Munster strebt Sanierung der Innenstadt an
Eine Innenstadtsanierung hat Munster schon hinter sich: Zwischen 1984 und 1986 wurde die Wilhelm-Bockelmann-Straße umgestaltet und hat zwischen Poststraße und Lüneburger Straße die Anmutung einer Fußgängerzone. Obwohl alles höhengleich gepflastert ist und Eichen einen Alleecharakter erzeugen sowie Blumenkübel das Bild erfrischen, ist noch Autoverkehr zugelassen. Der Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße 71 fließt aber seit 1984 über die Danziger Straße.
Unabhängig davon hat sich das Bild zwischen beiden Stadttoren mit der Lili-Marleen-Gruppe im Westen und der Standuhr im Osten mit den Jahren wie in vielen Innenstädten gewandelt. Das große Kaufhaus am Veestherrnweg gibt es nicht mehr: Dort steht jetzt das Bürgerhaus. Inhabergeführte Läden schlossen. Einige Schaufenster sind abgeklebt. Selbst Filialbetriebe wie Rossmann oder Bekleidungsketten, die an deren Stelle getreten sind, sind vor Schließungen nicht gefeit. So steht der Laden, in dem Schlecker bis zur Pleite der Drogeriekette vor fast zehn Jahren seine Waren verkaufte, seitdem leer.
Bürgermeisterin Christina Fleckenstein möchte deshalb die Innenstadt sanieren, die Aufenthaltsqualität steigern. Als Weg dorthin strebt sie die Ausweisung als Sanierungsgebiet an und damit die Möglichkeit, Fördergeld zu akquirieren.
Um das zu erreichen, muss nach dem Baugesetzbuch eine vorbereitende Untersuchung erfolgen, die der Bauausschuss kürzlich einstimmig befürwortet hat und die der Rat am heutigen Donnerstag wohl endgültig absegnet. Finanziert werden soll diese Untersuchung aus einem neuen Fördertopf des Landes. Allerdings sieht Fleckenstein akuten Handlungsbedarf und will diese Untersuchung unabhängig vom Fördertopf in Auftrag geben.
Nach Auswertung der vorbereitenden Untersuchung steht die Entscheidung an, das Sanierungsgebiet beim Land zu beantragen. Das wird der neue Stadtrat machen müssen, der dann auch förmlich die städtebauliche Sanierungsmaßnahme beschließt und per Satzung festlegt.
Bevölkerung beteiligen
Danach wird ein Sanierungskonzept erstellt. Daran sollen die Anlieger und die restliche Bevölkerung beteiligt werden. Geklärt werden muss unter anderem, wo innerstädtisches Wohnen ermöglicht wird oder ob im Erdgeschoss nur gewerbliche Nutzung möglich sein wird. Die Umsetzung wird fast zwei Wahlperioden dauern, erwartet Fleckenstein. „Das Verfahren bietet aber Chancen“, sagt die Bürgermeisterin, die persönlich den Marktplatz anders gestalten würde, damit er freundlicher wird.
Fördermitteltopf schon für die Vorbereitung anzapfen
Die Stadt Munster möchte bei der Innenstadtentwicklung auf einen Fördertopf zugreifen, den das Land Mitte Juni aufgelegt hat. Das Sofortprogramm „Perspektive Innenstadt“ umfasst 117 Millionen Euro, die aus EU-Coronahilfen stammen. Nach Aufnahme in das Programm sollen Städte und Gemeinden mit nach Einwohnerzahl gestaffelten Budgets zwischen 320 000 und 1,5 Millionen Euro befähigt werden, kurzfristig neue Projekte und Konzepte für ihre Innenstädte umzusetzen. Die Projekte müssen bis März 2023 abgeschlossen sein. Munster will versuchen, aus diesem Topf die vorbereitenden Untersuchungen für eine mögliche Ausweisung als Sanierungsgebiet zu finanzieren.