung hinweg tun. Auf Wunsch der CDU-Fraktion und der SPD/Flupis/Grüne/FDP-Gruppe hatte die Verwaltung Schreiben an alle Haushalte in Ilhorn und Vahlzen verschickt, um die Stimmungslage zu einem, gegebenenfalls befristeten Weiterbetrieb der zwei Anlagen zu erkunden. Von 224 angeschriebenen Personen ab 16 Jahre haben laut Brunkhorst exakt 50 Prozent geantwortet – Ergebnis: 64 Prozent sprechen sich für eine unbefristete und 11 Prozent für eine befristete Betriebsverlängerung aus, 25 Prozent sind dagegen. Dieses vermeintlich klare Votum sieht der Gemeinderat jedoch nicht als bindend an, sondern lediglich als grobes Meinungsbild ohne echte Aussagekraft, zumal es nicht in geheimer Abstimmung zustande gekommen sei. Zudem drohe ein Vertrauensverlust bei der Bevölkerung, wenn Politik sich nicht „vertragstreu“ verhalte und die Vereinbarung weiterlaufen lasse, die seinerzeit mit Blick auf die von den Anlagen ausgehenden Lärmemissionen, die immer wieder Anlass zu Klagen vonseiten der Anlieger waren, geschlossen worden war.
Letztlich setzte sich diese Haltung durch, wenn auch nur knapp: Mit 5:3 Stimmen spricht sich der Bauausschuss in seiner Beschluss- empfehlung für die Einhaltung der Vereinbarung und damit gegen eine Betriebsverlängerung aus. Das letzte Wort hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 8. Dezember.
Jährlich etwa 3,55 Millionen Kilowattstunden
Insgesamt rund 3,55 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen die beiden 100 Meter-Windräder am Rand der Ortschaft Ilhorn, deren Weiterbetrieb European Energy beantragt hat. Das ergibt sich aus den Angaben von Bürgermeister Brunkhorst im Bauausschuss, wonach bei einer Abgabe des Unternehmens von 0,2 Cent je erzeugter Kilowattstunde jährlich etwa 7100 Euro in der Gemeindekasse landen