Doppelmord: Für die Polizei war es Zeit zu handeln

Künstlicher Nebel steigt auf dem Marktplatz vor dem Lüneburger Landgericht auf, in dem das Gericht den Nebel im Prozess um den Neuenkirchener Doppelmord zu lichten versucht. Foto: vo

Künstlicher Nebel steigt auf dem Marktplatz vor dem Lüneburger Landgericht auf, in dem das Gericht den Nebel im Prozess um den Neuenkirchener Doppelmord zu lichten versucht. Foto: vo


Es war ein Bild der Kontraste: Während auf dem Marktplatz vor dem Lüneburger Landgericht künstlich erzeugte Nebelschwaden als Generalprobe für eine abendliche Musikveranstaltung in den Himmel stiegen, bemühte sich drinnen die 4. Große Jugendstrafkammer des Landgerichts, den Nebel zu lichten, der das Geschehen vom 27. Juli 2020 am Neuenkirchener Lohweg mit dem Doppelmord an dem Ehepaar Kurt und Annegret G. sowie der lebensgefährlich verletzten Susanne G. immer noch umgibt. Dazu sollten zwei Beamte der Polizeiinspektion Heidekreis beitragen. Auch der fünfte Prozesstag brachte nichts Entlastendes für den Angeklagten Maurice L., der sich während der Befragung der Beamten mehrfach mit seinen Verteidigern austauschte und diesen Zettel mit Notizen zuschob.

Befragung dauert über drei Stunden

Über drei Stunden stand eine Kriminalhauptkommissarin Rede und Antwort. Die Beamtin, deren Aufgabe es als Hauptsachbearbeiterin war, die Ermittlungen mit weiteren Kollegen zu koordinieren und Ergebnisse zusammenzuführen, berichtete von einer Korrespondenz mit der Hauptzeugin. Susanne G. habe ihr über ihr privates Handy eine Nachricht geschickt. Dieser Hinweis veranlasste die Verteidigung später zu einem bemerkenswerten Antrag.

Wie zuvor seine Kollegin beschrieb der zweite an diesem Tag befragte Ermittler den Angeklagten als ruhig und höflich. L. habe sich bemerkenswert emotionslos, fast schon stoisch verhalten. Der 41-jährige Beamte war es, der aufgrund von Hinweisen nach einem Zeugenaufruf der Polizei auf dem Gehweg an der Pommernstraße den Einweghandschuh gesichert hatte, an dem eine Forensikerin des Landeskriminalamts DNA-Anhaftungen des Angeklagten sowie aller drei Opfer der Gewalttat nachwies. Der Fundort befand sich auf Höhe der Stelle, wo eine Zeugin am Tatabend gegen 20.15 Uhr den am Fahrbahnrand geparkten BMW des Angeklagten erkannt haben will.

Aggressiveres Verhalten gibt den Ausschlag

Der Ermittler erklärte den Zeitpunkt der Festnahme von Maurice L.. Der Zugriff erfolgte am 13. August, als der Angeklagte das Haus seiner Mutter verließ. Auslöser sei ein Ereignis zwei Tage zuvor vor dem Haus gewesen, in dem die Freundin des Angeklagten mit ihrer Familie lebt. Es sei zu einem heftigen Wortwechsel und Handgreiflichkeiten zwischen dem Angeklagten und Angehörigen seiner Freundin gekommen, zu denen die Polizei gerufen wurde. Das aggressive Verhalten des Angeklagten habe bei den Ermittlern zu der Überzeugung geführt: „Es ändert sich gerade etwas bei ihm.“ Daher sei es an der Zeit gewesen, „zu handeln“.