Scholz geht optimistisch in den Wahlkampf-Endspurt

Vor großem Publikum: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz (rechts) und Generalsekretär Lars Klingbeil vor der Kundgebung auf dem Georges-Lemoine-Platz in Soltau.

Vor großem Publikum: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz (rechts) und Generalsekretär Lars Klingbeil vor der Kundgebung auf dem Georges-Lemoine-Platz in Soltau.

Fünf Tage vor der Bundestagswahl strahlen SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und Generalsekretär Lars Klingbeil, der auch Bundestagsabgeordneter und -kandidat im hiesigen Wahlkreis 35 ist, Zuversicht aus, dass ihre Partei nach knapp 20 Jahren wieder stärkste Partei werden und die nächste Bundesregierung anführen könnte. Die Umfragen der letzten Wochen mit dem Vorsprung vor der Union seien stabil, zeigte sich Scholz am gestrigen Dienstag in einem Gespräch vor seinem Auftritt auf dem Georges-Lemoine-Platz in der Soltauer Filzwelt optimistisch. „Die Stimmung ist gut, gefühlt besser als die Umfragen“, sieht er eine „Dynamik wie 1998“, dem Jahr der ersten Schröder-Wahl.

Noch eine ganze Reihe sind dazugekommen

Das belege auch das „riesige Interesse“ am Auftritt des SPD-Kanzlerkandidaten in Soltau. 500 Anmeldungen habe es gegeben, „und ein ganze Reihe sind noch hinzugekommen“, sagte Klingbeil am Abend. Wie der Veranstalter geht auch die Polizei von 650 bis 700 Besuchern auf dem Georges-Lemoine-Platz aus.

Ein besseres Deutschland für Kinder, zwölf Euro Mindestlohn, was für zehn Millionen Menschen eine Lohnerhöhung bedeuten würde, jedes Jahr 400 000 neue Wohnungen, eine Heraufsetzung der Ausbauziele für erneuerbare Energien im ersten Jahr – das waren einige Punkte aus seinem „Regierungsprogramm“. Generell brauche es Respekt vor jeder Lebensleistung, will Scholz die Gesellschaft wieder zusammenführen und fordert „Beifall auch nach Corona“ – Anerkennung und Wertschätzung, die sich auch in Geld niederschlagen müsse.

Im Anschluss an die knapp dreiviertelstündige Ansprache beantwortete Scholz von Klingbeil verlesene Fragen, die im Publikum gesammelt wurden. Dabei ging es neben den Themen Digitalisierung in Schulen, Kosten für Coronatests und Notwendigkeit einer Frauenquote auch um das Thema, das insbesondere Scholz‘ politische Gegner in Wahlkampftagen immer wieder aufs Tapet bringen: die Frage nach möglichen Koalitionspartnern für den Fall einer Regierungsbildung unter SPD-Führung. Diese Klippe umschiffte Scholz: Sein Ziel sei eine „Koalition mit den Bürgerinnen und Bürgern“, sagte er und hatte damit bei den meisten seiner Zuhörer die Lacher auf seiner Seite.

Nicht nur Beifall

Doch es gab nicht nur Beifall. Ein aufgebrachter Mann versuchte auf die Bühne zu gelangen, um auf das Anliegen der Klimaaktivisten hinzuweisen, die seit dem 30. August in Berlin im Hungerstreik sind. Er wurde ebenso von Sicherheitskräften abgedrängt wie eine junge Frau, die mit entblößtem Oberkörper ein Plakat mit der Aufschrift „Ihr Klimaschutz zerstört meine Zukunft“ hochhielt.