Landwirtschaft digitalisiert die Äcker und Ställe
Die Landwirtschaft steckt in einem Dilemma: Der Trend in der Gesellschaft geht verstärkt in Richtung bewusste Ernährung. Bio und Regionalität sind gefragter denn je. Weg von der Massentierhaltung und Überdüngung, wieder hin zu kleineren Betrieben und artgerechter Tierhaltung. „Viele wollen, dass sich die Landwirtschaft wieder zurückentwickelt. Das ist aber nicht die Realität“, sagt Bernd Hartjen, Landwirt aus Schneverdingen. Denn auf der anderen Seite soll die Landwirtschaft die Weltbevölkerung ernähren.
Gerade vor diesem Hintergrund hat sich die moderne Landwirtschaft in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Kaum eine andere Branche sei so technikaffin, beobachtet Katja Kunick von der Landberatung Soltau-Fallingbostel. Automatisierte Lenksysteme, datengestützter gezielter Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, Feldroboter und Drohnen, Sensoren zur Bodenanalyse und autonomes Fahren sind nur einige Bereiche der technischen Errungenschaften. „Precision Farming“ und „Smart Farming“ sind längst auf deutschen Äckern angekommen. Bei der Präzisionslandwirtschaft wird der Fokus auf eine zielgerichtete und effiziente Bewirtschaftung der Flächen mithilfe intelligenter Elektronik gesetzt. Bei der „intelligenten Landwirtschaft“ werden die Daten vernetzt, kann dabei den ganzen Betrieb sowie Faktoren wie Wetter miteinbeziehen, damit der Landwirt betriebswirtschaftlich planen kann.
Es gibt Vor- und Nachteile
Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit dem gezielten und präzisen Einsatz der Technik können Zeit und Arbeitskräfte gespart werden. Zudem ist es eine enorme Entlastung für die Landwirte und sorgt für Transparenz. Aber es gibt auch Nachteile: Grundvoraussetzung ist ein flächendeckender Breitbandausbau und die Netzabdeckung, die nicht überall in Deutschland gegeben ist. Zudem produziert sie Unmengen an Daten, die auch ausgewertet werden müssen. Außerdem ist das Know-how der Nutzer für die Effizienz entscheidend. „Du musst die Technik beherrschen“, bestätigt Hartjen. Bei der Entscheidung für diese neue Technik müssten sich die beteiligten Generationen einig sein, ergänzt er. Ohne seinen Sohn Fynn, der den Ackerbaubetrieb einmal übernehmen soll, hätte der 56-Jährige sich wohl nicht darauf eingelassen. Bei Carsten Riebesell aus Großenwede ist der Generationswechsel ein Schritt weiter. Sein Vater habe mit Computern nichts am Hut, doch der junge Landwirt habe sich für den Einsatz von Melkrobotern entschieden. Trotz des gesellschaftlichen Wunsches zurück zum kleinen Bauernhof, sehen immer mehr Landwirte die Vorteile der Digitalisierung ihrer Branche.