Lockdown ist „eine Vollkatastrophe“

Der Einzelhandel reagiert mit kreativen Lösungen auf den Lockdown: Beim Blumenhaus Schulz in Munster gibt es einen Blumen-Drive-In.

Der Einzelhandel reagiert mit kreativen Lösungen auf den Lockdown: Beim Blumenhaus Schulz in Munster gibt es einen Blumen-Drive-In.

Heidekreis. Blumen im Drive-in: Der harte Lockdown seit dem 16. Dezember lässt die Betriebe in der Region kreativ werden. Trotz der Schließung des Geschäfts in Breloh hat das Team vom Blumenhaus Schulz viel zu tun. Während im ersten Lockdown nur Außer-Haus-Lieferungen erlaubt waren, gibt es nun auch diese Möglichkeit per Drive-in, solange es kontaktlos erfolgt.

„Wir wurden darüber vom Fachverband deutscher Floristen informiert“, erklärt Annemarlen Grünhagen vom Blumenhaus. Und nun stehe das Telefon nicht mehr still. Im Schaufenster können Sträuße, Gestecke oder Keramikfiguren ausgewählt und telefonisch bestellt werden. Die Übergabe erfolge an einem vereinbarten Termin. Verkaufsgespräche fänden nun per Telefon, E-Mail oder auf Facebook statt. Grünhagen sagt, sie schicke bei Bedarf sogar Bilder von den gewünschten Produkten. „Das ist wesentlich mehr Aufwand.“

„Regional einkaufen geht auch online“

Viele Munsteraner Geschäfte haben einen Lieferservice eingerichtet oder bieten Telefonberatungen an, weiß Sabine Rothmann, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Munster. Dennoch sei der Lockdown mitten im Weihnachtsgeschäft „eine Vollkatastrophe“. „Man müsste mehr darauf achten, wo sich die Leute anstecken“, so Rothmann. Schon im Teil-Lockdown seien die Zahlen nicht runtergegangen, obwohl die Gastronomie geschlossen war. „Die Leute treffen sich Zuhause.“ Mit dem harten Lockdown ruiniere man die Innenstädte. Die Entwicklung, online zu kaufen, werde dadurch verstärkt.

Den Onlinehandel als Gewinner des Lockdowns sieht auch Marian Groß, Vorsitzender der Handels- und Gewerbevereins Schneverdingen. Da, wo es möglich sei, werde über den Internetauftritt verkauft und ein Lieferservice angeboten. Doch es sei schwer, so schnell etwas aus dem Hut zu zaubern. Alle hätten darauf gehofft, noch bis Weihnachten öffnen zu können. Nun breche die umsatzstärkste Woche des Jahres weg. „Das ist finanziell ziemlich dramatisch, und der Onlinehandel profitiert.“

Ganz unterschiedlich sieht Hans-Jürgen Lange von der Interessengemeinschaft (IG) Handel und Gewerbe Soltau die Situation des Einzelhandels. Branchen wie Elektronik oder Sportartikel seien aktuell in der Pandemie gefragt, spezialisierte Geschäfte hätten hingegen ein Riesenproblem.

Der Inhaber von Intersport Lange in Soltau und Schneverdingen wolle den Vorwurf nicht gelten lassen, der Einzelhandel sei selber schuld, wenn er sich nicht online präsentiere. „Wir wollen den Kunden ein Erlebnis und eine direkte Beratung bieten.“ Im Rahmen ihrer Möglichkeiten präsentiere sich der Soltauer Einzelhandel digital. „Aber ein Online-Handel ist eben auch nicht so nebenbei gemacht und nicht für alle möglich.“

Er habe bereits im Sommer eine Entwicklung bemerkt, dass ein Umdenken stattfinde und die Leute wieder regional einkaufen wollten. „Regional einkaufen geht auch online“, ermuntert Lange. Der Gewerbeverein Bispingen hatte Anfang Dezember den ersten Bispinger Online-Weihnachtsmarkt ins Leben gerufen. Die Angebote der Betriebe seien mit dem Lockdown ab dem 16. Dezember angepasst worden, erläutert der Vorsitzende des Gewerbevereins Matthias Sorge. Doch das sei ganz unterschiedlich möglich.

Für solche Aktionen müssten die Vereinsmitglieder Eigeninitiative zeigen. „Es gibt ja Möglichkeiten, wie zum Beispiel Gutscheine kontaktlos zu verkaufen“, so Sorge. Doch die Händler lebten davon, ansprechbar zu sein.

Ansprechbar will auch das Team vom Blumenhaus Schulz bleiben. Die vielen positiven Rückmeldungen belohnten den Einsatz des Munsteraner Unternehmens. „Es läuft gut an“, sagt Grünhagen. Zumindest etwas, wenn das Weihnachtsgeschäft komplett wegbricht.

 
 
Artikel des TagesEske Hansen