Wenn Kinder an der Haltestelle zurückbleiben

Stephanie Hoyer mit ihren Kindern Fiete (von links), Fiona und Fia an der Bushaltestelle im Ortszentrum Bispingen. Beim Umstieg sind zum Schuljahresbeginn nicht alle Kinder mit dem Bus nach Schneverdingen transportiert worden. Foto: jul

Der öffentliche Personennahverkehr im Heidekreis besteht abseits der Schiene vor allem aus dem Schulbusverkehr. Doch auch dieser läuft seit dem neuen Schuljahr noch nicht so richtig rund. Insbesondere Familien aus Bispingen und den Ortschaften sind davon betroffen. „Das kann so nicht weitergehen“, sagt Stephanie Hoyer aus Hörpel. Die vierfache Mutter hat drei Kinder, die mittlerweile die Kooperative Gesamtschule (KGS) in Schneverdingen besuchen. Besonders schlimm sei die Situation zu Beginn des neuen Schuljahres gewesen. Bis zu 22 Kinder seien morgens um 7 Uhr an der Bushaltestelle der Grund- und Oberschule (GOBS) im Bispinger Ortszentrum stehengelassen worden, berichtet Hoyer. Meist seien es die jüngeren Kinder wie die neuen Fünftklässler, die beim Einstieg das Nachsehen hätten. Ältere Schüler drängelten sich vor oder zögen an den Ranzen, um sich vorbeizudrängeln, berichten die Kinder von Stephanie Hoyer.

Höhere Nachfrage nicht planbar

„Wir sind überrumpelt worden von der Anzahl der Jahresabos“, räumt Thomas Waugh von den Verkehrsbetrieben Heidekreis ein. Das Land Niedersachsen habe die Nutzungsbedingungen verändert, so seien nun zum Beispiel auch Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr zu einer ermäßigten Jahreskarte berechtigt. Die Verkehrsbetriebe hätten die Nachfrage vorab kaum einschätzen können. Doch er habe alles gegeben, um die Kapazitätsprobleme zu lösen. „Ich habe innerhalb von fünf Tagen einen weiteren Gelenkbus aus Wolfsburg organisiert“, sagt er. 547 Schüler oder andere für ein Jahresabo berechtigte Fahrgäste habe er aktuell auf dem Zettel. 150 Personen mehr als im Vorjahr. Grundsätzlich werde in der Planung nie von einer Vollauslastung ausgegangen. Da die Kinder mit Ranzen und Sportzeug unterwegs sind, gilt bereits eine dreiviertel Belegung als Kapazitätsgrenze. Dass es direkt nach den Sommerferien meist etwas Zeit braucht, bis sich der Schülertransport eingespielt hat, kennt KGS-Schulleiter Mani Taghi-Khani bereits aus den vergangenen Jahren. Auch der Gemeindeverwaltung in Bispingen ist bekannt, dass es zu Beginn des Schuljahrs Probleme gab. Mittlerweile sei es ruhig geworden, sagt Andreas Bünger. Dem Allgemeinen Vertreter seien keine andauernden Missstände bekannt, auch habe der Bürgermeister bei den Dorfgesprächen keine Beschwerden bekommen. Eine Stellungnahme des Landkreises auf Anfrage der Böhme-Zeitung steht noch aus. Ganz scheinen die Probleme jedenfalls noch nicht ausgeräumt. Auch während der BZ-Podiumsdiskussion zur Landtagswahl Anfang Oktober meldeten sich noch Eltern mit ähnlichen Beschwerden zu Wort. Stephanie Hoyer jedenfalls hofft, dass sich nun nach Ende der Herbstferien die Situation verbessert. „Denn so kann es nicht weitergehen.“»

Schulbusse im Heidekreis

Laut niedersächsischem Schulgesetz hat der Landkreis als Träger der Schülerbeförderung die Pflicht, Kinder und Jugendliche „unter zumutbaren Bedingungen zur Schule zu befördern oder den Erziehungsberechtigten die nötigen Aufwendungen für den Schulweg zu erstatten“. Die Beförderungs- und Erstattungspflicht besteht grundsätzlich nur für den Weg zur nächsten Schule oder der gewählten Schulform. Die Erziehungsberechtigten müssen für die Kosten aufkommen