Den Heidekreis in Berlin vertreten: Wer holt das Direktmandat?
Wer soll den Bundestagswahlkreis Rotenburg I/Heidekreis in der kommenden Legislaturperiode als direkt gewählter Abgeordneter vertreten? In einer Interview-Serie konfrontiert die Böhme-Zeitung die Direktkandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien mit Zukunftsfragen der Republik. Welche Ansätze verfolgen sie bei Klimaschutz und Energiewende, Staatsfinanzen und Gleichstellung, in der Bildungspolitik, der Landwirtschaft oder der Sicherstellung von Mobilität?
Expertenbeiträge mit konträren Positionen
Ergänzt werden die Einlassungen der sechs Kandidaten Lars Klingbeil (SPD), Carsten Büttinghaus (CDU), Volker Körlin (AfD), Dr. Michael Kopatz (Grüne), Alexander Künzle (FDP) und Kathrin Otte (Linke) stets von Gastbeiträgen unabhängiger Expertinnen und Experten, die ihre konträren Standpunkte zu einer Streitfrage begründen. In der ersten Folge geht es um den Wandel der Arbeitswelt und die Forderung nach einem Rechtsanspruch auf Arbeiten im Homeoffice.
Vergangene Bundestagswahlen haben gezeigt, dass keine Partei ein „Abo“ auf das Direktmandat hat. In den Vorgänger-Wahlkreisen Soltau-Rotenburg beziehungsweise Soltau-Fallingbostel-Rotenburg II holten seit 1980 fünfmal die Kandidaten der CDU das Direktmandat. Einmal, im Schröder-Jahr 1998, ging es an Kurt Palis von der SPD. Im seit 2009 existierenden Wahlkreis Rotenburg I/Heidekreis gewann zunächst zweimal CDU-Kandidat Reinhard Grindel vor SPD-Mann Klingbeil das Direktmandat. Klingbeil zog jeweils über die SPD-Liste in den Bundestag ein.
Roter Sieg im schwarzen Wahlkreis
2017 konnte Klingbeil erstmals das Direktmandat erobern. Der aus Rotenburg stammende Grindel war im Jahr zuvor zum DFB-Präsidenten gewählt worden und hatte daraufhin sein Bundestagsmandat niedergelegt. Die örtliche CDU entschied sich dazu, die im Wahlkreis weitgehend unbekannte, aus Gifhorn stammende CDU-Nachrückerin Kathrin Rösel in das Rennen um die Verteidigung des Direktmandats zu schicken. Das misslang – und zwar deutlich: Klingbeil konnte sich vom schwachen Zweitstimmenergebnis seiner Partei absetzen und gewann mit mehr als 41 Prozentpunkten Zustimmung erstmals das Direktmandat. Der überregional beachtete Erfolg Klingbeils in einem traditionell konservativen Wahlkeis trug zum Aufstieg des Munsteraners bei, der heute als SPD-Generalsekretär zu den bekanntesten Gesichtern der SPD zählt.
2017 gingen nur 59 Direktmandate an die SPD, die Union bekam 231
In Deutschland gibt es 299 annähernd gleich große Wahlkreise mit jeweils knapp 250.000 Einwohnern. Jeder entsendet einen direkt gewählten Abgeordneten in den Bundestag. Bei der vergangenen Bundestagswahl bewarben sich 1919 Männer und 640 Frauen um die begehrten Mandate. Den Einzug über ein Direktmandat schafften am Ende 64 Frauen und 235 Männer. Aktuell besetzen Vertreter von CDU und CSU 231 Direktmandate, von der SPD 59, von der Linken 5 und von der AfD 2. Die Grünen besetzen ein Direktmandat. Durch Aus- und Eintritte gibt es eine parteilose Wahlkreisabgeordnete (ehemals AfD) und einen Wahlkreisabgeordneten von der PARTEI (vormals SPD).