Sechs Millionen Euro für IT-Technik
Was die Ausstattung seiner Schulen mit zeitgemäßer Informationstechnik (IT) betrifft, hinkt Deutschland im europäischen Vergleich hinterher, ist allenfalls Mittelmaß. Davon aufgeschreckt, haben Bundesregierung und Bundestag 2018 angekündigt, die Digitalisierung in den Schulen mit fünf Milliarden Euro zu fördern. Um das zu ermöglichen, musste das Grundgesetz geändert werden, denn Bildung ist bekanntlich Ländersache. Am 15. März 2019 stimmte nach dem Bundestag auch der Bundesrat der Änderung des Artikels Art. 104c zu, womit der Digitalpakt endgültig beschlossen war. Zwei Monate später trat die „Verwaltungsvereinbarung Digitalpakt Schule 2019 bis 2024“ in Kraft. Rechnet man die freigegebenen fünf Milliarden Euro auf die rund 40 000 Schulen in Deutschland um, so entfallen im Durchschnitt 120 000 Euro auf die einzelne Einrichtung. In der Anlaufphase sind die Fördermittel aber nur tröpfchenweise abgeflossen. Nach Angaben der Bundesregierung waren es bis Mitte dieses Jahres lediglich 15,7 Millionen Euro.
Da wird sich demnächst einiges tun, wenn der erforderliche organisatorische und technische Vorlauf erledigt ist. Was im Rahmen des Digitalpakts im Heidekreis vorgesehen ist und umgesetzt werden soll, stellten Marlies Abels von der Fachgruppe Gebäudemanagement und Frank Patzlee aus dem Bereich Informationstechnik jetzt den Mitgliedern des Kreis-Schulausschusses vor. Knapp über sechs Millionen Euro an Fördermitteln kann der Landkreis in die IT-Ausstattung der Schulen des in seine Trägerschaft fallenden Sekundarbereichs sowie in den Primarbereich der drei gemeinsam mit den jeweiligen Kommunen getragenen Grund- und Oberschulen investieren.
Interaktive Panels kosten am meisten
2,83 Millionen Euro werden nach aktuellem Berechnungsstand für die Geräteausstattung fällig. Nach Abfrage bei den Schulen und der Auswertung der Medienkonzepte wurden die Mengen der einzelnen Hardware festgelegt. Mit geschätzten Kosten von 1,76 Millionen Euro schlagen dabei 301 interaktive Panels, sogenannte Touchscreen-Bildschirme, am stärksten zu Buche. Die Kostenschätzung für 1176 zu beschaffende Tabletrechner beläuft auf rund 465 900 Euro, für 103 Beamer sind es 68 148 Euro, für 22 Kurzdistanz-Projektoren inklusive Tafeln 134 046 Euro, 230 902 Euro für 324 Notebooks, und für 276 Dokumentenkameras dürften noch einmal rund 171 000 Euro fällig werden. Die georderten Geräte werden aber nicht in einem Rutsch angeliefert, sondern jeweils sukzessive bezogen, sobald die technischen Voraussetzungen für ihre Nutzung gegeben sind. Die Elektroinstallationen wie Leitungsnetz, Datendosen, Datenschränke mit den Patchpanel, also das passive Datennetz inklusive der Wlan-Accesspoints müssen zunächst auf den im Digitalpakt geforderten Standard gebracht. Das geschieht nach Angaben der Kreisverwaltung in zwei Vergabeblöcken ebenfalls mit Digitalpaktmitteln von etwa 2,4 Millionen Euro. Dabei werden die Schulen in zwei Blöcke zusammengefasst, die je gemeinsam abgearbeitet werden. In einem Wlan ist ein Access Point (AP) eine Station, die Daten empfängt und sendet. Ein Access Point verbindet Anwender mit anderen Nutzern im Netzwerk und kann auch als Verbindungspunkt zwischen dem Funknetz und dem drahtgebundenen Netzwerk (LAN) fungieren. Den ersten Block, der bis November 2021 abgearbeitet werden soll, bilden KGS Schneverdingen, KGS Schwarmstedt, Förderschule Schwarmstedt, Gymnasium Walsrode, Gymnasium Soltau, die Oberschulen Walsrode und Bad Fallingbostel sowie die BBS Soltau. Ein Jahr länger wird es nach Angaben der Verwaltung bis zur Fertigstellung von Netzwerken und Wlan im Block 2 dauern, den die Grund- und Oberschulen Neuenkirchen, Bispingen und Rethem, das Gymnasium Munster, das Schulzentrum Munster, die Oberschulen Soltau, Bomlitz und Hodenhagen, die BBS Walsrode und die Förderschule Walsrode bilden. Zusätzlich zu dem auf fünf Jahre ausgelegten Digitalpakt wurde aufgrund der Erfahrungen der coronabedingten Schulschließungen ein Fördertopf für die kurzfristige Beschaffung von Digitalgeräten eingerichtet. Die Geräte werden Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt, die sonst nicht am Homeschooling teilnehmen könnten, weil häusliche PC, Notebooks oder Tabletrechner von Familienangehörigen in Beschlag genommen werden oder gar nicht vorhanden sind.
Abfrage zeigt einen erheblichen Bedarf
Da hat eine Abfrage bei den Schulen eine erhebliche Gerätelücke offenbart. Damit sie zügig geschlossen werden kann, wurden die üblichen behördlichen Beschaffungsmechanismen außer Kraft gesetzt: „Aufgrund der besonderen Dringlichkeit folgte eine Verhandlungsvergabe ohne Teilnahmewettbewerb nach § 8 Abs. 4 Nr. 9 Unterschwellenvergabeverordnung um drei Angebote einzuholen“, heißt es in bestem Verwaltungsdeutsch in den Beratungsvorlage zum Schulausschuss. Im Rahmen dieses Sonderprogramms wurden 1476 Ipads bestellt, von denen bereits 1400 angeliefert und größtenteils an die Schulen weitergereicht wurden. Die verbleibenden 76 Ipads sollen im Laufe der Herbstferien eintreffen. Ebenfalls geliefert und bereits an die Schulen verteilt wurden 52 Notebooks.