Gewerbegebiet statt Campingplatz - Scandinavia soll weichen
Langfristig sieht die Stadt Soltau für den Campingplatzes Scandinavia keine Zukunft. Sie hat jetzt die Bauleitplanung für den Platz an der Bundesstraße 71 auf den Weg gebracht. Ziel ist die langfristige Sicherung und die Erweiterung des Entwicklungsschwerpunktes Soltau-Ost III. Kurz bedeutet das: Statt Tourismus soll an der Stelle nahe der Autobahn 7 Gewerbe und Industrie angesiedelt werden.
Vorhandene Gewerbeflächen sollen ausgeweitet werden
Der Bauausschuss gab jetzt mehrheitlich grünes Licht für die Pläne der Verwaltung, eine Gegenstimme gab es von der AfD. Noch im April 2019 war ein Bebauungsplan auf den Weg gebracht worden, der die Weiterentwicklung des Campingplatzes vorsah – unter Berücksichtigung des umliegenden Gewerbes. Mittlerweile liegt ein Campingplatzkonzept für alle Soltauer Anlagen vor. Aufgrund dieses Papiers, so die Verwaltung, gebe es kein touristisches Wirken Scandinavias. Planungsrechtlich sei die Nutzung für den Tourismus in der Zukunft nicht abbildbar, zudem gebe es an der A7 aus Lärmschutzgründen planungsrechtliche Hürden.
Ein Schweizer Tourist sieht das allerdings anders. Vor gut vier Wochen hatte Scandinavia wieder eröffnet. Der Camper, der bei Youtube den Kanal „Womoclick TV“ betreibt, schwärmte im August vom Ambiente, des nach drei Jahren aus dem Dornröschenschlaf erwachten Platzes, und den günstigen Preisen. Per Drohnenflug zeigte er, was sich inzwischen dort getan hat, wie Kinder im Badesee planschen.
Camper haben kein Problem mit Autobahnlärm
Der Youtube-Beitrag des Wohnmobilfans hat Michael Gaus und seine Frau aus der Gegend nahe Hildesheim überzeugt. Sie machten sich spontan auf den Weg in die Lüneburger Heide, starteten am gestrigen Montag von dort mit den Fahrrädern in die Soltauer Innenstadt. Ja, so meinen sie, es müsste sicher noch einiges gemacht werden, eine Zukunft sehen sie für den Platz allemal: „Das wäre sehr schade, wenn es ihn nicht mehr gibt. Wer hierherkommt, der weiß, dass die Autobahn Geräusche macht.“
Gegen die Pläne der Stadt will sich Scandinavia-Betreiber Heinz G. Wilgen wehren – noch verbal: „Das ist ein genehmigter Campingplatz, ich investiere laufend weiter“, sagt er gegenüber der Böhme-Zeitung. Demnächst wolle er erneut einen Bauantrag stellen. Würde die Stadt die Pläne umsetzen, sieht er darin eine „harte Enteignung“.