Tropfen, kleckern, schleudern
Mit Rakel, Malerrolle, Pinsel und sogar einer Schaufel sind die fünf Schülerinnen und Schüler der Wand zu Leibe gerückt, haben Farbe großflächig verteilt, getropft, gekleckert geschleudert, übermalt. Orientiert haben sich die jungen Leute aus dem Kunst-Leistungskurs dabei an den Werken von Jackson Pollock, Gerhard Richter und Lee Krasner.
Jetzt hat im oberen Flur der Kunsttrakt des Gymnasium Soltau über ein paar Meter einen neuen Anstrich. Gewöhnungsbedürftig, aber er spiegelt das wider, was Nina Grethe, Kim Jogschies, Marleen Klipphahn, Luisa Tewes und Inken von Felde in der Situation für sich fühlten, empfanden, welche Musik sie gehört haben. Tritt man ein Stück weg, ist es eine Wand voller Farbe in der wildesten Gestaltung, geht man näher heran, zeigen sich Strukturen und Wirkungen, die für jeden anders sein können.
„Jede Person kann das für sich interpretieren“, sagt Inken von Felde. Es gebe bei dem Kunstwerk keinen Anfang und kein Ende, ergänzt Luisa Tewes. Die fünf jungen Leute haben sich im 13. Jahrgang mit dem Kernthema Farbmaterie und Malprozess auseinandergesetzt. Als Inspiration diente ihnen unter anderem die Kursfahrt im Januar 2020 mit ihrer Kunstlehrerin Susanne Streif nach Frankfurt am Main. Dort besuchte der Kurs am Wochenende verschiedene Museen und legte den Fokus auf bedeutende Werke des Expressionismus und dessen Vorläufer.
Besonders die Werke von Lee Krassner, Jackson Pollock und Gerhard Richter haben die Schüler und Schülerinnen angesprochen, sodass sie sich für eine ähnlich informelle Malweise, mit dem Schwerpunkt Malen als Prozess, bei der Wandgestaltung entschieden haben. Das großfläche Werk auf drei mal sechs Metern hat der Leistungskurs individuell und gemeinsam mit mit Hilfe der Gestaltungsmittel Farbe, Fläche, Form und Linie sowie dem Arbeitsprozess des Action Paintings versucht auszudrücken. So sei aus fünf verschiedenen Ansätzen ein ganzes Werk entstanden, das sich im Laufe des Prozesses stets veränderte und entwickelte. Dabei arbeiteten sich gemäß des Credos des Künstlers Jackson Pollock: „Ich habe keine Angst davor etwas zu verändern, ein Bild zu zerstören und so weiter, weil das Gemälde ohnehin sein eigenes Leben führt.“
Die Wand im Kunsttrakt haben vor dem diesjährigen Leistungskurs bereits andere Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Abschlussklassen gestaltet. Abgesprochen sei das natürlich mit der Schulleitung, sagt Kunstlehrerin Streif. „Wir wollten auch extra etwas, was nicht Corona ist, um auch den Jahrgang nicht zu stigmatisieren.“ Die nächste Wand im Flur sei dann frei für neue Ideen. Für das Werk des jetzigen Jahrgangs 13 freue sie sich besonders, dass, je länger man sich mit dem expressionistischem Bild beschäftige, es trotz der wilden Farbe eine beruhigende Wirkung habe.
Hoffnung auf Spender und Kunstfreunde
Bei der Gestaltung der Wand im Kunsttrakt kam den fünf Schülerinnen und Schülern die Idee, auch anderen ihr Können anzubieten. Das mit dem Ziel, so das Abiturprogramm finanziell zu unterstützen. Denn bislang ist es coronabedingt kaum möglich, Geld zu sammeln, um einen wie sonst üblichen Abi-Ball zu feiern. Die zur Finanzierung sonst üblichen Partys dürfen nicht stattfinden, Kuchen- und Getränkeverkauf sind nicht möglich.
Wer will, kann sich ein Bild nach individuellem Wunsch hinsichtlich Farbe und Format nach dem Stil wie auf dem Foto gestalten lassen. Natürlich ist dafür nicht so eine große Wand nötig, auch kleinere Bilder mit jedwedem Untergrund können gestaltet werden. Für den Fall, dass der Abiball ausfallen muss, würde das gespendete Geld an den ambulanten Hospizdienst „Lebensbrücke“ in Soltau gespendet werden. Wer Interesse hat, kann sich an die E-Mail-Adressen inken.von.felde@gym-soltau.de, kim.celine.jogschies@gym-soltau.de oder sekretariat@gym-soltau.de wenden.