Mobile Impfteams starten heute im Heidekreis

Das Impfzentrum in Bad Fallingbostel ist zwar Geschichte. Das Land und das Gesundheitsamt schicken ab heute aber mobile Teams durch den Heidekreis. Sie sollen zunächst vor allem in Senioren- und Pflegeheimen die Auffrischungsimpfungen anbieten. Foto: at

Tagelang meldete der Heidekreis in seinen Informationen über das Impfgeschehen in der Region eine „Null“. Daher ist seitdem auch in der Coronatabelle der Böhme-Zeitung für den Heidekreis kein Plus in Sachen Impfung verzeichnet. Verwundert nahm das eine Ärztin aus Munster zur Kenntnis, die weiterhin regelmäßig ihre Patienten impfe, wie sie erklärte.

Der Landkreis teilt dazu mit, dass es anders als bisher zu Impfungen in Arztpraxen nur noch einmal wöchentlich, genauer immer freitags, eine Information für die gesamte Woche gebe. Daher werde in der restlichen Zeit eine „Null“ gemeldet. Das bestätige auch die Kassenärztliche Vereinigung: Seit 11. Oktober versende das Innenministerium die Statistik gesammelt nur noch einmal.

Ende September hatte das Impfzentrum des Heidekreises in Bad Fallingbostel seine Türen geschlossen. Einen nahtlosen Anschluss hatte das Land in Form von mobilen Impfteams angekündigt. Zwei sind für den Heidekreis vorgesehen. Sie starten laut Kreisverwaltung am heutigen Donnerstag mit ihrer Arbeit. Besetzt sind die beiden Teams mit jeweils bis zu zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Die Teams werden nach den derzeitigen Plänen für die Impfungen in Senioren- und Pflegeeinrichtungen eingesetzt. Dort sollen sie außer den Auffrischungsimpfungen nach Bedarf auch Erst- und Zweitimpfungen durchführen. Über diesen Impffortschritt der mobilen Teams werde der Heidekreis wieder täglich informieren.

Einsätze vor Ort in den jeweiligen Kommunen, wie sie im Heidekreis bis Ende September stattfanden, sind aktuell allerdings nicht vorgesehen. Da gebe es noch keine konkreten Pläne, so Kreissprecherin Sandra Michaelis. Zunächst würden die Impfungen in den bislang kreisweit 26 Senioren- und Pflegeeinrichtungen abschließend durchgeführt. Landesweit sind 136 mobile Teams unterwegs, deren Einsatz bislang am 31. März 2022 enden soll.

Knapp 400 Personen stehen alleine im Soltauer Seniorenheim Stiftung Haus Zuflucht auf der Liste: „Bewohner und Mitarbeiter“, so Geschäftsführer Norbert Dieckmann. Hauptsächlich würde zum dritten Mal geimpft, es gebe aber auch Erstimpfungen. Für ihn sei das insgesamt eine gute Quote.

Bei Arztpraxen im Heidekreis läuft die Nachfrage nach Drittimpfungen aktuell an. Es werde nachgefragt, einen großen Ansturm gebe es aufgrund der Vorschriften so noch nicht, hieß es beispielsweise in Schneverdingen von der Praxis von Dr. Maike Höppner.

Anderswo ist man allerdings noch gar nicht so weit: In Munster in der Praxis von Galina Kurz beispielsweise werden noch immer die Erst- und Zweitimpfungen angeboten. Viele hätten auch noch gar nicht den vorgegebenen Abstand von einem halben Jahr für die Auffrischungsimpfung.

Ab 70 Jahre und für Pflegepersonal

Sogenannte Dritt-, Auffrischungs- oder auch Booster-Impfungen sind seit September mit einem zugelassenen mRNA-Impfstoff möglich. Ziel ist, bei Personengruppen, bei denen es zu einer reduzierten oder nachlassenden Immunantwort nach einer Covid-19-Impfserie kommen kann, den Impfschutz zu erhöhen.

Die ständige Impfkommission empfiehlt unter anderem die Impfung für Personen ab 70 Jahre, für Bewohner von Pflege- und Behinderteneinrichtungen, für Personen mit einer schweren Immunschwäche, für Personal in medizinischen oder Pflegeeinrichtungen oder enge Kontaktpersonen, zudem für Menschen, die mit Johnson&Johnson sowie AstraZeneca vollständig geimpft worden sind.

Pflegepersonal nicht ausschließen

Die zwei mobilen Impfteams, die heute mit ihrer Arbeit im Heidekreis starten, werden mit mit Impfstoff durch die Apotheken versorgt. Der Bund hatte zudem neben Ärztinnen und Ärzten auch Krankenhäuser neu als Leistungserbringer für Covid-Schutzimpfungen vorgesehen.

Direkt im Heidekreis-Klinikum wird allerdings nicht geimpft. Aber das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) des HKK in Walsrode an der Saarstraße bietet Impfungen an. Laut Pressesprecherin Nina Bernard können dort Erst-, Zweit- oder auch Auffrischungsimpfungen erfolgen. Höher als die Nachfrage nach Erstimpfungen – dann insbesondere für Kinder ab 12 Jahren – sei diese nach Drittimpfungen. Ins MVZ kämen etwa 20 Menschen pro Woche.

Dabei kämen die meisten Anfragen direkt aus dem Heidekreis-Klinikum selbst. Das liege vor allem daran, dass das Krankenhauspersonal früh geimpft wurde und damit jetzt eine der Voraussetzungen einer Drittimpfung erfüllen. Aber auch für die Drittimpfungen gelte: Bitte einen telefonischen Termin vereinbaren, Telefon (05161) 602 2950, es gebe gut eine Woche Wartezeit.

Dennoch bleibe das Risiko, sagt auch Norbert Dieckmann, Geschäftsführer der Stiftung Haus Zuflucht, die unter anderem in Soltau ein Seniorenheim betreibt. Noch immer, auch mit Auffrischungsimpfungen könne man sich nicht wirklich sicher fühlen. Dennoch ist er froh, dass in seinem Haus die Bewohner fast alle vollständig geimpft seien. Das gelte auch für das Pflegepersonal, die Daten seien bekannt und dürfen auch abgefragt werden, erklärt Dieckmann zu gesetzlichen Vorschriften.

Anders ist es aktuell in Bad Doberan. Dort hat es einen großen Coronaausbruch in einem Seniorenheim gegeben, in dem viele Pflegekräfte nicht geimpft sind, nach den letzten Informationen von NDR 1 wurden 98 Fälle bei Pflegekräften und Bewohnern registriert, sechs Senioren sind verstorben.

Allerdings, so reflektiert Dieckmann für sein Haus, aber auch für viele andere, könne man nichtgeimpftes Pflegepersonal auch nicht einfach von der Arbeit ausschließen: „Das kann man sich aufgrund des Pflegenotstandes einfach nicht leisten." Die Arbeit belastet dann die verbliebenen. Daher sei weiterhin vor allem Aufklärung notwendig, um viele Mitarbeiter mitzunehmen: „Bei uns ist das gut gelungen“, sagt der Stiftungs-Geschäftsführer.

Als absolut positiv bewertet er den Einsatz der mobilen Teams: „So kriegen wir alle schnell durchgeimpft und behalten auch den Überblick.“ Sorgen macht ihm aber speziell im Heidekreis die Bürokratie. Für die aktuelle Impfaktion musste gut ein halber Meter hoher Papierstapel für alle Mitarbeiter und Bewohner ausgefüllt werden. Und das doppelt, weil der Fragenkatalog noch einmal geändert worden sei. Das sei in anderen Landkreisen anders. Wer sich nicht impfen lässt, der muss sich im Seniorenheim weiter täglich testen. Zurzeit seien diese Tests für Mitarbeiter und Bewohner noch kostenfrei, würden zunächst bis zum 31. Dezember erstattet.

Anja Trappe